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Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger
Autoren: Scott Nicholson
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Fußstößen in seinen Nacken und Bauch. Ihm ging die Luft aus, während ich mich zurückzog, um die Vorstellung zu genießen.
    Lee war gut. Sie brauchte dreißig Sekunden, um ihn fertig zu machen, und brachte ihn dabei nicht einmal zum Bluten. Sie ist gnädig, aber nicht übertrieben.
    Sie band seine Hände zusammen und rief die Polizei. Ich versuchte, fleischliche Gestalt anzunehmen, verzweifelt aus Verlangen, aber ich war hinüber, am Ende, aufgebraucht. Sie war bereits aus der Tür.
    Falls sie meine Gott-Imitation gehört hatte, hatte sie meine Stimme nicht erkannt.
    ***

13.
    Später ließ ich mich durch Uhlgrens Büro treiben. Er erzählte dem Bezirksstaatsanwalt gerade von dem Fall. Es hatte sich herausgestellt, dass Ron Wesmeyers Anwalt sein Jurastudium als Auftragskiller finanziert hatte. Als er die Möglichkeit sah, einen Anteil von zwei Millionen zu bekommen, erinnerte er sich an alte Gewohnheiten. Aber sein wirklicher Plan war, sich die gesamten zehn Millionen unter den Nagel zu reißen.
    Der Anwalt hatte Bailey und ihren Freund heiß gemacht. Bailey war das Gehirn hinter dem ganzen Spiel. Ich tippe, Verstand liegt in der Familie, genau wie Aussehen. Zu dumm, dass Bailey ihren verschwendete, im Unterschied zu ihrer Schwester.
    Das war mein einziger Kummer. Lee hatte endlich ihre Familie gefunden, aber ein Teil davon hatte sich als verdorben entpuppt. Nun, man kann nicht alles haben, vor allem nicht in Los Angeles und zur Weihnachtszeit schon gar nicht. Darum bitten kann man schon, aber nach meiner Erfahrung verschwendet man dabei nur seine Gebete. Ich tippe, sogar die Hoffnung hat ihre Grenzen.
    Ich verbrachte den größten Teil der mir noch verbleibenden Zeit damit, bei Lee herumzuhängen. Es war eine Freude, ihr bei ihren täglichen Ritualen zuzugucken, bei ihren Karateübungen, dem Wäschewaschen, den Besuchen bei ihrem Vater. Sie verstanden sich prächtig. Es würde ihr gut gehen.
    Es gab für mich nur noch eine nicht erledigte Sache auf dieser Erde.
    ***

14.
    Ich hatte eine wunderbare Beerdigung. Ich wusste nicht, dass ich so viele Freunde hatte. Es tat gut, Wesmeyer an der Seite von Lee zu sehen. Die Grabrede des Priesters war so erhebend, dass man den Eindruck bekommen konnte, ich stehe kurz vor der Heiligsprechung.
    Lee legte einen prächtigen Blumenstrauß auf meine Brust, weiße Rosen, Flockenblumen und gelbe Lilien, alle aus ihrem eigenen Garten. Die Bestatter hatten vorzügliche Arbeit geleistet. Ich sah aus, als ob ich schlafen würde und Visionen vom Schlaraffenland in meinem Kopf herumtanzten. Als die Trauernden hinaus zu ihren Autos gingen, um zum Friedhof zu fahren, kam Lee für einen letzten Blick zu meinem Sarg zurück.
    Glaube.
    Es dreht sich alles um Glauben , ein Festhalten an Gut und Böse und Gerechtigkeit und Hoffnung und Liebe. Liebe in Form von sich um etwas Größeres sorgen als um seine eigene ärmliche Haut, aber auch ausreichenden Glauben an sich selbst zu haben, damit man etwas von sich zu geben hat. Nein, nicht nur an sich selbst glauben, sondern auch an sich als Puzzlestück im großen Ganzen, als etwas, das passt, wenn auch nicht immer so, wie man es möchte. Jemand oder etwas, vielleicht ein grinsender Guru in einem Eckbüro von Der Helle Ort, hatte einen besseren Plan. Ich gewann Stärke aus diesen Dingen. Ich konnte es schaffen. Ich konnte noch einmal leben, wenn auch nur für einen Augenblick.
    In der letzten Bankreihe saß Miss Titanic. Sie grinste, dann runzelte sie die Stirn, deutete auf eine unsichtbare Armbanduhr und hob fünf Finger. Ich hatte noch fünf Minuten, um lebendig und tot zu sein.
    Ich wendete meine letzten Energiereserven an, um Gestalt anzunehmen. Lees feuchte Augen weiteten sich, aber sie schrie nicht. Sie ist nicht die Art von Frau, die sich von so einer Kleinigkeit wie dem Geist ihrer verstorbenen Liebe aus der Bahn werfen lässt. Oder vielleicht hatte ihr ihr Vater von meinem Besuch erzählt.
    "Tag, Liebling", sagte ich und versuchte weltmännisch zu sein, was für eine Leiche ziemlich schwer ist.
    "Richard?" flüsterte sie.
    "Ja."
    "Aber du bist ... du bist..."
    Ich nickte. "Stimmt."
    "Oh, Schatz", sagte sie, und noch mehr Tränen flossen an ihren hübschen Wangen herab. Ich hatte nicht gedacht, dass man so viel Wasser aus einer Person herausquetschen konnte. Es gab mir ein gutes Gefühl, auf seltsame Weise.
    "Hör zu, Baby, ich hab' nicht viel Zeit." Ich wischte ihre Tränen ab und blickte hinter mich, um sicherzustellen, dass der Priester
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