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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Flügeln.
    Birdie fing an zu schnurren. Ich sah ihn erstaunt an.
    »Bird mag ihn«, sagte Ryan.
    »Ich kann mich doch nicht mit einer Katze und einem Vogel in den Flieger setzen.«
    »Ich habe einen Plan.«
    Ich schaute Ryan an.
    »Wohn bei mir.«
    »Was?«
    »Zieh bei mir ein.«
    Ich war schockiert. Der Gedanke eines Zusammenlebens war mir noch nie gekommen.
    Wollte ich mit Ryan zusammenleben?
    Ja. Nein. Ich hatte keine Ahnung.
    Ich suchte nach einer passenden Antwort. »Vielleicht« war etwas stillos, »Nein« dagegen klang ziemlich endgültig.
    Ryan drängte mich nicht.
    »Plan B. Gemeinsames Sorgerecht. Wenn du unten im Süden bist, kommt Charlie zu mir.«
    Ich schaute den Sittich an.
    Er war wirklich wunderschön.
    Und Birdie mochte ihn.
    Ich streckte die Hand aus. »Abgemacht.«
    Wir schüttelten uns die Hände.
    »Plan A bleibt aber auf dem Tisch.«
    Mit Ryan zusammenleben? Vielleicht, dachte ich.
    Nur vielleicht.
     
    An diesem Nachmittag beschloss ich, mein Büro zu besuchen. Ich war etwa eine Stunde dort, als das Telefon klingelte.
    »Dr. Brennan?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Pamela Lindahl. Ich bin Psychiaterin und vom Sozialdienst Tawny McGee zugewiesen, um sicherzustellen, dass sie eine angemessene Diagnose und Behandlung erhält. Sind Sie in fünfundvierzig Minuten noch in Ihrem Büro?«
    »Ja.«
    »Ich würde gern auf einen kurzen Besuch vorbeischauen. Könnten Sie den Sicherheitsdienst bitten, mich durchzulassen?«
    »Natürlich.«
    Kaum hatte ich aufgelegt, wünschte ich mir, ich hätte nicht zugestimmt. Obwohl ich natürlich wusste, wie wichtig es war, dass die behandelnden Spezialisten alle verfügbaren Informationen erhielten, fühlte ich mich noch nicht stark genug, um mir all die Verderbtheit und das Böse dessen, was ich gesehen hatte, wieder in Erinnerung zu rufen und darüber zu berichten. Ich dachte kurz daran, Dr. Lindahl anzurufen und sie zu bitten, nicht zu kommen, doch dann siegte mein Pflichtgefühl, ich rief den Sicherheitsdienst an und machte mir im Geist eine Liste der Dinge, die ich der Ärztin erzählen konnte.
    Vierzig Minuten später klopfte es an meiner Tür.
    » Entrez. «
    Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen in einem Trenchcoat und einer braunen Baskenmütze betrat mein Büro, gefolgt von einer älteren Frau in Wolle und ohne Kopfbedeckung. Ein Augenblick der Verwirrung, dann das Wiedererkennen.
    »Hallo, Tawny«, sagte ich zu dem Mädchen, ging um meinen Schreibtisch herum und streckte beide Arme aus.
    Tawny schrak leicht zurück und ließ ihre Hände unten.
    Ich faltete die Hände vor dem Bauch und sagte: »Ich bin sehr froh, dich zu sehen. Ich wollte dir dafür danken, dass du mir das Leben gerettet hast.«
    Zuerst keine Reaktion, dann: »Sie haben mir das Leben gerettet.« Noch ein Zögern. Dann, langsam und stockend: »Ich habe um diesen Besuch gebeten, weil ich will, dass Sie mich sehen. Ich will, dass Sie sehen, dass ich ein Mensch bin und nicht nur eine Kreatur in einem Käfig.«
    Als ich nun auf Tawny zuging, wich sie nicht zurück. Ich umarmte sie und drückte meinen Kopf an ihren. Gefühle für Tawny und Katy und junge Frauen überall auf der Welt, ob geliebt oder misshandelt, überwältigten mich, und ich fing an zu weinen. Tawny weinte nicht, aber sie wehrte sich auch nicht gegen die Umarmung.
    Ich ließ sie los, trat einen Schritt zurück und fasste ihre Hände.
    »Ich habe dich nie anders denn als einen Menschen gesehen, Tawny, und das tun auch die Leute, die dir jetzt helfen. Und ich bin mir sicher, deine Familie freut sich schon sehr darauf, dich wiederzuhaben.«
    Sie schaute mich an, ließ die Hände sinken und trat zurück.
    »Auf Wiedersehen, Dr. Brennan.« Ihr Gesicht war ausdruckslos, aber in ihren Augen war eine Tiefe, die ganz anders war als das leere Starren, das ich vor wenigen Tagen gesehen hatte.
    »Auf Wiedersehen, Tawny. Es hat mich sehr gefreut, dass du gekommen bist.«
    Dr. Lindahl lächelte mich an, und die zwei Frauen wandten sich zum Gehen.
    Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl fallen, erschöpft, aber auch froh.

40
    Die Ferien kamen und gingen. Die Sonne ging auf und unter in einem Winter voller Montage.
    In einer der Dutzenden von Kisten, die man im Keller an der de Sébastopol sichergestellt hatte, fanden die Ermittler ein Tagebuch. Das Tagebuch enthielt Namen. Angela Robinson, Kimberley Hamilton, Anique Pomerleau, Marie-Joëlle Bastien, Manon Violette, Tawny McGee.
    LSJML-38 427 wurde identifiziert als Marie-Joëlle Bastien, ein
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