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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Markku Ropponen
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nickte. Die böswilligen Gerüchte des Nachbarn ließ er unerwähnt, weil er selbst nicht daran glaubte. Das Eifersuchtsmotiv lag auf der Hand, und um es abzuklären, musste Nevakivi reichlich Ressourcen verbraten haben, aber es blieben noch genug Fragen offen. Eine lautete, warum um Himmels willen Jokela seine Frau so unbequem unter der Brücke hätte ermorden sollen und wie er es überhaupt geschafft haben sollte, die Leiche an eine so schwierige Stelle zu bringen. Auch wenn sich Jokela fit hielt, so war er doch nicht mehr der Jüngste. Außerdem wurden Verbrechen aus Leidenschaft in der Regel zu Hause verübt. Sie wurden nicht geplant, sie waren die Resultate blindwütiger Attacken.
    Dass der Rechtsanwalt mit Verständnis auf den Abbruch der Ermittlungen reagierte, war insofern überraschend, als er vor Mittsommer Kuhalas Urlaubsankündigung äußerst gereizt zur Kenntnis genommen hatte. Vielleicht war er so sehr von Vikmans Schuld überzeugt, dass er keine weiteren Erkenntnisse mehr brauchte.
    »Das muss eine schwere Zeit für Sie sein. Ich hoffe, dass Sie damit fertigwerden und wage es, Ihnen trotz allem einen guten Sommer zu wünschen«, sagte Kuhala und stand auf, um Jokela die Hand zu drücken.
    »Ich schätze Ihre Arbeit. Und ja, ich werde schon irgendwie …«, stammelte Jokela, als er Kuhala nach unten begleitete.
    Er öffnete die Haustür und erinnerte Kuhala noch einmal daran, die Rechnung zu schicken. Jeri richtete eine Harndusche auf das Gesicht eines Gnoms und wedelte als Bitte um Verzeihung mit dem Schwanz, als er merkte, dass er vom Hausherrn in flagranti erwischt wurde.
    Am selben Abend saß Kuhala in seinem Büro, vor sich die Flasche Haddington House, eine Schüssel mit Eiswürfeln und ein Glas. Er zupfte auf der Gitarre und sang John Lennons »Help«, nachdem er geduldig nach einer Tonart gesucht hatte, die sich für seine Stimme eignete. Es war das erste Mal, dass er etwas transponierte, er musste sich konzentrieren, und das lenkte ihn von den Enttäuschungen seines Brotberufs ab.
    Er warf wehmütige Blicke auf den Whisky, Jeri wiederum saß vor dem Geckoterrarium und richtete von dort aus vorwurfsvolle Blicke auf ihn. Kuhala hatte Inkeris und Hytönens Zweihundertzwanzig-Euro-Grabsteinbrocken ins Terrarium gelegt, wo er auf den Tag wartete, an dem Kuhala den Nerv hätte, ihn zu dem kleinen Grabhügel auf Fyrabuskes Tierfriedhof zu bringen.
    Der Elefant der Selbstkritik stieß mit seinem Rüssel die Tür zu Kuhalas Porzellanladen auf. Nicht mehr lange, und er wäre so angefressen, dass er es ohne einen Doppelten nicht mehr aushielte. Danach würde er einen zweiten Doppelten zu sich nehmen, fünf Schweigeminuten für seine verlorene Kompetenz einlegen und sich dann so viele Doppelte hinter die Binde gießen, bis ihm der Kopf vom Hals und rumpelnd auf den Boden fiel. Na klar war das selbstzerstörerisch, aber es lagen auch reinigende Nuancen darin.
    »I know that I just need you like I never done before …«
    Kuhala stellte die Gitarre in die Ecke zurück und griff entschlossen nach der Whiskyflasche. Die schwappende dunkle, sonnendurchglühte Flüssigkeit verkündete die frohe Botschaft vom allerliebsten betäubenden Rausch. Jeri legte den Kopf schief und stieß ein warnendes Knurren aus.
    Kuhala ließ die Flasche los und schaute auf den Hund, der dem Blick nicht auswich. Schließlich sagte Kuhala: »Also gut, nicht mit Gewalt. Wie wäre es, wenn wir noch einen kleinen Abendausflug nach Keltinmäki machen? Mir ist da ein Gedanke gekommen, nur einer. Du bist schon ein klasse Kerlchen.«
    Auf den Straßen war es bereits still. Die Birken beim Krankenhaus trugen schwer an ihren dunkelgrünen Ästen, ein einsamer Rollerskater rollte mit stromlinienförmigem Helm und in Eiposition nach Savela hinunter, sein nackter Oberkörper glänzte von Schweiß. Kurz vor der Senke würde er ein irrsinniges Tempo draufhaben, Gott mochte den Fußgänger schützen, der nicht rechtzeitig auswich.
    In Keltinmäki knallte der Wirt eine alkoholfreie Alternative vor Kuhala auf den Tresen und ließ sich erst mithilfe von fünf Euro Schmiergeld erweichen, sich zu erinnern, in welchem Haus Kai Vikman gefunden worden war. Er rieb sich den Bart, seine von Schatten gerahmten Augen funkelten argwöhnisch. »Sieben. Das ist da drüben, das sechsstöckige Haus. Eingang B oder C. Das musst du selber rausfinden.«
    »Danke.«
    Kuhala kippte sein kühles Alkoholfreies und überquerte schräg die Straße. Dabei schlug das Handy in
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