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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte
Autoren: Ann Cleeves
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Joe.
    «Nun, er hat sich das alles ja auch nicht alleine ausgedacht, Herzchen.» Vera goss sich einen weiteren Whisky ein und hoffte dabei, dass Joe in Gedanken immer noch mit seinem Baby beschäftigt war und es nicht bemerkte. «Auf die Idee gebracht hat ihn diese bescheuerte Geschichte. Parrs Kurzgeschichte. Wir haben ja auch gedacht, Parr sei der Mörder, als wir sie gelesen haben. Darin wird das Opfer erdrosselt. Wie hat Parr das noch gleich beschrieben? ‹Wieeine Umarmung›? Und anschließend wird die Leiche ins Wasser gelegt. Ich habe das Buch in Clives Zimmer gesehen, als ich mich dort umgeschaut habe. Allerdings die Taschenbuchausgabe, eine ganz andere Ausgabe als die, die ich mir aus der Bibliothek geholt hatte. Mit einem anderen Umschlag. Mir ist das erst im Nachhinein aufgefallen. Außerdem hat er das Badeöl seiner Mutter entwendet, um es im Haus der Armstrongs ins Badewasser zu geben. Als ich im Badezimmer der Stringers war, habe ich dort nur Männerduschgel gesehen. Das hätte mir auch auffallen können.»
    Sie griff nach dem Glas und trank es leer. War das jetzt ihr drittes gewesen? Oder schon ihr viertes? «Wie gesagt, es war alles geplant. Ganz sorgfältig. Er wusste, dass Calvert Lily eine Karte mit einer gepressten Blume geschickt hatte. Also hat er Luke auch so eine Karte geschickt.»
    Von weitem hörte sie ihre Nachbarin die Hühner zusammenrufen, um sie für die Nacht in den Stall zu sperren. Sie lockte sie an, indem sie mit einem Löffel an die Futterschüssel schlug. Das dumme Weib gab jedem Huhn einen Namen und heulte jedes Mal, wenn einem davon der Hals umgedreht wurde. Vera nahm ihr die toten Hühner bereitwillig ab, um einen Schmortopf daraus zuzubereiten.
    «Um hinzukommen, hat er einen Wagen gestohlen. Wir haben alle Autovermietungen abgeklappert, uns aber nicht um die gestohlenen Autos gekümmert. Ich habe mich von ihm hinters Licht führen lassen; ich hätte ihn nie für einen Dieb gehalten, aber er ist natürlich lange genug mit den Sharps herumgezogen, um zu wissen, wie man so was anstellt. Eine Zeit lang war er sogar mal richtig gut darin. Das habe ich aber heute erst erfahren. Als er noch zur Schule ging, hat er hin und wieder Autos für Davy Sharp organisiert. Aufgehört hat er damit erst, als Calvert ihm die Stelle im Museum verschafft hat. Nach dem Mord anLuke hat er den Wagen einfach wieder in North Shields abgestellt. Hätte er es dabei belassen, dann wären wir ihm niemals auf die Spur gekommen. Aber das war ja nicht sein eigentliches Ziel. Das bestand darin, Lily Marsh zu töten, Calverts Ehe zu retten und sich dadurch unentbehrlich zu machen.»
    «Hat er sie wirklich in dem Gartenhaus in Fox Mill getötet?», fragte Ashworth. Er schien das alles immerhin so interessant zu finden, dass es ihm eine Zwischenfrage wert war. Gegen seinen Willen ließ er sich in die Geschichte hineinziehen.
    «Es kann gar nicht anders gewesen sein. Wie hätte er eine solche Frau denn sonst allein zu fassen kriegen sollen? Vielleicht hat er ihr einen Brief geschrieben, hat Calverts Handschrift gefälscht oder den Brief gleich am Computer verfasst. Das werden wir vermutlich nie erfahren. Aber ich bin überzeugt davon, dass er dort war. Heute Nachmittag habe ich noch mit Felicity Calvert telefoniert. Auf intensive Nachfragen hin hat sie schließlich zugegeben, dass sie einen weißen Landrover auf der Straße gesehen hat, als sie James an dem Tag von der Schule abholte. Wenn die Spurensicherung sich noch ein bisschen Mühe gibt, lässt sich sicher auch nachweisen, dass er dort war.»
    «Der weiße Landrover», sagte Ashworth. «Der dem Wasserwerk gestohlen wurde. Damit hat er die Leiche also zu dem Tümpel transportiert.»
    «Er hat ihn direkt aus dem Depot geklaut», brummte Vera ärgerlich. «Und kein Mensch hat ihn vermisst, bis ich sie aufgefordert habe, doch mal nachzuschauen. Deshalb hat auch Davy Sharp gestern bei mir angerufen. Er hatte mitbekommen, dass Clive neuerdings wieder klaut. Das konnte er gar nicht verstehen, wo doch so viel für ihn auf dem Spiel stand. Und er hatte auch gehört, dass ein Mädchenentführt worden ist. Mit dem Landrover war es natürlich kein Problem für Clive, über Steine und Gras bis zu dem Tümpel zu gelangen. Deshalb hat ihn auch niemand mit Lilys Leiche gesehen.»
    Langsam wurde sie wirklich müde, und die Anspannung ließ nach. Noch ein letztes Glas Whisky, dann würde sie in der Nacht wenigstens schlafen können. «Clive muss wohl wieder nach Seaton
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