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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer
Autoren: Susanne Mischke
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Fernando muss Jule hier treffen, die größte Klatschbase der ganzen Polizeidirektion. Ihr reicht es jetzt. Nichts wie raus hier. Augenblick – bildet sie sich das ein, oder hat ihre Handtasche gerade vibriert. Leonard? Hektisch wühlt sie nach ihrem Telefon. Tatsächlich, das Ding klingelt, was man bei dem Krach hier drin kaum hört.
    »Frau Wedekin?«
    Das ist nicht Leonard. Es ist Hauptkommissar Völxen, der ihr etwas von einer verbrannten Leiche in einem Osterfeuer erzählt. Auch wenn Jule es vorgezogen hätte, ein Lebenszeichen von ihrem Geliebten zu hören, so ist sie doch nicht unglücklich über den Anruf. Nicht, dass sie wild auf eine verkohlte Leiche wäre, aber nun hat sie einen trefflichen Grund, diesen Ort zu verlassen. Sie wendet sich an Thomas, der noch immer die beiden Stiefelmädchen anbalzt.
    »Zahl bitte meine Cola, ich muss los.«
    »Jule, nun sei doch nicht sauer!«
    »Ich habe einen Einsatz.« Sie drängelt Richtung Ausgang. Vielleicht wird sie dieser Fall über die tristen Ostertage hinweg beschäftigen, sodass sie nicht mehr pausenlos an ihn denken muss.
    Draußen steht Fernando neben einer kleinen Blonden, die eine Zigarette raucht. Seine Hand ruht auf der Gesäßtasche ihrer Jeans, die sich wie eine Wursthaut um ihr dralles Hinterteil spannt.
    »Los, Rodriguez, vamos , hol deine Jacke, wir müssen aufs Land.«
    »Was? Wieso?« Hektisch wie Flipperkugeln gleiten seine Blicke zwischen Jule und seiner Begleitung hin und her. Letztere wirkt irritiert.
    Jule unterdrückt ein Grinsen. »Völxen hat angerufen. Leichenfund in seinem Dorf.«
    »Du bist ein Bulle?« Sandras runde Puppenaugen haben sich in zwei misstrauische Schlitze verwandelt.
    »Und zwar der Böse. Der Gute bin ich«, grinst Jule.
    »Äh, ich … bin gleich zurück, Sandra!« Fernando eilt ins Lokal.
    »Was war er diesmal, NDR -Redakteur oder TUI -Manager?«, erkundigt sich Jule neugierig.
    Sandra tritt wütend ihre Zigarette aus. »So ein Arschloch!« Sie stöckelt auf die Eingangstür zu, aus der Fernando gerade wieder herauskommt, mit seiner Lederjacke über dem Arm. »Ich kann das erklären. Weißt du, ich arbeite undercover , ich durfte dir gar nicht die Wahrheit …«
    »Verpiss dich!« Ohne ihn noch einmal anzusehen, verschwindet Sandra.
    »Mist. Ich war so kurz davor«, beschwert sich Fernando und sieht Jule verärgert an.
    »Ehrlich währt am längsten«, antwortet diese und ruft ein Taxi heran, das sie zur Dienststelle bringen soll.
    »Das hat dir wohl Spaß gemacht, was?«, fragt Fernando, als sie im Wagen sitzen und auf der B 217 Richtung Deister fahren.
    »Ich bitte dich«, sagt Jule, die das Steuer übernommen hat. »Woher sollte ich wissen, dass du dem Blondchen die Hucke vollgelogen hast? Warum tust du das eigentlich?«
    »Sagst du den Kerlen immer gleich, dass du Polizistin bist?«
    »Welchen Kerlen?«
    »Na, Typen eben. Die du so kennenlernst.«
    »Klar, warum denn nicht? Schließlich war das mal mein Traumberuf.«
    »Ha! Und was ist mit deinen Nachbarn? Ich kann mich noch gut erinnern, dass du mich diesem Thomas mal als Kollegen vom – was war’s noch gleich? – Landesrechnungshof vorgestellt hast.«
    »Das war nur, weil die beiden zu der Zeit noch ihre Hanfplantage auf dem Balkon hatten. Ich wollte sie nicht erschrecken. Aber du lügst ja, um die Mädels ins Bett zu kriegen, das ist was anderes.«
    »Ja, klar, bei mir ist das natürlich was ganz anderes als bei dir!«, ereifert sich Fernando.
    »Ja, ist es.«
    Fernando verteidigt sich: »Ich habe damit schon schlechte Erfahrungen gemacht. Entweder die Leute mögen prinzipiell keine Bullen, dann hat man eh schon verloren. Andere stellen mir tausend Fragen und wollen gruselige Geschichten hören, sobald ich erwähne, wofür ich zuständig bin. Oder die Mädels kommen auf dumme Ideen, von wegen Sex mit Handschellen und solchen Quatsch.«
    »Was spricht denn dagegen?«, feixt Jule, die sich im Stillen über Fernando amüsiert. »Es gibt ja doch nur Ärger, wenn es später rauskommt.«
    »Es kommt aber ganz oft gar nicht raus.«
    »Okay, wenn man nur auf ’nen One-Night-Stand aus ist …«
    »Auf was sollte man denn sonst aus sein, wenn man ins Brauhaus geht?«, entgegnet Fernando.
    Jule wirft einen grimmigen Blick zu ihm hinüber. »Wie? Du denkst, ich …«
    »Ich denke gar nichts.« Fernando grinst.
    »Nein, es ist nicht so, wie du denkst! Thomas hat mich mitgeschleppt, ich hatte keine Ahnung, was da läuft.« Jule merkt selbst, wie kläglich das
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