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Tori und die verschwundene Stute

Tori und die verschwundene Stute

Titel: Tori und die verschwundene Stute
Autoren: Luzie Bosch
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gerufen. „In den Ferien kommen immer besonders viele Kinder! Und die sind doch so süß.“
    So süß. Was, bitte schön, war an den verzogenen Rangen süß?
    Und wo steckte Juliana überhaupt?
    â€žKann Juliana nicht die Karten verkaufen?“, fragte Tori.
    â€žJuliana schläft doch heute Nacht auf der Ranch. Wegen Becky“, erklärte Ayla. „Deshalb ist sie jetzt nach Hause gegangen.“
    â€žWer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, spottete Sina.
    Tori drehte sich wortlos um und ging weg.

    Mit jedem Ticket, das sie von der Rolle riss und einem Kind in die Hand drückte, wurde ihre Laune schlechter.
    â€žDu machst ja ein Gesicht, als ob du Zahnschmerzen hättest“, sagte eine alte Dame vorwurfsvoll. „Ein freundliches Lächeln kostet doch nichts, oder?“
    Das war zu viel. Tori klappte die Kasse zu.
    â€žFeierabend für heute“, verkündete sie der Warteschlange, die sich vom Schreibtisch bis hinaus auf den Hof zog. „Wer nicht drangekommen ist, kann am Mittwoch wiederkommen.“ Am Mittwoch war Tori zur Nachtwache eingeteilt, da konnte dann Juliana die Kasse machen.
    â€žWie bitte?“, fragte die dicke rothaarige Frau, die als Nächste an der Reihe gewesen wäre. „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du hast die Kasse erst vor fünf Minuten aufgemacht. Also, Frau Mirador …“
    â€žFrau Mirador“, unterbrach Tori sie, „ist in Kalifornien.“ Weit, weit weg. Zum Glück. Tori verstaute die Kasse in der obersten Schreibtischschublade. „Tut mir leid“, log sie. Es tat ihr kein bisschen leid.
    Die Rothaarige stemmte die Hände in die Hüften. „Das lass ich mir nicht gefallen. Ich werde mich beschweren.“
    Jetzt begannen die ersten Kinder zu heulen.
    â€žUnverschämtheit!“, sagte ein Mann. „Und dafür stehen wir stundenlang an.“
    Tori hob bedauernd die Hände. Sie kam sich vor wie ihr Vater, ihre Mutter und ihr Klassenlehrer in einer Person. Ein gutes Gefühl.
    Murrend und schimpfend schoben sich die Leute aus dem Büro.
    Tori schloss zuerst die Schreibtischschublade ab und dann die Bürotür. Schluss für heute.
    Sie hatte gehofft, dass die Leute sich verzogen hatten, aber sie standen immer noch im Hof, als Tori aus dem Büro kam. Sie scharten sich um einen hageren Mann mit Dreitagebart, den Tori schon mal irgendwo gesehen hatte. Er hatte nicht in der Schlange im Büro gestanden, da war sie sich ziemlich sicher. Woher kannte sie das Gesicht?
    â€žIst ja auch vollkommen egal“, murmelte sie. Sina und die anderen Pferdemädchen würden schnell mitkriegen, dass Tori den Ticketverkauf vorzeitig beendet hatte. Sie würden gleich vom Roundpen zurückkommen. Und Tori hatte keine Lust, sich ihre Vorwürfe anzuhören.
    Ob sie noch einmal bei Becky vorbeischauen sollte, bevor sie nach Hause fuhr? Aber heute Vormittag war die Stute ganz ruhig und entspannt gewesen, sicher würde es noch Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern, bis das Fohlen zur Welt kam.
    Mit zielstrebigen Schritten ging Tori an der Gruppe vorbei, die sich um den großen Hageren versammelt hatte. Kurz bevor sie auf ihr Fahrrad stieg, drehte sie sich noch einmal um und begegnete dem Blick des Mannes. Ein paar Sekunden lang starrten sie sich an, dann senkte der Fremde die Augen. Er verteilte irgendetwas an die Umstehenden. Karten oder Prospekte.
    Wo zum Teufel hatte sie sein Gesicht schon einmal gesehen?, überlegte Tori, als sie vom Hof fuhr. Sie kam einfach nicht drauf.
    Vielleicht hatte sie eine böse Vorahnung, vielleicht war ihr auch nur der Ärger auf den Magen geschlagen. Die ständigen Auseinandersetzungen mit Sina, die blöden Typen auf dem Fußballfeld und zum Abschluss noch der bescheuerte Ticketverkauf. Auf jeden Fall brachte sie beim Abendessen keinen Bissen runter.
    â€žWas ist denn los mit dir?“, fragte ihr Vater. „Du bist so still.“
    â€žSonst quatsch ich dir doch immer viel zu viel.“ Tori stand wütend auf. „Ich geh heute früh schlafen. Ich muss schließlich fit bleiben.“
    â€žIch wünschte nur, du würdest dich …“, begann ihre Mutter. Den Rest des Satzes hörte Tori nicht mehr, weil sie schon im Flur war. Sie kannte die Fortsetzung aber. Ich wünschte nur, du würdest dich für die Schule auch so einsetzen wie für die Ranch.
    In ihrem Zimmer hatte sie
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