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Totenflut

Titel: Totenflut
Autoren: Bent Ohle
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Du bist raus!«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Schröder das Büro. Er schlurfte unter den Blicken seiner Kollegen, die alles mitgehört hatten, in sein Büro. Er wollte nichts weiter, als so schnell wie möglich auf seinen Spezialstuhl und sitzen, endlich seinen Rücken entlasten. Er hatte sich einen Spezialstuhl angeschafft, der ihn zwar zwei Gehälter gekostet hatte, der aber tatsächlich Linderung verschaffte. Doch als er sich setzen wollte, entdeckte er diesen großen Plastikbeutel auf seinem Tisch. Schröder konnte nicht genau erkennen, was sich darin befand, also ging er näher und hob den Beutel hoch. Es war Hundescheiße. Hinter ihm fingen Trostmann und Keller an zu lachen. Sie standen in der Tür und waren so amüsiert, dass ihre Gesichter glühten.
    Â»Du sagtest doch, wir sollen dir alles Auffällige vom Tatort auf den Tisch legen. Tja, und da haben wir diesen auffällig großen Haufen Scheiße gefunden.«, sagte Trostmann.
    Â»Wir haben bereits eine Probe ins Labor gebracht, und stell dir vor: Der Fall ist gelöst! Der Täter ist eine Deutsche Dogge!«
    Trostmann und Keller lachten schallend und hielten sich die Bäuche. Schröder brachte den Beutel in die Toilette und entsorgte ihn in einen Mülleimer. Er wollte sich die Hände waschen, was sein Rücken aber nicht mehr zuließ. Er nahm zwei weitere Tabletten und wartete auf die Wirkung. Dabei blickte er in sein Spiegelbild und fragte sich, ob das wirklich noch er war, ob das wirklich das Leben war, das er bis ans Ende seiner Tage führen musste.
    Kapitel 6
    Â»Ich bin’s!«, rief Schröder als er mit ein paar Akten unter dem Arm seine Wohnung betrat. Sein Vater antwortete nicht. Der Fernseher lief und warf flackerndes Licht an Wände und Decke. Karl lag auf dem Sofa und war eingeschlafen. Schröder legte die Akten auf den Tisch. Er fand in der Küche eine unbenutzte Pfanne auf dem Herd und in der Spüle das Geschirr vom Frühstück heute Morgen.
    Â»Papa?«
    Karl öffnete die Augen.
    Â»Hast du heute überhaupt was gegessen?«, fragte Schröder und stellte sich neben seinen Vater. Der blinzelte noch benommen.
    Â»Seit wann bist du zurück?«
    Â»Hast du was gegessen?«
    Â»Sicher! Wie geht’s deinem Rücken?«
    Â»Hör zu, wir können auch einfach jeden Mittag was bestellen. Essen auf Rädern oder so was.«
    Â»Es geht mir gut, mach dir keine Sorgen.«, sagte Karl.
    Schröder tat es in der Seele weh, seinen Vater so zu sehen. Natürlich hatte er nichts gegessen, natürlich bestritt er es, weil er keine Umstände machen wollte, weil er Angst hatte, Schröder könnte ihn in ein Heim stecken.
    So viele Sorgen bedrängten Schröder, und er hatte einfach keine Lösung parat. Er ging zum Tisch und beugte sich über die Akten. Arbeiten war das Einzige, das ihn alles vergessen ließ.
    Â»Arbeitest du jetzt wegen mir zu Hause?«, fragte Karl und kam zu seinem Sohn an den Tisch.
    Â»Nein, Wegener hat mir den Fall entzogen.«, sagte Schröder, und Karl schien das nicht weiter zu wundern.
    Â»Was sind das für Mädchen?«
    Â»Ich hab eine ungute Ahnung, aber keine Beweise dafür.«
    Schröder entnahm jeder Akte das Foto und legte alle auf dem Tisch nebeneinander.
    Â»Die sind sich sehr ähnlich.«, sagte Karl, und Schröder nickte.
    Â»Nur die passt nicht da rein.« Karl deutete mit dem Finger auf ein Mädchen mit dunklen, kurzen Haaren. Schröder erkannte sie sofort. Sie fiel tatsächlich aus der Reihe. Alle anderen waren brünett und hatten schulterlanges Haar. Sie war Schröders Irrtum gewesen.
    Â»Sie ist die Einzige, die wieder aufgetaucht ist!«, sagte Schröder. Er musste schlucken nach dem Satz. Ein dicker Kloß saß ihm im Hals und wollte einfach nicht verschwinden.
    Die Gesichter der Mädchen starrten Schröder an. Sie alle schienen ihn zu fixieren, sie alle schienen ihm etwas sagen zu wollen. Schröder wusste, was es war. Er fühlte ihre Blicke, fühlte, dass er ihr einziger Anwalt, ihr einziger Freund war. Er allein vermochte zu sagen, was ihnen zugestoßen war. Sie hatten ein gemeinsames Schicksal, das sie für immer verband. Ein Schicksal, eine Begegnung, ein Schmerz. Schröder schloss die Augen, und unkenntliche Bilder schossen wie Lichtblitze durch seinen Kopf. Und dann war da noch etwas. Ein Rauschen, ein schwarzes,
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