Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Lebensmittelvergiftung sein. Dort können sie wenigstens ein paar Blutuntersuchungen machen.«
    Jean lernte schnell. Ich hatte sie gebeten, Selim nicht zu sehr zu reizen, damit er nicht wütend wurde und auflegte. Bringen Sie ihn zum Reden. Bringen Sie ihn so weit, dass er davon erzählt, wie er Ihnen einen Cocktail gemixt hat.
    »Dieser Drink, den du uns gegeben hast, hat etwas komisch geschmeckt. Gut, dass ich nicht mehr davon getrunken habe.«
    »Hm.«
    Ein »Hm« half mir nicht weiter. Ich kritzelte etwas auf einen Zettel, den ich Jean hinschob. Ich wollte im Protokoll festhalten, dass sie tatsächlich nicht mehr Alkohol getrunken hatte, als sie Mercer und mir erzählt hatte. Ich wollte es von Selim hören. In der Verhandlung würde sein Verteidiger die Geschworenen natürlich davon überzeugen wollen, dass sie und Cara sturzbetrunken waren.
    »Ich meine, das weißt du doch, Selim. Ich habe doch nur ein paar Schluck getrunken. Ich habe das Glas kaum angerührt.« Jean war jetzt hellwach, den Hörer in der einen, meine Vorlage in der anderen Hand.
    »Ja, das stimmt. Vielleicht war euch vorher schon schlecht.«
    »Mir ging’s gut, als wir in die Wohnung kamen. Uns beiden ging’s gut. Ich mache mir Sorgen um Cara. Sie muss andauernd erbrechen. Jetzt sag schon, was war in dem Drink, den du uns gemacht hast?«
    »Bourbon. Nur der Bourbon, den ihr mir mitgebracht habt.«
    »Erzähl keinen Unsinn, Selim. Der Drink hatte eine ganz andere Farbe als das, was in der Flasche war. Er war ganz schaumig und weiß.« Jean mochte seine Widerrede ebenso wenig wie meine. Der Blick aus ihren grünen Augen war forsch und bestimmt.
    Er schwieg.
    »Bist du noch dran, Selim? Ich meine, ich sage Cara nichts davon, aber ich würde gerne wissen, ob wir den Bus nehmen können, ohne dass sie sich den Magen auspumpen lassen muss oder mir die ganze Zeit über in den Schoß kotzt. Bei einer so langen Busfahrt kann ich mir kaum was Schlimmeres vorstellen.«
    Noch immer Schweigen.
    »Mir geht’s schon wieder viel besser - keine Sorge. Das bleibt unter uns, aber wegen Cara musst du mir helfen.«
    Gut gemacht! Er sollte denken, dass nichts weiter geschehen sei.
    »Bourbon, und was noch?«, fragte Jean. »Ich habe den Mixer doch gehört.«
    Er lachte nervös. »Ach so, das. Ich tue meistens noch einen Schuss Likör in meinen Drink. Kennst du Bailey’s?«
    »Ja, aber ich habe noch nie welchen getrunken.«
    »Ich glaube, ihr zwei seid einfach keinen Bourbon gewöhnt.«
    »Aber wenn es nur diese Mischung gewesen wäre, hätte ich mich doch nicht so betäubt gefühlt. Geht das so schnell?«
    »Sicher. Gut möglich. Jeder reagiert anders, je nach Stoffwechsel.«
    »Wirklich?« Jean wartete einige Sekunden, bevor sie die nächste Frage stellte. Sie legte den Spickzettel vor sich, kaute an ihrer Nagelhaut und starrte auf die Tischplatte. »Selim, hast du gestern Nacht mit mir geschlafen?«
    Wieder reagierte er barsch. »Warum fragst du? Wolltest du das?«
    Ich hob die Hand, um Jean zu bremsen, aber mir war klar, dass die Antworten des Arztes sie frustrierten und dass sie wissen wollte, ob er sie vergewaltigt hatte.
    »Nein. Du weißt doch, dass ich nicht mit dir schlafen wollte. Das habe ich dir in der ersten Nacht klar und deutlich zu verstehen gegeben. Aber ich hatte einen Traum, in dem du -«
    »Vielleicht hast du den Bourbon zu schnell getrunken. Vielleicht bildest du dir etwas ein. Ich habe dich nie angerührt. Hör mal, es ist schon spät, und ich muss -«
    »Was ist mit Cara? Sie schwört, dass du mit ihr geschlafen hast.«
    Diese Formulierung hatte ich Jean eingebläut. Falls sie Selim mit einem Wort wie »Vergewaltigung« konfrontierte, hätte er sofort gewusst, dass sie von einem Verbrechen sprach. Ich hoffte, ihn durch eine harmlosere Formulierung dazu zu bringen, sich eine Blöße zu geben und zu behaupten, alles, was passiert war, sei einvernehmlich geschehen.
    »Ihr solltet besser nach Hause fahren, Jean. Du benimmst dich seltsam. Niemand wird dir glauben. Man wird glauben, dass du betrunken warst.«
    Der Anruf wurde abrupt beendet. Jean versuchte, ihn am Reden zu halten, aber Selim hatte keine Lust mehr, ihr noch länger zuzuhören.
    Ich rief Mercer auf seinem Handy an. »Wo bist du?«
    »Im Treppenhaus vor seiner Wohnung«, flüsterte er. »Ich habe noch zwei Jungs dabei, und Kerry Schreiner, für den Fall, dass seine Freundin mit in der Wohnung ist. Wir sind zu viert und bereit zum Angriff.«
    »Hat die Richterin die Nachtaktion
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher