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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Autoren: Linda Fairstein
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die Knie und beachtete mich nicht mehr. Ihre markerschütternden Schreie hatten die Tauben aufgescheucht, die am Rand des kaputten Dachfensters nisteten. Der Rauch aus dem Revolver stieg nach oben und verbreitete einen beißenden Geruch.
    Ich ließ Chet Dobbis’ Arm los und lief zu Mona Berk und Ross Kehoe. Das surrende Geräusch an der Tür machte mir Mut.
    Als ich an der Bar vorbeilief, packte ich eine Kristallkaraffe und zerschmetterte sie an der Marmorplatte. Mit dem abgebrochenen Karaffenhals in der Hand rannte ich zu Mona Berk, die jetzt schluchzend neben dem am Boden liegenden Kehoe saß, der keinen Ton von sich gab.
    »Der Revolver ist leer, Mona«, sagte ich. »Legen Sie ihn hin.«
    Sie sah mich nicht an. Sie wirkte wie gebannt von der Blutlache, die sich neben Kehoes Brust gebildet hatte und sich auf sie zubewegte.
    »Fallen lassen«, wiederholte ich, wild entschlossen, ihr die Waffe abzunehmen, bevor jemand in den Raum kam.
    Als ich näher kam, sah ich, wie sich Kehoes Brustkorb hob und senkte. Aber Mona konnte ihren Blick nicht von dem Blutrinnsal abwenden, das ihr Knie erreicht hatte und ihre Hose mit Blut tränkte.
    Ich ging noch ein paar Schritte näher auf sie zu. Sie hob den Kopf und fauchte mich an. Sie brachte kein Wort heraus, sondern stieß nur einen unartikulierten Schrei aus. Als sie die rechte Hand mit der Waffe hob, war ich mit einem Satz bei ihr und gab ihr einen Stoß. Der Revolver fiel zu Boden und rutschte unter das einige Meter entfernte Bett. Die Kristallkaraffe fiel mir genau in dem Moment aus der Hand und zersplitterte in tausend Stücke, als Mona das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden direkt in den Glassplittern landete.
    Während sie sich vor lauter Schmerzen wand und vergeblich versuchte, sich die Glassplitter vom Hals zu wischen, nahm ich den Revolver an mich und lief an die Tür, die unsere Retter bereits einen Spaltbreit geöffnet hatten. Dann löste ich Chet Dobbis’ Fesseln, untersuchte seine Schulter und versicherte ihm, dass alles gut werden würde, während ich abwartete, bis das schwere Gerät die eiserne Eingangstür zu der herrlichen alten Kuppel des Mekka-Tempels öffnete.

46
    »Ihr habt euch aber Zeit gelassen.«
    Wir saßen im Revier von Midtown North, ein paar Blocks vom City Center entfernt. Es war fünf Uhr morgens, so ziemlich der einzige Zeitpunkt, zu dem man in Manhattan nirgendwo etwas zu trinken bekam.
    »Mercer stand vor einer schwierigen Entscheidung. Seine Kollegen vom Sonderdezernat hatten Ramon Carido in einer Obdachlosenunterkunft in Queens gefunden, und sie wollten, dass er ihn festnimmt. Wir dachten, das wäre eine gute Neuigkeit für dich, falls wir dich jemals finden würden. Battaglia hatte solche Angst um dich - oder vielleicht auch vor der Presse -, dass er selbst mit Interpol telefoniert hat. Die türkischen Polizisten wissen, wo Dr. Sengors Eltern wohnen, und werden dem perversen Schwein bald die Handschellen anlegen. Und was Ralph Harney angeht - die Mordkommission der Bronx hat ihn noch mal zur Vernehmung aufs Revier zitiert. Es ist ein Hattrick. Keine schlechte Nacht.«
    »Warum beantwortest du meine Frage nicht?«
    »Das weißt du doch, Coop. Die Detectives müssen dich erst vernehmen.«
    »Raus mit der Sprache! Wo seid ihr die ganze Zeit gewesen?«
    »Großes Geheimnis. Top Secret. Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Wart ihr mit den Emergency Services in der Kuppel?«
    »Ich wollte direkt hinter den Jungs von der ESU sein. Sobald sie die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatten, wollte ich dir ein Stichwort zurufen, Coop. Final-Jeopardy-Antwort. Aber in der Kuppel war kein Platz für mich. Hey, Loo, haben Sie hier irgendwo eine Flasche Scotch versteckt? Blondie hat’s verdient.«
    »Also wie lautete die Antwort?«, fragte ich. »Welchen Hinweis wolltest du mir geben?«
    »Phoebe Moses. Das war die Antwort.«
    »Du gewinnst, Mike. Das hätte mir nicht geholfen.« Ich rieb mir die Augen und versuchte mich zu beruhigen.
    »Du kennst Phoebe Moses nicht? Dann schuldest du mir zwanzig Kröten.« Er goss die goldfarbene Flüssigkeit in einen Kaffeebecher, mit dem Bild eines Ermittlers, der sich über eine Leiche beugt, und darunter der vertraute Slogan: Unser Tag beginnt da, wo Ihrer endet.
    »Mercer?«
    »Meine zwanzig Dollar gehören dir auch.«
    »Wer war Annie Oakley? Ich dachte mir, wenn ich dir das sagen würde, könnte ich dir meine Waffe zuwerfen. Ich dachte mir, wenn du noch am Leben bist, würdest du meinen Hinweis richtig deuten
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