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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Markku Ropponen
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kündige einen Auftrag.«
    Sie gingen zu Fuß über die Anhöhe des Stadtwalds, wo einige Teenager Zwölf-Flaschen-Bierpackungen aufrissen und mit jeder Geste zu verstehen gaben, dass die ganze Welt sie am Arsch lecken könne, weil sie schon ahnten, von ihr enttäuscht zu werden, bevor sie noch richtig Bekanntschaft mit ihr geschlossen hatten.
    Am Ziel angekommen, band Kuhala die Hundeleine an einer der Hoflampen mit Messinghut an und warnte Jeri davor, auf die Gartengnome zu pinkeln, was der Hund natürlich als Allererstes tat, sobald Kuhala ihm den Rücken gekehrt hatte.
    Rechtsanwalt Jokela gönnte Kuhala ein hastiges Lächeln, als wäre sein Lächelvorrat kurz vor dem Versiegen und mit Nachschub nicht unbedingt zu rechnen. Der graue Alltagsanzug, die Krawatte und die strahlend polierten Lederpantoffeln bildeten die Garderobe zur Abendstunde. »Ich habe inzwischen bereits ein bisschen auf Sie gewartet. Insbesondere auf die Information, in welchem Stadium sich die Ermittlungen befinden. Der verdammte Vikman ist ja einfach gestorben.«
    Sie stiegen in das Zimmer mit dem Seepanorama hinauf. Hinter dem Vorhang zeichnete sich klobig das Fernglas ab, nichts hatte sich seit Kuhalas erstem Besuch verändert. Er setzte sich auf dieselbe Stelle an der Ecke der Ledercouch und roch den synthetischen Duft des Möbelwachses, ohne sich recht vorstellen zu können, was Jokela in seiner Freizeit so trieb. Erst jetzt registrierte er den Trauerflor an der Anzugjacke.
    Jokela stemmte die Hände in die Hüften, ging ans Fenster und wippte auf den Ballen. Dann drehte er sich um und sagte, die Beisetzung finde am ersten Samstag im Juli statt. »Mein Leben ist vollkommen durcheinander, ich werde mich davon nicht so schnell erholen. Nach meinen Informationen hat Vikman nicht gestanden, aber ein Selbstmord ist so viel wie ein Geständnis. Der Mann ertrug nicht, was er getan hatte. Hoffentlich wird er es in der Hölle unbequemer haben als der Durchschnitt derjenigen, die dorthin geraten.«
    Er rückte den Tagesbefehl vom 11. Juni 1941 gerade, trat ein paar Schritte zurück, um seine Maßnahme zu begutachten, und ließ mit einem solch trockenen Pflichtgefühl einzelne Sätze aus dem Mundwinkel fallen, als ginge ihn die ganze Tragödie gar nichts an. Das war ein Versuch, Abstand zu gewinnen, Verdrängung der Trauer, aber wer hätte das in seiner Lage nicht getan?
    Von der Couch aus konnte man den Campingplatz, die Saarijärventie und den Badestrand sehen – alles Orte, die Kuhala in den letzten Tagen intensiver erlebt hatte, als es einem einzelnen Mann zuträglich war. »Ich kann über Vikmans Schuld weder dies noch das sagen, aber ich bin in meinen Ermittlungen in ein Stadium geraten, in dem ich nicht mehr weitermachen kann.«
    »Präzisieren Sie das!«
    Kuhala tat, wie ihm geheißen, wobei er seine Schilderung in dem Kernpunkt verdichtete, es sei nicht mehr genügend Strom in seinem Privatdetektivgenerator. »Es tut mir leid.«
    »Ich verstehe. Immerhin hatten Sie eine spannende Zeit. Schicken Sie mir die Rechnung, ich zahle für Ihre Mühe, und falls sich noch etwas ergibt, zögern Sie nicht, Kontakt aufzunehmen. Das Ganze liegt jetzt bei der Polizei, auch wenn mir der Stil dieser Kerle nicht gefällt.«
    »Wieso?«
    »Drei Mal hat mich dieser Nevakivi antanzen lassen. Der Mann hat die Zwangsvorstellung, Helenas Ableben würde mir riesige Einkünfte bescheren. Das ist eine Lüge.«
    Jokela sagte, er habe so oft nachweisen müssen, was er am Abend des Ablebens seiner Frau getan habe, dass er nicht mehr gewusst habe, ob die Ermittler tatsächlich ihren Realitätssinn verloren oder ob sich an ihrem Hinweistelefon rachsüchtige Gespenster der Vergangenheit das Maul zerrissen hatten.
    »An wen denken Sie da?«, fragte Kuhala.
    »In meinem Beruf stößt man unweigerlich auf Interessenskonflikte. In solchen Auseinandersetzungen bin ich immer gut gewesen, und das sorgt für Bitterkeit. Stellen Sie sich vor, jemand hat zu verstehen gegeben, ich hätte Helena misshandelt, aber das ist unverschämtes Gerede.«
    Jokela biss die Zähne zusammen und sagte, er und seine Frau seien gelegentlich auf eine Art aneinandergeraten, die nicht unbedingt die zivilisierteste gewesen sei, aber wenn man einmal richtig schreie, sorge das für saubere Luft. »Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Helena hatte Temperament, und wenn sie hin und wieder mit etwas, das ihr gerade in die Hände fiel, nach mir warf, gab ich mich damit zufrieden, auszuweichen.«
    Kuhala
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