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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal
Autoren: Dietmar Lykk
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sicher etwas Näheres sagen können. Ich such mal nach seinen Papieren.« Er öffnete die Einbauschränke und leuchtete mit einer Stablampe hinein. »Sieht nicht nach Raub aus. Hier liegen Geldscheine rum.«
    Â»Kommt darauf an, wer der Hase ist …«, antwortete Malbek nachdenklich.
    Prebling sah ihn fragend an.
    Â»Ich meine den Reim hier auf dem Zettel!«, sagte Malbek. »Das hört sich an wie die Aufforderung zu einer Jagd! Was war mit den Geldscheinen?«
    Â»Hier in den Oberschränken hat er ein bisschen Bargeld. Schätze, so zweihundertfünfzig Euro. Und hier …«, Prebling fasste tief in den Schrank hinein, »… ist sein Personalausweis. Ziemlich speckig und klebrig.« Er reichte ihn Malbek.
    Â»Peter Arens. Er hat sich also mit seinem richtigen Namen eingetragen«, sagte Malbek mehr zu sich selbst.
    Â»Trotzdem könnte es ein Kinderreim sein«, sagte Prebling.
    Â»Was?«, fragte Malbek irritiert.
    Â»Ich meine den Reim auf dem Zettel«, antwortete Prebling über die Schulter und suchte weiter in den Hängeschränken.
    Â»Ja, Sie haben recht«, sagte Malbek nachdenklich. »Grimms Märchen sind auch nichts für Kinder.« Er hielt den Zettel in der Plastikhülle näher an seine Augen. »Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass sich das überhaupt nicht gut anhört.«
    Er reichte Prebling die Plastiktüte und den Ausweis zurück.
    Â»Ich würde gerne mal in den Kühlschrank sehen«, sagte Malbek. »Meinen Sie, ich kann hier mal einen Spagat machen?«
    Prebling nickte. Malbek hatte sich vorsichtig breitbeinig über den Toten gestellt. Im Kühlschrank sah Malbek vier Dosen Bier. Eine geöffnete Packung Käse, eine Packung Schnittbrot. Und eine geöffnete Dose Ravioli.
    Â»Fotos auch vom Kühlschrankinhalt nicht vergessen«, sagte Malbek. »Und Fingerabdrücke auf dem Griff suchen. Und die Wohnwagentür! Sie war verschlossen, als ich hier ankam. Aber man wusste, dass sich im Wohnwagen ein Toter befindet. Ich vermute, sie war offen und jemand hat sie verschlossen, um die Gaffer vom Tatort fernzuhalten.«
    Â»Wir versuchen es. An solchen Türgriffen haben wir oft ein sehr arbeitsintensives Mischspurenprofil«, sagte Prebling. Er winkte seinen vor dem Wohnwagen wartenden Beamten heran. Malbek verstand es als Aufforderung, den Wohnwagen zu verlassen, damit sie ihre Arbeit machen konnten. Denn für mehr als zwei wurde es an diesem Tatort zu eng. Inzwischen war ein Flatterband um den Wohnwagen gezogen und ein Sichtschutz aufgestellt worden.
    Malbek fragte sich, warum ausgerechnet auf diesem, »seinem« Campingplatz so etwas passierte. Nach der Trennung von seiner Freundin Jette hatte er zunächst auf einem Campingplatz an der Schleibrücke bei Lindaunis einen Standplatz gehabt. Das war ungefähr zwanzig Minuten von Moerksgaard entfernt, Jettes Wohnort. Zu wenig offensichtlich.
    Drei Wochen nach seinem »Einzug« auf dem neuen Stellplatz bei Lindaunis sah er sie nur vier Stellplätze weiter bei einem abendlichen Umtrunk mit ein paar Leuten, die Malbek Gott sei Dank nicht kannte. Er verzichtete auf die von ihm geleistete Vorauszahlung für ein Jahr Stellplatzmiete und fuhr noch am selben Abend in Richtung Kiel. Und kam an der Eckernförder Stadtgrenze an diesem Campingplatz vorbei und erhielt sofort einen Standplatz.
    Die Trennung von Jette geschah schnell und unerwartet. Malbek entdeckte, viel zu spät, eines Tages, dass sie Koks konsumierte und sich mit einem der Dealer eingelassen hatte. Da er damals mit seinem Wohnmobil auf eigenem Grundstück direkt neben ihrer Reetdachkate wohnte, gab es nur eins: weg, nur weg, so schnell wie möglich. Und da kam ihm die freie Parzelle hier sehr gelegen.
    Der Platz lag zwischen der Bundesstraße 76 und der Eckernförder Bucht, gegenüber der Einfahrt zum Gut Altenhof, nur zwanzig Minuten bis Kiel, seinen Arbeitsplatz in der Bezirkskriminalinspektion. Etwas für die übermüdeten Touristen, die ihren Tagestörn nicht geplant hatten und dankbar waren, ohne lange Fahrerei einen Schlafplatz neben der Straße gefunden zu haben. Dass es hier nicht so war wie auf den anderen Campingplätzen, merkte er nach wenigen Tagen beziehungsweise Nächten.
    Jetzt waren Monate vergangen, und er war immer noch hier. Obwohl der Platz für die meisten Dauercamper Zufluchtsort war, Geheimtipp für
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