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Torso

Torso

Titel: Torso
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Frieser.«
    »Was gibt’s?«
    »Sind Sie noch in Lichtenberg?«
    »Ja. Aber schon so gut wie weg. Wir sind auf dem Weg ins Büro.«
    »Fahren Sie bitte sofort nach Tempelhof. Borsigzeile 44.«
    »Herr Frieser. Wir haben vier Stunden Auswertungsangriff hinter uns.«
    »Ja. Deshalb müssen Sie sofort hin. Es ist gerade noch so ein Ding gefunden worden.«
    »Was?«
    »Ja, es klingt jedenfalls so ähnlich. Ich wiederhole: Borsigzeile 44. Es ist ein Nachtclub namens Trieb-Werk.«
    Udo Brenner und Sina Haas schauten Zollanger neugierig an.
    »Was ist los?«, fragte Sina.
    »Frieser. Wir haben noch so etwas. In Tempelhof.« Zollanger öffnete die Wagentür. »Udo. Sag Weyrich Bescheid. Er und seine Leute sollen gleich mitkommen.«

[home]
4
    D urch das Schneetreiben brauchte sie fast eine dreiviertel Stunde bis in den Wedding. Das Wetter zähmte den Autoverkehr. Elin fuhr trotzdem nach Möglichkeit auf den Gehwegen. Körperlich machte ihr das Wetter nichts aus. Sie trug Thermounterwäsche. Ihre Drillichhosen ließen keinen Wind durch, ihre Lederjacke ebensowenig. Sie war es gewöhnt, bei Wind und Wetter Fahrrad zu fahren. Sie benutzte aus Prinzip kein anderes Verkehrsmittel.
    Das Schering-Gebäude ragte vor ihr auf. Sie hielt vorsichtig an, zog einen Stadtplan aus ihrer Fahrradtasche und orientierte sich. Sie war erst seit zwei Wochen in Berlin. Im Vergleich zu Leuten, die sich mit der U-Bahn bewegten, hatte sie zwar bereits einen ganz guten Überblick über die Hauptachsen der Stadt. Doch die Namen der zahllosen Nebenstraßen waren ihr natürlich fremd. Und die, die sie jetzt suchte, konnte sie nicht einmal richtig aussprechen, geschweige denn, im Gedächtnis behalten, obwohl sie schon zweimal hier gewesen war: Malplaquetstraße.
    Das Internetcafé, das sie kurz darauf betrat, lag im dritten Stock eines Hinterhauses. Es war nicht das übliche Internetcafé. Die Leute, die hierherkamen, surften nicht nur im Netz, sondern knüpften kreativ und leidenschaftlich daran herum. In einem Nebenraum wurden Programmierkurse angeboten. An einer Pinnwand hingen Zettel mit Fragen und Aufrufen, die meisten in Computerchinesisch und fast alle mehr oder minder bedenklichen Inhalts.
Hacking ist Kunst,
stand auf einem Aufkleber.
Kunst ist Menschenrecht.
Daneben erfuhr man, dass die DRM -Knacker sich freitags um sieben bei Kalli trafen. Nur für Fortgeschrittene.
    Elin war nicht fortgeschritten. Sie hatte gerade mal genug Ahnung von Computern, um mit E-Mails umzugehen oder sich in diverse Foren einzuloggen, in denen sie regelmäßig unterwegs war. Deshalb war sie hier. Um ihre Post zu erledigen. Um sich um ihre Leute zu kümmern. Und um jemanden zu treffen, der fortgeschritten genug war, um ihr bei ihrem eigentlichen Problem helfen zu können.
    Es war nicht viel Betrieb, als sie den Raum betrat. Der Mann an der Kasse erkannte sie von ihren letzten beiden Besuchen wieder und buchte ihr einen Terminal.
    »Du zahlst mit Promessen?«, fragte er nur.
    Einer der Gründe, warum sie hierherkam.
    »Ja.«
    Sie verbrachte die ersten zehn Minuten damit, ihr Zeitkonto zu überprüfen. Elin boykottierte vieles, aber an erster Stelle auf ihrer Tabuliste stand Geld. Wann immer sie konnte, versuchte sie, ihre ohnehin sehr geringen Bedürfnisse durch Tauschen oder direkte Dienstleistungen zu befriedigen. Berlin bot dafür glücklicherweise eine ähnlich gut entwickelte geldlose Gemeinde an wie Hamburg. Sie loggte sich auf ein Tauschringkonto ein und buchte rasch einen kleinen Job, um die geforderten Währungseinheiten zu verdienen, die hier Promessen hießen. Eine alte Dame in der Birkenstraße suchte jemanden, der ihr heute ein paar Einkäufe erledigte. Elin akzeptierte das Angebot, überwies die Promessen für das Internetcafé, loggte sich wieder aus und überprüfte ihre E-Mails. Es waren dreiundzwanzig. Sie überflog die Absenderadressen, öffnete jedoch lediglich die Nachricht einer gewissen Alexandra.
    Elin. Ich werde am Montag in Berlin sein. Wenn du willst, können wir uns treffen. Schwarzes Café? Zehn Uhr? Ich habe um zwölf einen Termin.
    Gruß
    Alexandra
    Elin antwortete:
    O.k. Danke.
    Elin
    Sie verschickte die Nachricht und schloss ihre E-Mail-Anwendung. Dann loggte sie sich bei den
Nachtelfen
ein. Bevor sie den Chatroom aufsuchte, lenkte sie ein Diskussions-Thread ab, den der Administrator irgendwo abgefischt und für alle als Warnung deutlich sichtbar eingestellt hatte. Elin las die Diskussion.
     
    X-Ray schrieb:
    Ich wollte mir selbst mal
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