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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner
Autoren: dtv
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sind! Hatice und Nermin, überlegt euch mal, ob ihr nicht in letzter Zeit auch jemanden getötet habt?«
    »Herr Engin, Sie dürfen auf Zeynep nicht böse sein«, meldet sich auf einmal Luigi zu Wort. »Die Arme versucht doch nur verzweifelt, ihre Mutter und ihren Bruder zu schützen. Aber das hat sie in Wirklichkeit gar nicht nötig. Weder meine Schwiegermama noch mein Schwager |223| Mehmet und schon gar nicht meine Verlobte Zeynep haben mit diesem Mord was zu tun.ICH bin der Mörder! Herr und Frau Nachtigall, glauben Sie mir, ich hatte das auf gar keinen Fall vor. Ich wollte Ihren Sohn nur mal zur Rede stellen, weil er nicht aufgehört hat, meine Freundin Zeynep zu belästigen. Ich bin durch das Kellerfenster ins Haus geklettert und wollte ihm vor seiner Wohnung auflauern. Da sah ich, dass er dort unten besoffen eingeschlafen ist. Kurz entschlossen nahm ich seine Bierflasche und knallte sie ihm auf den Kopf. Er war sofort tot. Damit der Verdacht nicht auf meine unschuldigen Schwiegereltern fällt, habe ich ihn dann nach oben bis vor seine Wohnungstür geschleppt. Das ist die Wahrheit! Herr Kommissar, ich bin bereit, wir können gehen! Zeynep, mein Liebling, ich hoffe von ganzem Herzen, dass du auf mich warten wirst, bis ich wieder aus dem Knast rauskomme!«
    Ich stelle erstaunt fest, dass sich Luigis charmanter italienischer Akzent aus dem Staub gemacht hat. Als ich ihn gerade danach fragen will, zieht er es jedoch vor, mir zuerst zu erzählen, wohin Adolfs Leiche zwischenzeitlich verschwunden ist:
    »Herr Engin, ich hab keine Ahnung, wer danach den Adolf in Ihrer Tiefkühltruhe geparkt hat. Aber als ich das entdeckt habe, habe ich die Leiche sofort mitgenommen, damit Sie wegen mir keine Scherereien mit der Polizei bekommen. Nachdem die Bullen Ihre Wohnung durchsucht hatten, habe ich die Leiche wieder zurückgebracht. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die Polizisten auch mich verdächtigen. Aber Ihre Tiefkühltruhe war schon mit einer anderen Leiche belegt. Deshalb habe ich dann extra auch noch meine eigene Tiefkühltruhe |224| mitgebracht, damit Sie sich meinetwegen nicht noch in Unkosten stürzen müssen.«
    Wenn ich den Luigi bald im Gefängnis besuche, werde ich ihm den dringenden Rat geben, in Zukunft bei solchen Anlässen auf keinen Fall spitze, weiße sizilianische Schuhe zu tragen, auch wenn sie noch so schick sind!
    »Mein lieber Luigi, ich finde das sehr ehrenhaft von dir, dass du hier verzweifelt versuchst, deine hübsche Verlobte Zeynep zu retten. Aber das hast du doch gar nicht nötig. Denn weder Zeynep noch du haben mit dem Tod meines Sohnes Dominique etwas zu tun«, mischt sich plötzlich Herr Nachtigall in die undurchsichtige Diskussion ein und macht alles noch verworrener, als es ohnehin schon ist. »Herr Kommissar Knochenhauer, ich erzähle Ihnen ganz genau, wie es war: Ich bin wieder einmal zu meinem Sohn gegangen, um ihm zum tausendsten Mal zu sagen, dass er mit diesem Nazi-Schwachsinn endlich ein für alle Mal aufhören muss. In seiner Wohnung angekommen, war ich schockiert, als ich entdeckte, dass mein Junge seinem Leben lieber mit Gas ein Ende setzen wollte, als sich länger mit diesem Nazi-Pack abzugeben. Zum ersten Mal war ich so was wie stolz auf meinen missratenen Sohn. Ich hab im Flur geheult wie ’n Hund. Als ich wieder zu mir kam, habe ich sofort das Gas ausgedreht und die Fenster aufgemacht. Aber es war leider schon zu spät. Meine Trauer kennt keine Grenzen – ICH habe meinen eigenen Sohn auf dem Gewissen!«
    Wir vernehmen einen herzzerreißenden Schrei, und Eminanim bekommt Gesellschaft auf dem Fußboden. Frau Nachtigall stürzt ohnmächtig zu ihr hinunter.
    Abdullah-Ibrahim schnappt sich sofort eine große Wasserflasche, |225| schüttet ihr den Inhalt ins Gesicht und ruft: »Frau Nachtigall, Frau Nachtigall, kommen Sie bitte zu sich. Das stimmt doch alles nicht. Ihr Mann trägt am Tod Ihres Sohnes überhaupt keine Schuld. ICH habe mich nämlich leider zu dieser brutalen Tat hinreißen lassen! Mein lieber Kommissar Knochenhauer, ich erzähle Ihnen mal, wie es wirklich war. Ich hatte in meiner alten Wohnung einen Teil meiner früheren Werke liegen lassen und ging nach der Spätschicht wieder in das Haus, um sie abzuholen. Da sah ich, dass dieser blöde, besoffene Nazi, der meiner Familie und mir das Leben mehrere Jahre lang zur Hölle gemacht hat – entschuldigen Sie bitte meine unkontrollierte Ausdrucksweise, Frau Nachtigall, Herr Nachtigall   –,
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