Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Chapman rief Mercer Wallace zu: »Deine Zeugin hier drinnen wird allmählich unruhig. Sie will wissen, wann ihr euch den Kerl schnappt.«
    Ich ging den Gang hinunter, um Mike zu begrüßen. Ich hatte ihn seit Wochen nicht gesehen. Es war schön, ihn wieder in seinem vertrauten Umfeld zu sehen - sein dichter schwarzer Haarschopf, seine große, schlanke Gestalt, seine persönliche Uniform aus Jeans und marineblauem Blazer. Fehlte nur noch sein ansteckendes Grinsen, das mich in den zehn Jahren unserer Zusammenarbeit durch alle Höhen und Tiefen begleitet hatte.
    »Hey, Fremder. Seit wann bist du wieder da?«
    »Ich habe schon seit Wochen die Nachtschicht. Ich brauche nicht viel Schlaf, also kann ich mich genauso gut irgendwo herumtreiben.«
    »Mercer und ich müssten in circa zwei Stunden hier fertig sein - so gegen zwei Uhr. Können wir dich danach auf einen Happen einladen?«
    Mike setzte sich, mir den Rücken zugewandt, an seinen Schreibtisch, legte die Füße auf die Tischplatte und blätterte in seinem Kalender. Ich setzte mich an einen freien Arbeitsplatz neben seinem und fing an, den Text für das Telefonat aufzuschreiben, das Jean Eaken mit Dr. Sengor führen sollte.
    »Ich bleibe hier«, sagte Mike. »Gerade kam eine Meldung rein, da kann ich nicht weg.«
    Eine Meldung war keine offizielle Anzeige, sondern eine Mitteilung über ein ungewöhnliches Ereignis.
    »Was ist so wichtig, dass du dir dafür das öligste Speckomelett in Harlem entgehen lässt?« Ich wollte meinem Lieblingsdetective und immer noch trauerndem Freund ein Lächeln entlocken.
    »Etwas, das dich als Ballettratte interessieren könnte. Womöglich ist ein Schwan ausgeflogen. Lieutenant Peterson will, dass ich in Bereitschaft bin.«
    »Wovon redest du?«
    »Sagt dir der Name« - Mike sah auf seine Notizen - »Talja, Talja Galinowa etwas?«
    »Natalja Galinowa.« Die weltberühmte Tänzerin, die in einem einzigen Monat mehr Vorhänge bekam als die meisten anderen Künstler in ihrem ganzen Leben, machte ebenso durch ihre künstlerische Virtuosität wie durch ihre überirdische Schönheit und ihre divenhaften Allüren von sich reden. »Sie gibt diese Woche ein Gastspiel mit dem Royal Ballett im Lincoln Center.«
    »Na ja, irgendwann zwischen dem zweiten Akt und dem letzten Vorhang hat sie heute Abend einen Houdini-reifen Abgang hingelegt. Loo und ich haben dieses Wochenende was anderes zu tun, als mit dir zu frühstücken. Wenn du mich fragst, hoffe ich nur, dass sich der vermisste Schwan nicht noch als tote Ente entpuppt.«

2
    »Hallo, Selim? Ich habe dich hoffentlich nicht aufgeweckt. Hier ist Jean.«
    »Jean? Wo bist du?«
    Wir saßen in einem Zimmer mit zwei Telefonapparaten, von denen einer mit einem Digitalrekorder verbunden war, damit ich das Gespräch mithören und meiner Zeugin gegebenenfalls weitere Instruktionen erteilen konnte. Es war Viertel vor eins.
    »Ich bin am Busbahnhof und -«
    »Wolltet ihr nicht den Bus um drei Uhr nachmittags nehmen?«, unterbrach Selim. Er sprach mit einem starken Akzent.
    »Ja, aber Cara und mir ging es heute nicht so gut. Uns war übel und schwindlig. Uns war nicht nach einer zehnstündigen Busfahrt zu Mute.«
    »Aber ihr wollt doch heute noch weg, oder?«
    »Der nächste Bus nach Toronto geht erst morgen früh.«
    »Wollt ihr noch mal hierher kommen? Ich bin noch wach. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Ihr könnt bis morgen früh hier bleiben.«
    »Nein, nein. Ich glaube, ich bringe Cara besser ins Krankenhaus. Es geht ihr wirklich sehr schlecht, und ich glaube, sie sollte sich untersuchen lassen. Ich wollte dich fragen, ob -«
    »Das würde ich an eurer Stelle bleiben lassen, Jean.« Selims Stimme klang fast wütend, und er wurde lauter. »Ich bin Arzt. Wenn du mir ihre Symptome beschreibst, kann ich vielleicht herausfinden, was nicht in Ordnung ist. Wahrscheinlich hat sie nur etwas Falsches gegessen. Ihr verschwendet eure Zeit, wenn ihr in die Notaufnahme geht. Außerdem seid ihr doch hier nicht krankenversichert, oder? Das kann sehr teuer für euch werden.«
    Er schien nach Argumenten zu suchen, um die Frauen davon abzuhalten, ins Krankenhaus zu gehen.
    »Wir haben nichts Ungewöhnliches gegessen, Selim. Wir hatten beide einen Salat. Und wir haben außer bei dir nur Mineralwasser getrunken.«
    »Vielleicht hat etwas mit dem Salat nicht gestimmt. Vielleicht hat man ihn nicht gründlich gewaschen, oder die Salatsoße war schon sauer.«
    »Grund genug, ins Krankenhaus zu gehen. Es könnte eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher