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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Autoren: Linda Fairstein
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Mercer die nächsten Schritte einleitete.
    »Selim fragte mich, ob wir schon Pläne für unseren New-York-Besuch geschmiedet hätten, und was wir uns ansehen wollten. Fragen dieser Art.«
    »Hat er etwas gesagt - irgendetwas -, das Ihnen das Gefühl gab, er sei privat oder sexuell an Ihnen interessiert?«
    Ihre Antwort kam schnell und bestimmt. »Nein.« Sie sah mich mit großen Augen an, wie um meine Reaktion abzuschätzen.
    »Keine unangemessenen Bemerkungen?«
    Sie überlegte kurz. »Er fragte mich, warum mein Freund nicht mitkommt. Ich sagte ihm, dass ich keinen hätte. Ach ja. Dann wollte er noch wissen, ob ich gerne Marihuana rauche, weil er uns welches besorgen könnte.«
    Mercer schüttelte den Kopf. Das hörte er zum ersten Mal. Es war vielleicht nicht unbedingt von Bedeutung, erinnerte uns aber daran, dass wir auf der Suche nach der Wahrheit nach allen möglichen Dingen fragen mussten, mochten sie unseren Zeuginnen auch noch so irrelevant erscheinen.
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Dass ich kein Gras mag, dass mir davon schlecht wird.«
    »Sind Sie davon ausgegangen, etwas gemeinsam mit ihm zu unternehmen, Jean?«
    »Überhaupt nicht. Dr. Sengor - Selim - sagte, er wäre den ganzen Tag im Krankenhaus und abends meistens bei seiner Freundin. Ich hielt ihn einfach für einen netten Mann, der uns bei sich übernachten lässt.«
    Im Verlauf meiner Karriere als Staatsanwältin hatte ich es meistens mit Frauen zu tun, deren nette Bekanntschaften etwas anderes im Sinn hatten. Für den Geschmack von Cops, Staatsanwälten und auch Geschworenen in Manhattan waren die jungen Leute westlich des Hudson River und nördlich der Bronx oft etwas zu vertrauensselig.
    »Also hat er sich Ihnen in keiner Weise genähert?«
    Jean rang sich ein Lächeln ab. »Nicht bevor ich in der ersten Nacht ins Bett gehen wollte.«
    »Was ist da passiert?«
    »Als wir bei ihm ankamen, war es schon nach neun Uhr abends. Wir machten es uns gemütlich und plauderten noch ungefähr eine Stunde. Über alles Mögliche. Über Psychologie und wie anstrengend das Studium ist und unsere ersten Eindrücke von der Stadt. Als Cara ins Badezimmer gegangen war, um zu duschen, setzte sich Selim neben mich auf die Couch und wollte mich befummeln.«
    »Erzählen Sie Alex genau, wie er dabei vorgegangen ist«, bat Mercer, der ihr diese Fakten heute schon einmal entlockt hatte.
    Jean war eine gut gebaute junge Frau, mit ihren über ein Meter siebzig fast so groß wie ich, aber viel üppiger. »Ich war müde von der langen Busfahrt und legte meinen Kopf auf ein Kissen. Selim versuchte mich zu küssen - auf den Mund - und fummelte mit der Hand an meinem Busen herum.«
    »Wie haben Sie sich verhalten?«
    »Ich habe ihn weggedrückt und bin aufgestanden. Dann habe ich ihn um ein Telefonbuch gebeten, um ein Hotel für uns zu suchen.«
    »Wie hat er darauf reagiert?«
    »Es tat ihm schrecklich Leid, und er bat mich vielmals um Entschuldigung. Er sagte, dass er meine Körpersprache fehlinterpretiert hätte. Er flehte mich an, Cara nichts davon zu erzählen, und meinte, in seiner Heimat -«
    »In seiner Heimat?«, fragte ich.
    »Selim kommt aus der Türkei. Er sagte, wenn das dort jemand seiner Schwester antäte, würde man denjenigen auf dem Stadtplatz an den Pranger stellen.«
    Zweifellos würde man ihm auch eine Hand und sein bestes Teil abhacken. »Also sind Sie geblieben?«
    »Von da an verhielt er sich wie ein perfekter Gentleman. Ich dachte, er wollte mich nur testen. Das ist mir schon öfter passiert. Wahrscheinlich glaubte ich deshalb, die Situation im Griff zu haben.«
    »Und Cara?«
    Jean errötete. »Das müssen Sie sie selbst fragen.«
    Wie ich bereits von Mercer wusste, hatte Selim Sengor es auch bei Cara versucht, nachdem Jean zu Bett gegangen war. Sie hatten sich noch eine Weile im Wohnzimmer unterhalten und geküsst, aber weiter wollte Cara nicht gehen. Noch ein Grund, weshalb wir die Zeugen getrennt vernahmen. Sie waren dann ehrlicher zu uns. Cara gab sich womöglich die Schuld für das, was später geschehen war - eine bedauerliche, aber typische Reaktion, wenn es in gegenseitigem Einvernehmen zu ersten sexuellen Kontakten gekommen war. Vielleicht hatte sie Jean sogar nicht die ganze Wahrheit gesagt.
    »Haben Sie sich während der Woche mit ihm getroffen?«
    »Nein. Die vorletzte Nacht hat er bei seiner Freundin verbracht. Wir haben ihn kaum gesehen.« Sie knabberte an ihrer Nagelhaut, bis sie merkte, dass ich ihr dabei zusah. Sie richtete sich auf
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