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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht
Autoren: Marcia Muller
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recht alltägliche
Gegenstände: Haushaltsgeräte, wie einen Fonduetopf und ein Joghurtgerät — Dinge,
für die Hilderly offenbar keine Verwendung hatte; Jahrbücher von der
High-School einer Stadt, von der ich noch nie gehört hatte; ein Bilderalbum mit
Fotos von seinen Jungen und einer pummeligen braunhaarigen Frau sowie vom
jungen Hilderly und einem Paar, das ich für seine Eltern hielt;
Singleschallplatten mit Hits aus den fünfziger Jahren; eine Sammlung von
Baseballkarten, die jetzt wahrscheinlich schon recht wertvoll war; einen
Baseballhandschuh; eine Reihe von Krimis der Hardy Boys; ein High-School-Zeugnis.
Wie in der Wohnung selbst fand sich auch in den Kisten kein Hinweis auf seine
Studentenzeit; es war, als ob er nie Student an der Cal oder Mitglied der
Gruppe ›Free Speech Movement‹ gewesen wäre. Ich stieß weder auf Zeitschriften
noch auf Briefe oder Adreßbücher, die interessante Informationen hätten
enthalten können.
    Ich war nah daran aufzugeben, als ich
am Boden des letzten Kartons unter einer zusammengelegten Sportjacke, einen
Beweis, daß Hilderly an der High-School Baseball gespielt hatte, einen schweren
Lederbeutel mit Schnurzug fand. Der Gegenstand darin hatte die Form eines
Revolvers.
    Ich hob den Beutel aus dem Karton
heraus und zog ihn auf. Ich griff hinein und spürte Metall. Als ich die Waffe
herausnahm, stellte ich fest, daß es sich um eine 38er Spezial handelte, einen
Revolver deutscher Herstellung mit einem Zwei-Zoll-Lauf. Diese Waffe war recht
zweckdienlich und konnte unauffällig am Körper getragen werden. Ich untersuchte
sie genauer und stellte fest, daß jemand versucht hatte, die Seriennummer zu
entfernen, vermutlich mit Hilfe von Säure. Die Nummer war unleserlich, aber ein
gerichtsmedizinisches Labor würde in der Lage sein, sie mit Hilfe von
Chemikalien zu rekonstruieren.
    Noch etwas war in dem Beutel, etwas
Leichteres. Ich vermutete Munition. Doch es war eine Art Anhänger — eine graue
Metallkette, an der zwei Buchstaben hingen, ein K und ein A. Ein
Bogen faßte das A ein, aber das K war zackig, als ob es von etwas
Größerem abgebrochen worden sei. Auf seiner Rückseite befand sich ein klammerartiges
Stück Metall.
    Ramsch, der zufällig in diesem Beutel
gelandet war? Oder etwas, das Hilderly so viel bedeutete, daß er es getrennt
von seinen anderen Erinnerungsstücken aufbewahrte?
    Ich stand vom Boden auf und trug die
Waffe und den Anhänger in die Küche, wo Hank dabei war, den Schrank
auszuleeren. »Ich habe ein paar komische Sachen gefunden«, sagte ich.
    Er drehte sich um, sah den Revolver und
runzelte die Stirn. »Gehört das Perry?«
    »Ich nehme an. Der Revolver war in
einer der Kisten im Eßzimmer. Jemand hat die Seriennummer entfernt.«
    »Das ist komisch.«
    »Es könnte ein früherer Besitzer
gewesen sein, und Perry könnte die Waffe illegal erstanden haben — auf der
Straße zum Beispiel. Oder vielleicht hat er die Nummer selbst entfernt, weil er
— oder jemand, den er kannte — der eingetragene Eigentümer war und er nicht
wollte, daß das herauskam.«
    Hank schaute die blaue Keramikschale
an, die er in der Hand hielt, dann setzte er sie vorsichtig auf die Anrichte,
als ob er Angst habe, sie fallen zu lassen. »Das würde bedeuten, daß er die
Waffe für einen illegalen Zweck verwandte oder zu verwenden gedachte.«
    Ich nickte.
    »Mein Gott. Als ich heute morgen hier
ankam, hatte ich eine bestimmte Vorstellung von Perry. Und jetzt gehe ich mit
einem völlig anderen Bild heim.«
    »Zieh keine voreiligen Schlüsse«,
warnte ich ihn. »Es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Vielleicht hat er die
Pistole jemandem abgenommen und sie sicher aufbewahrt. Vielleicht hat er sie
auch gefunden. Das kann man nie wissen.«
    »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich weiß.« Er warf einen Blick auf den Anhänger. »Was ist das an der Kette?«
    »Zwei Buchstaben.« Ich reichte sie ihm.
    Er untersuchte sie und befingerte wie
ich die rauhen Kanten. »Jeder Wochenend-Hippie hatte eine solche Kette, aber
normalerweise hing das Friedenssymbol daran.«
    Ich lächelte und nahm es aus seiner
ausgestreckten Hand. »Sogar ich hatte eine. Wir durften sie in der
Schule nicht tragen, aber am Wochenende zogen wir unsere weiten Hosen an,
hüllten uns in wallende, bunte Gewänder und legten die farbigen
Glasperlenketten um. In Laguna Beach gab es einen Laden, der Glasperlen
verkaufte — ganz tolle, handbemalte, in allen Größen, Farben und Formen. Wir
fuhren den ganzen Weg
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