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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner
Autoren: dtv
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nicht!«, brülle ich. »Frau Weißbrot, Sie sind entlassen. Ich rufe hiermit Natascha in den Zeugenstand.«
    |234| »Herr Engin, wir sind hier nicht im Fernsehen   …«, ermahnt mich Kommissar Knochenhauer.
    Natascha steht sowieso schon die ganze Zeit mit großen Augen in nur zwei Metern Entfernung von mir und kommt sofort einen Schritt näher.
    »Frau Natascha, sagen Sie bitte den Polizisten, was Sie mir gestern Abend erzählt haben«, fordere ich sie auf.
    »Guten Abend, meine Herren«, ruft Natascha, »mein richtiger Name ist nicht Natascha, sondern Silke. Natascha ist nur mein Künstlername. Ich bin hauptberufliche Gunstgewerblerin mit allen Zertifikaten und gültigem Bockschein. Herr Engin und ich hatten uns vor einiger Zeit im Treppenhaus kennengelernt, als ich gerade von meinem Termin bei Herrn Warmbier kam. Gestern trafen wir uns zufällig wieder auf der Straße, und er fragte mich, ob er mich zu einem Döner einladen dürfe. Daraufhin fragte ich ihn, woran es wohl liegen mag, dass in seinem Haus alle alten Männer meine Dienste mit Naturalien bezahlen wollen? Herr Engin vermutete, dass ich über Herrn Warmbier reden würde. Ich meinte aber einen richtig alten Greis, der mich vor ein paar Wochen ziemlich niveaulos im Treppenhaus angemacht hat, als ich wieder mal bei Herrn Warmbier zur Visite war.«
    »Frau Silke, wie wollte dieser ältere Herr Sie bezahlen?«, frage ich meine Zeugin.
    »Mit einer Flasche billigem Olivenöl, die er gerade zufällig in der Hand hatte und mit der er in den Keller unterwegs war. Er sagte, im Zweiten Weltkrieg hätten sie in Russland die Frauen auch mit Butter und Zigaretten bezahlt. Ich solle mich nicht so anstellen und mit in den Keller kommen.«
    |235| »Danke, Frau Silke, Sie sind damit als Zeugin entlassen«, rufe ich und gehe rüber zu Oma Weißbrot: »Frau Weißbrot, es ist ehrenwert, dass Sie das Ansehen Ihres Gatten nicht beschmutzen wollten. Aber es war nun mal so. Ihr Mann, Alois Weißbrot, der vor kurzem verstorben ist, ist der WAHRE Mörder von Adolf.«
    Ich nehme ihr die Dose, die mit viel Pfeffer und wenig Asche gefüllt ist und die sie immer bei sich hat, aus der Hand, halte sie in die Höhe und rufe:
    »Kommissar Knochenhauer, den Mörder von Dominique Nachtigall brauchen Sie nicht weiter zu jagen! Er steckt hier drin: Er heißt Alois Weißbrot!«
    Die Oma fängt an zu schluchzen:
    »Mein armer Alois wollte ihn nicht töten. Er wollte ihn nur erschrecken, damit er nicht immer so viel Lärm macht. Mein Mann hatte das Öl ein paar Tage vor seinem Herzinfarkt in Herrn Engins Keller ausgeschüttet. Später war mir das in meiner Trauer völlig entfallen. Als ich dann plötzlich die vielen Möbelwagen sah, erinnerte ich mich daran und lief sofort in den Keller, um das Öl aufzuwischen, bevor die neuen Nachbarn darauf ausrutschen. Aber als ich in den Keller kam, lag schon der Dominique tot auf dem Boden.«
    »Herr Engin, kommen Sie bitte mal mit nach draußen«, sagt Knochenhauer, und ich gehe mit den drei Polizisten endlich an die frische Luft.
    »Herr Knochenhauer, als Igorr gesagt hat, dass Adolf nicht an den drei Kugeln, sondern an seinem Sturz gestorben ist, da stand der Mörder für mich sofort fest.«
    »Tolle Leistung, Herr Engin. Sie hätten Polizist werden sollen!«
    |236| »Danke für das Kompliment. Sie können mich ja einstellen.«
    »Wer weiß, vielleicht komme ich irgendwann auf Ihr Angebot zurück. Aber Ihr Meister Viehtreiber glaubt jetzt schon, dass Sie Polizist sind. Er hat erst vor ein paar Tagen in meinem Büro angerufen und nach Ihnen verlangt.«
    »Mein Meister aus Halle 4 ruft bei Ihnen an?«, frage ich total überrascht.
    »Ja, er meinte, er hätte nur die Rückruftaste betätigt, nachdem Sie ihn angerufen haben.«
    »Eigenartig, wie ist das möglich? Wie kommt der nur auf solche Gedanken?«, murmele ich.
    »Ja, ja, das ist alles sehr eigenartig. Damit aber nicht genug, Herr Engin, gestern haben wir einen Menschenhändlerring hochgenommen. Der Chef der Bande, Cädilläc-Lui, behauptet steif und fest, dass er mir einen Schlüssel für ein Schließfach im Hauptbahnhof, in dem sich 100   000   Euro befanden, unter der Bürotür durchgeschoben hat, damit ich seine Firma in Ruhe lasse. Übrigens genau an dem Tag, an dem Ihr Meister mich in meinem Büro angerufen hat. Cädilläc-Lui wirft mir vor, ich hätte mir sein Geld unter den Nagel gerissen und ihn trotzdem hopsgenommen. Er hätte das Vertrauen in die Polizei verloren. Apropos 100   000  
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