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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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schmollt.«
    Claudel nahm eine Akte aus seinem Eingangskorb, stand auf, und zu dritt marschierten wir in ein Befragungszimmer.
    »Wie ich sehe, wurde mein Slip als Beweismittel requiriert.«
    Meine Stimme hätte Eiscreme eine Woche lang gefroren halten können.
    »So was spricht sich herum«, sagte Claudel.
    »Allerdings.«
    »Wir waren das nicht, Doc«, fügte Charbonneau hinzu. »Ehrlich.«
    Irgendwie glaubte ich ihm das sogar.
    Wir setzten uns an einen abgenutzten Behördentisch.
    »Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser«, sagte Claudel.
    »Ja.« Hatte Claudel wirklich seinen teuren Kaschmirmantel geopfert, um mich zu wärmen? »Vielen Dank für Ihren Mantel.«
    Claudel nickte.
    Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen.
    »Menard ist tot?«, fragte ich.
    Claudel nickte noch einmal.
    »Wie können Sie da sicher sein?«
    Claudel öffnete seine Akte und schob ein Foto über den Tisch. »Das da haben wir in Menards Haus in Vermont entdeckt.«
    Das Foto war schwarzweiß, das Bild stand schief auf dem Abzug, wie bei einem Amateurschnappschuss. Obwohl schon etwas verblasst, war das Motiv noch deutlich zu erkennen. Ein großer, dünner Mann in einem flachen Grab, die Knie angezogen, die Handgelenke an die Füße gefesselt. Das Gesicht war zwar im Tod entstellt, aber unverkennbar Menards.
    Ich drehte den Abzug um. Auf die Rückseite hatte jemand die Initialen S. M. und das Datum 26.9.85 geschrieben.
    »Catts hat Menard in Kalifornien im September 1985 umgebracht? Und das Foto der Leiche aufgehoben?«
    »Der Sheriff wird in der Umgebung von Catts’ altem Trailer ein wenig buddeln«, sagte Claudel.
    »Angela Robinson verschwand im Oktober fünfundachtzig«, sagte ich. »Laut den Nachbarn kehrte Menard im folgenden Januar nach Vermont zurück.«
    »Nur dass es nicht Menard war.« Charbonneau legte die Unterarme auf den Tisch und beugte sich vor. »Wir glauben, dass Catts die Inspiration für seine kleine Horror-Show bekam, als er die Medienberichte über die Cameron Hooker/Colleen Stan-Sache verfolgte. Der Scheißkerl war in Yuba City, ganz in der Nähe von Red Bluff. Die Presse triefte doch vor Schauergeschichten über ›das Mädchen in der Kiste‹.«
    »Ungefähr zu dieser Zeit freundete Catts sich mit Stephen Menard an«, ergänzte Claudel. »Catts wollte Hookers Fehler, in der Nähe des Entführungsorts zu bleiben, nicht wiederholen, und deshalb war Menards Farm die perfekte Lösung für das Ausleben seiner Phantasien. Catts brachte Menard um und wartete dann auf sein Opfer.«
    »Angie Robinson«, sagte ich.
    »Catts verschleppte Robinson und brachte sie nach Vermont«, fuhr Claudel fort. »Dort nutzte er dann seine Ähnlichkeit mit dem Menard-Jungen aus.«
    »Ließ sich leuchtend orangene Dreadlocks und einen Bart wachsen und hielt sich von den Einheimischen fern«, sagte ich.
    »Genau.« Charbonneau stach mit dem Finger in die Luft und lehnte sich dann wieder zurück.
    »Warum hat er Vermont verlassen?«, fragte ich.
    »Vielleicht wurde Catts nervös. Es musste doch einige Leute gegeben haben, die den echten Menard tatsächlich gekannt hatten«, bemerkte Claudel. »Vielleicht starb aber auch Angie.«
    »Nach meiner Einschätzung lebte Angie ungefähr bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr. Das würde uns ins Jahr 1988 bringen, das Jahr, in dem Oma und Opa Corneau getötet wurden.«
    »Ja«, schnaubte Charbonneau. »Wir werden uns diese Ruine noch einmal ganz genau anschauen.«
    »Vielleicht gefiel Catts der Gedanke eines Landes ohne Todesstrafe. Vielleicht glaubte er, ein Grenzübertritt würde seine Spuren verwischen. Vielleicht dachte er sich auch, dass Menard in Montreal niemand kannte. Aus welchem Grund auch immer, er hat seine Zelte abgebrochen und ist nach Norden gezogen.« Claudel.
    »Mit Angie oder ihrer Leiche.«
    »Der Mistkerl täuscht die Testamentsvollstrecker mit seiner angenommenen Identität, wird frankophon, nennt sich Stéphane Ménard, mietet den Laden von Cyr und eröffnet ein Geschäft wie das in Yuba City.« Charbonneau.
    »Sammlerstücke«, sagte ich.
    »Das perverse Schwein war wirklich ein Sammler.«
    Claudel schob ein zweites Foto über den Tisch.
    Ein SIJ-Stempel identifizierte den Schnappschuss als Tatortfoto. Das Hauptmotiv war ein mit Filz bespanntes Brett. Auf dem Brett lagen drei menschliche Ohren, zwei vollständig, eines nur als Teilstück. Die Ohren waren mit Nadeln befestigt wie Schmetterlinge.
    Mir wurde schlecht.
    »Dieser kranke Spinner hat Körperteile seiner Opfer
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