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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner
Autoren: dtv
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und glotzen mich neugierig an.
    |220| »Warum macht das denn nicht der Bräutigamvater?«, frage ich aufgeregt.
    »Weil der Bräutigam keinen Vater hat!«
    »Wirklich, ist unser zukünftiger Schwiegersohn Luigi ein armes Waisenkind?«
    »Nein, das nicht! Aber Luigis Eltern werden erst zur Hochzeit aus Sizilien anreisen, das ist doch logisch«, sagt sie und drückt mir zwei Ringe in die Hand.
    »Frau Engin, vorher kriegen Sie erst mal ein paar Ringe von uns verpasst«,sagt Kommissar Knochenhauer und legt meiner Frau blitzschnell dicke Handschellen an. »Ich verhafte Sie hiermit, da Sie unter dem dringenden Tatverdacht stehen, Ihren Nachbarn, Dominique Nachtigall, ermordet zu haben«, brüllt er ganz schön laut durch den Saal.
    Eminanim erstarrt vor Schreck zur Salzsäule. Die Menge zieht sich ängstlich zurück und klebt mucksmäuschenstill an der Wand. Auf einmal hätten wir in der Mitte des Raumes sogar genug Platz für Breikdänz. Aber die Lust auf Bauchtanz ist allen vergangen.
    »Aber   … das dürfen Sie nicht machen«, stottere ich fassungslos. »Okäy, sie hat ihm mit Sicherheit ein paar Knochen gebrochen, aber zu der Zeit war Adolf bereits in der Hölle und bestimmt schon braun gebrannter als die ganzen Afrikaner, die er in den letzten Jahren gejagt hat.«
    »Frau Engin, wir haben an Ihrer Kleidung viele DN S-Spuren von Dominique Nachtigall gefunden. Ihr Mann hat aber vor zwei Tagen behauptet, dass Sie ihm nie begegnet wären.«
    »Ich habe schon immer befürchtet, dass ich den armen Jungen getötet habe«, bricht es plötzlich aus Eminanim heraus, »aber ich wollte das auf keinen Fall! Mein Gott, |221| ich kannte ihn ja nicht mal.« Meine Frau sackt völlig saft- und kraftlos in sich zusammen – wie eine Luftmatratze, deren Stöpsel gezogen wurde. Dann kriegt sie einen Heulkrampf und stürzt zu Boden.
    Unsere unbeschwerte Verlobungsfeier hat sich schlagartig in eine tragische Trauerfeier verwandelt. Niemand bewegt sich oder wagt ein Wort zu sagen.
    »ICH habe Adolf getötet«, ruft plötzlich mein Sohn Mehmet und tritt zu uns in die Mitte des Raumes. »Herr Kommissar, auf meinem blau karierten Hemd, das Sie vor zwei Tagen mitgenommen haben, haben Sie sicherlich die Blutspuren von Dominique Nachtigall entdeckt, nicht wahr? Ich bin der Mörder! Es gibt auch viele Menschen, die bezeugen können, dass ich Adolf auf offener Straße des Öfteren gedroht habe. Nehmen Sie meiner Mutter bitte die Handschellen ab. Sie hat damit nichts zu tun. Mutter hat mir nur geholfen, die Leiche eine Zeit lang in der Tiefkühltruhe zu verstecken, daher die DN S-Spuren von Adolf an ihrer Kleidung. Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit!«
    Unglaublich! Sogar in so einer Situation macht Mehmet Werbung für seine dämliche Zeitung!
    Unsere Gäste sind etwas konsterniert, dass die Mutter und der Bruder der Braut plötzlich als gemeine Mörder dastehen. Selbst den Schnorrern ist der Appetit vergangen, und sie schauen ungläubig und verwirrt aus der Wäsche.
    »Mehmet lügt, ICH habe Dominique getötet«, meldet sich ein ängstliches, dünnes Stimmchen, und wir sehen, wie sich meine hübsche Tochter Zeynep in ihrem wundervollen Verlobungskleid und mit Tränen in den Augen den |222| Polizisten stellt. »Weder meine Mutter noch mein Bruder haben etwas damit zu tun, Herr Kommissar. Ich war letztes Jahr eine Zeit lang mit diesem Dominique zusammen.« Ich traue meinen Ohren kaum. »Meine Eltern wussten nichts davon, damals wohnten wir noch am anderen Ende der Straße. Am Anfang dachte ich, seine Glatze hätte modische Gründe. Irgendwann habe ich dann mitgekriegt, dass er in Wirklichkeit ein Nazi ist. Und er bekam Probleme mit seinen Kumpels wegen mir. Unsere Beziehung ist daran zerbrochen. Ich wollte mich von ihm trennen. Er hat immer gesagt, er würde mit diesem schrecklichen Nazi-Kram aufhören. Aber ich wollte trotzdem nicht mehr. Er ist mir danach immer noch hinterhergelaufen. Kurze Zeit später habe ich Luigi kennengelernt. Dominique hat gedroht, Luigi was anzutun, wenn ich nicht wieder zu ihm zurückkomme. Eines Nachts bin ich dann zu ihm nach oben in die Wohnung, weil ich versuchen wollte, noch mal mit ihm zu reden. Er lag wie so oft besoffen im Bett. Ich hab das Gas an seinem Herd aufgedreht und bin schnell weggelaufen. Daran ist er gestorben. Das ist die ganze Wahrheit!«
    »Bei Allah, das kann doch nicht wahr sein!«, schimpfe ich. »Plötzlich kommt raus, dass meine Frau und die Hälfte meiner Kinder gemeine Mörder
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