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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht
Autoren: Marcia Muller
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die
Wertpapiere und anderen Vermögenswerte‹ zu gleichen Teilen zwischen folgenden
vier Personen aufgeteilt werden: Jess Goodhue, Thomas Y. Grant, Libby Heikkinen
und David Arlen Taylor. Hilderly erwähnte nicht, in welcher Beziehung sie zu
ihm standen, aber er sagte ausdrücklich, daß seine geschiedene Frau und seine
Kinder nicht im Testament berücksichtigt seien. Das Testament sah nicht so
offiziell aus wie das getippte Exemplar von der Kanzlei, aber wenn Hank sagte,
daß es rechtsgültig sei, stimmte das auch.
    Meine Finger berührten etwas auf der
Rückseite. Ich drehte das Blatt um und fand einen von diesen gelben
Haftzetteln. Darauf hatte Hilderly vermerkt: »Hank, wie Du Goodhue und Grant
erreichst, weißt Du, aber Heikkinen und Taylor mußt Du aufstöbern. Es tut mir
leid, wenn ich Dir Umstände mache.« Ich löste den Zettel ab und reichte ihn
Hank.
    Er las ihn und verzog verärgert das
Gesicht. »Aber sicher, Perry. Ich hab’ noch nie etwas von diesen Leuten gehört!«
    »Du mußt wissen, wer Jess Goodhue ist.«
    »Warum zum Teufel sollte ich?«
    »Sie ist Nachrichtensprecherin beim
Sender KSTS.«
    »Du vergißt — ich schaue keine
Fernsehnachrichten an.«
    »O ja, richtig.« Seit ich Hank
kennenlernte, war er ein Nachrichtensnob. Er zieht Informationen in
geschriebener Form vor — umfassend und umfangreich. Jeden Tag liest er
mindestens fünf Zeitungen:
    San Francisco Chronicle und Examiner, die New York
Times , das Wall Street Journal und die Los Angeles Times. Jede Woche brütet er über den Nachrichtenmagazinen aller möglichen politischen
Richtungen. Wenn ihm diese schließlich ausgehen, steckt er seine Nase meist in
die Businessweek, Sports Illustrated, oder eine juristische
Fachzeitschrift. Aber mit Sicherheit findet man ihn weder um sechs noch um elf
Uhr vor dem Fernseher.
    »Das ist also Jess Goodhue«, sagte ich.
    »Was weißt du noch über sie?«
    »Sie ist ein auf steigender Stern am
Medienhimmel. Jung, Anfang oder Mitte Zwanzig. Ich möchte wetten, daß sie mit
Dreißig Nachrichtensprecherin bei einer der großen Fernsehstationen sein wird.
Du kennst den Typ: gutaussehend, selbstsicher, superprofessionell.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß
Perry so jemanden überhaupt kannte.«
    »Anscheinend doch. Bist du sicher, daß
du diesen Thomas Y. Grant nicht kennst? Hilderly nahm offensichtlich an, daß er
dir ein Begriff ist.«
    Hank dachte einen Augenblick lang nach,
dann schnippte er mit den Fingern.
    »Der Hurensohn«, sagte er leise.
    »Wer?«
    »Ein Anwalt hier in der Gegend.« Er
verzog etwas den Mund, sagte aber nichts weiter.
    Ich entdeckte ein Telefonbuch auf der
Ablage neben dem Wandtelefon. »Heikkinen ist kein alltäglicher Name.« Ich legte
das Testament weg und schaute unter H nach. »Keine Eintragung«, sagte
ich nach ein paar Sekunden, »aber das überrascht mich nicht. Nur weil die
ersten beiden aus der Gegend sind, heißt das nicht, daß die anderen auch hier
leben. Außerdem hat sie vielleicht geheiratet und ihren Namen geändert.« Ich
schlug die Ts auf. Es gab mehr als eine Seite Taylors, von denen zwei
nur mit dem Anfangsbuchstaben D eingetragen waren. Ferner fanden sich
noch zwei Davids, bei denen kein zweiter Vorname angegeben war. »Auch kein
David Arlen Taylor.«
    »Das kann schwierig werden.«
    »Nein, eigentlich nicht — der zweite
Name ist ziemlich ungewöhnlich.« Ich ging zum Tisch zurück. »Ich nehme an, dies
wird auf meinem Schreibtisch landen.«
    »Es sei denn, du willst es Rae
übergeben.« Rae Kelleher war meine immer unersetzlicher werdende Assistentin.
    »Nein, ich habe ihr in der letzten Zeit
etwas viel aufgeladen. Vielleicht übertrage ich ihr einige der Vorarbeiten,
aber um den Rest kümmere ich mich selbst.« Ich wollte Hank nicht sagen, daß Rae
ihre Arbeit mittlerweile so gut machte, daß ich in letzter Zeit nicht mehr
besonders viel zu tun hatte. Es hatte lange Jahre gedauert, bis man mir eine
Assistentin genehmigt hatte. Ich wollte auf keinen Fall Zweifel über die Richtigkeit
dieser Entscheidung aufkommen lassen. Ich wollte auch nicht eingestehen, daß
ich zur Zeit viele leere Stunden hatte, die ich mit Arbeit füllen wollte; ich
fürchtete, daß ein solches Geständnis besorgte — und unerwünschte — Fragen über
mein Privatleben nach sich ziehen würde.
    »Mach, was du für richtig hältst. In
der Zwischenzeit muß ich die Vollstreckung des anderen Testaments stoppen. Und
Perrys geschiedener Frau sagen, daß die Kinder nichts erben
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