Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tori und die verschwundene Stute

Tori und die verschwundene Stute

Titel: Tori und die verschwundene Stute
Autoren: Luzie Bosch
Vom Netzwerk:
grüßte, erschienen ihr plötzlich ganz cool. Aber wenn ihr das auffiel, hatten sie immer schon eine andere Freundin.
    Nein, im Gegensatz zu Sina hatte Tori wirklich kein Glück mit Jungen. Mit Finn hatte sie es gerade mal drei Wochen ausgehalten und mit Marten einen knappen Monat. Finn hatte den Pferdegeruch in ihren Kleidern abscheulich gefunden – diesen Gestank, hatte er das immer genannt. Und Marten hatte sie ständig auf den Fußballplatz geschleppt, aber auf die Sunshine Ranch war er kein einziges Mal mitgekommen.
    â€žDu bist doch noch so jung“, sagte ihre Mutter immer. „Der Richtige kommt schon, wart’s nur ab.“ Aber was, wenn sie den Richtigen gar nicht erkannte? Und stattdessen wieder den Falschen nahm?
    Das Mittagessen fiel heute flach. Toris Eltern waren zu ihrer Tante nach Essen gefahren. Tori hatte sich aber eine Packung Kekse und zwei Äpfel eingepackt. Und ihr Geschichtsbuch, sie musste ja das bescheuerte Referat vorbereiten.
    Sie setzte sich auf die Bank hinter Sues Haus. Die Sonne war ziemlich heiß, obwohl es erst Mitte März war. Tori krempelte ihre Jeans hoch und streckte die Beine in die Frühlingssonne. Bah, ihre Unterschenkel waren so rosig wie gerupfte Hühnerbeine! Manchmal beneidete sie Sina darum, dass sie so schnell braun wurde. Toris Haut kam niemals über einen zarten Karamellton hinaus. Aber dafür hatte sie lange, weißblonde Haare, die in der Sonne wie Platin glänzten.
    Sie schob einen Keks in den Mund und schlug das Geschichtsbuch auf. Seite 26. Die alten Griechen und ihre Demokratie. Gab es ein langweiligeres Thema auf diesem Erdkreis? Tori fiel beim besten Willen keines ein. Aber das war ja auch nicht gefragt. Gefragt waren die attische Gewaltenteilung, das Scherbengericht und Aristoteles’ Staatenlehre.
    Sie starrte auf die Seite, bis die Buchstaben vor ihren Augen zu tanzen begannen. Während in heutiger Zeit Demokratie eher als Repräsentativsystem angesehen wird, wohnte dem attischen Modell vielmehr ein starker plebiszitärer Zug inne.
    Meine Güte, war das kompliziert. Was bedeutete Repräsentativsystem ? Und was war mit einem plebiszitären Zug gemeint?
    Als sie den Satz zum vierten Mal gelesen hatte, gellte eine Trillerpfeife auf und zerstörte ihre Konzentration endgültig.
    Verdammt, jetzt ging das wieder los! Das Johlen, das Schreien, das Pfeifen und das Grölen. Diese bescheuerte Kickerei.
    Vor ein paar Wochen war auf dem Nachbargrundstück ein Bolzplatz eingerichtet worden. Zwei Metallrahmen links und rechts, dazwischen eine gemähte Wiese, das war das Spielfeld. Seitdem trafen sich jeden Nachmittag eine Handvoll Jungen auf dem Platz und kickten ihren blöden Ball durch die Gegend, als ginge es um den Pokal. Oder um ihr Leben.
    Tori kannte die meisten der Typen, sie gingen in ihre Parallelklasse im Friederike-Fliedner-Gymnasium. Den Jungen, der jetzt schon wieder in seine Trillerpfeife blies, hatte sie total gefressen. Jonas Spitzer. Er war der Anführer der Gruppe, ein furchtbarer Angeber, wie Tori fand. Und – ahh! Da war ja auch Toris Exfreund Marten. Natürlich, wo Fußball gespielt wurde, durfte Marten nicht fehlen.
    â€žMarten vor ans Tor! Angriff!“, brüllte Jonas und warf seine langen Haare aus der Stirn, als wäre er Justin Bieber.
    â€žAbspielen!“
    â€žFlanke!“
    â€žEy, du Versager! Gib doch ab, verdammt!“
    â€ž TOOOOR! “
    Das Gebrüll und die Pfiffe und die Griechen und das Scheißreferat und Sinas ständige Genervtheit und Toris Enttäuschung darüber, dass keiner mit ihr ausgeritten war – all das ballte sich in ihr zusammen und dehnte sich immer weiter aus, bis sie explodierte.
    Tori knallte ihr Geschichtsbuch zu und sprang auf. „Das ist voll nervig! Könnt ihr nicht mal die Klappe halten?“, brüllte sie.
    Sie hatte nicht erwartet, dass die Jungen sie in ihrem Spielrausch überhaupt zur Kenntnis nehmen würden. Aber ihre Stimme gellte so schrill über den Platz, dass alle irritiert innehielten. Der Ball rollte ins Aus.
    â€žWas hast du denn für ein Problem?“ Jonas trat ganz dicht an den Zaun.
    â€žIhr seid verdammt laut. Und hier gibt es Tiere, falls ihr das noch nicht gemerkt habt. Die rasten total aus, wenn ihr so einen Lärm macht.“
    Das stimmte nicht. Das einzige Tier, das wegen so etwas ausrasten würde, war der schreckhafte Dakota, und der war weit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher