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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch
Autoren: Amanda Stevens
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hatte, nicht die Waffe auf mich zu richten, atmete ich etwas auf. »Wissen Sie zufällig, wo ich Mr Gerrity finde?«
    »Er steht vor Ihnen.«
    Fassungslos starrte ich ihn an. »Es tut mir leid. Ich suche nach Tom Gerrity.«
    »Ich bin Tom Gerrity. Wenigstens war ich das, als ich das letzte Mal nachgeschaut habe.«
    Ich konnte nicht die geringste Ähnlichkeit entdecken zwischen diesem Mann und dem Tom Gerrity, den ich kannte. War es möglich, dass es in Charleston zwei Privatdetektive mit diesem Namen gab?
    Ich drehte mich noch einmal um und schaute das Foto an, und wieder befiel mich das Gefühl einer schicksalhaften Verstrickung.
    »Hat Hannah Fischers Mutter Sie angeheuert, damit Sie ihre Tochter finden?«, fragte ich ruhig.
    »Solche Informationen sind vertraulich«, entgegnete er. »Wenn Sie mir nicht erzählen wollen, warum Sie wirklich hier sind, dann ist unser Gespräch beendet, denke ich.«
    »Ich habe mit John Devlin am Mordfall Hannah Fischer gearbeitet.« Mein Blick fiel wieder auf das Foto. »Ich gehe davon aus, dass Sie ihn kennen.«
    Er grinste mich so verächtlich an, dass ich eine Gänsehaut bekam. »Ach ja, den kenne ich ganz gut. Was haben Sie mit ihm zu schaffen?«
    Es behagte mir nicht, wie er mich ansah. Und ebenso wenig behagte es mir, wie er über Devlin sprach, doch ich hütete mich, meinen Abscheu zu zeigen. Ich wollte ihn nicht verärgern. Noch nicht, zumindest.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, haben Detective Devlin und ich zusammengearbeitet.«
    »Aber Sie sind kein Cop.«
    »Nein. Ich bin Sachverständige.«
    Er maß mich von oben bis unten mit einem Blick, der mir genau zeigte, was er von dieser Eröffnung hielt. »Was ist das denn nun für eine Information, die Sie für mich haben?«
    »Ich fürchte, es hat da einen Fehler in der Kommunikation gegeben. Das hier ist der Mann, den ich suche.« Ich nahm das Foto vom Schreibtisch und deutete mit dem Finger auf den Mann, der sich als Gerrity ausgegeben hatte.
    Seine Augen begannen zu funkeln, und drohend trat er einen Schritt auf mich zu.
    »Was soll das   … irgendein geschmackloser Witz?«
    Ich blieb regungslos stehen. »Nein, ganz und gar nicht. Wie gesagt, es hat da anscheinend einen Fehler in der Kommunikation   …«
    Er riss mir das Foto aus der Hand und legte es mit dem Bild nach unten auf den Schreibtisch, als hätte ich ihn persönlich beleidigt, weil ich es angesehen hatte, ganz zu schweigen davon, dass ich es berührt hatte. »Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie wollen, aber sagen Sie Devlin, wenn er das nächste Mal jemanden schickt, der in meinem Büro herumschnüffelt, soll er lieber als Verstärkung mitkommen. Ich werde mir nicht die Mühe machen, Anzeige zu erstatten. Ich kümmere mich selber um das Problem. Und was Sie betrifft   …« Seine Augen verengten sich drohend. »Sie suchen Robert Fremont? Dann schlage ich vor, Sie versuchen mal, ihn auf dem Bridge-Creek-Friedhof in Berkeley County zu finden.«
    »Robert Fremont?« Wo hatte ich den Namen schon einmal gehört? Dann fiel es mir wieder ein. Robert Fremont war der Name des Polizeibeamten, der bei einem Einsatz ums Leben gekommen war. Der Mann, dessen Grab ich besondere Aufmerksamkeit schenken wollte, wie ich Gerrity versprochen hatte   – oder vielmehr dem Mann, der sich als Gerrity ausgegeben hatte.
    Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken.
    Wie konnte ich das nur übersehen? Jetzt erschien es mir ganz klar.
    Fremont war tot, und ich war sein Mittler   … zwischen dieser Welt und der anderen.

VIERZIG
    Ich saß eine Ewigkeit in meinem Wagen, bis ich es endlich wagte, den Motor anzulassen und loszufahren. Meine Hände zitterten so heftig, dass ich kaum das Steuer halten konnte.
    Wieso hatte ich nicht gemerkt, dass er ein Geist war?
    Wieso hatte ich den kalten Atem des Todes nicht gespürt? Den eisigen Schauer, der ihn umgab, ein Wesen aus dem Jenseits?
    Ein Totengeist, der sich hinter der Maske eines Menschen aus Fleisch und Blut versteckte, war in meine Welt eingedrungen, und ich hatte keine Regeln, an die ich mich hätte halten können, um mit einer solchen Wesenheit umzugehen.
    Ich blickte hinauf zum Himmel. Die Sonne schien noch, aber sie ging schon langsam im Westen unter. In wenigen Stunden würde die Dämmerung anbrechen. Das Licht würde schwächer, der Schleier würde dünner werden, und die Geister würden wieder hindurchschlüpfen. Jetzt konnte mich nichts mehr schützen außer den Wänden meines Zuhauses.
    Als ich dort ankam, schloss ich
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