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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste
Autoren: Roger Zelazny
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groß “ , sagte er. „ Es gibt Regeln und G e setze für alles mögliche. Darüber soll ich ihm Auskunft g e ben. “
    Ich nickte bedächtig, apokalyptische Bruchstücke famili ä rer Folklore waren mir erst gestern abend von Merimee a n läßlich eines gemütlichen Beisammenseins aufgehellt wo r den; sie alle hatten irgendwie mit Onkel Albert zu tun g e habt.
    „ Nebenbei bemerkt, Doktor Merimee wird ebenfalls Par t ner in der Gesellschaft sein. “
    Ich nickte weiter.
    „ Was auch immer geschehen wird “ , versprach ich ihm, „ ich bin sicher, es wird eine aufregende und lehrreiche Zeit für dich sein. “
    Wir gingen zurück zum Auto, stiegen ein, fuhren stad t einwärts. Hinter mir war der Sandstrand plötzlich voller T o re, den Toren des Sandes, den Toren der Wüste. Ich dachte an Frauen, Tiger, Schuhe, Schiffe, Siegelwachs und an and e re Dinge auf der Schwelle. Bald, bald, bald …
     
    Variationen über ein Thema des Dritten Scheusals: Sterne und der Traum der Zeit …
    In einer kleinen Stadt im Schatten der Alpen fand ich ihn endlich. Er saß auf dem Dach der Kirche des Orts und b e trachtete die große Uhr der Stadthalle.
    „ Guten Abend, Professor Dobson. “
    „ Eh? Fred? Gute Güte! Passen Sie beim nächsten Stein auf, der Mörtel ist brüchig – so, ja. Ausgezeichnet. Sie hätte ich heut e n acht am wenigsten erwartet. Aber ich bin trot z dem froh, Sie zu sehen. Ich wollte Ihnen morgen früh eine Postkarte schreiben und Ihnen von hier berichten. Nicht nur vom Klettern, sondern auch von der Perspektive. Behalten Sie die große Uhr im Auge, ja? “
    „ Gerne “ , sagte ich, setzte mich, machte es mir bequem und stemmte einen Fuß gegen eine ornamentale Verzierung.
    „ Ich habe Ihnen etwas mitgebracht “ , sagte ich und reichte ihm das Päckchen.
    „ Oh, vielen Dank. Hatte ich nicht erwartet. Eine Überr a schung … Es blubbert ja, Fred. “
    „ Das tut es. “
    Er packte es aus.
    „ Prächtig! Ich kann leider das Etikett nicht lesen, daher probiere ich am besten einmal. “
    Ich betrachtete die große Turmuhr.
    „ Fred! “ rief er nach wenigen Augenblicken. „ Ich habe noch nie etwas Ähnliches getrunken. Was ist das? “
    „ Das Stereoisomer eines gewöhnlichen Bourbon “ , an t wortete ich. „ Man erlaubte mir kürzlich, ein paar Flaschen durch die Rhenniusmaschine zu schicken. Das Spezialkom i tee der UN in Sachen Außerirdische Artefakte ist neuerdings sehr nett zu mir. Sie haben also eben ein sehr, sehr seltenes Getränk gekostet. “
    „ Ich verstehe. Ja … Und aus welchem Anlaß? “
    „ Die Sterne haben endlich auf ihren feurigen Routen die gewünschten Konstellationen erreicht, ihre eleganten Pos i tionen sprechen ein gutes Omen aus. “
    Er nickte.
    „ Gut gesprochen “ , sagte er feierlich. „ Aber was meinen Sie damit? “
    „ Um mit dem Wichtigsten zu beginnen, ich wurde grad u iert. “
    „ Oh, das tut mir leid. Ich glaubte schon, sie würden es nie schaffen. “
    „ Ich auch. Aber sie haben es geschafft. Ich arbeite jetzt für das Innenministerium oder die Vereinten Nationen, je nachdem, aus welcher Warte man es sieht. “
    „ Was für eine Position haben Sie? “
    „ Darüber denke ich gegenwärtig nach. Wissen Sie, die Entscheidung liegt bei mir. “
    Er nahm einen weiteren Schluck, dann reichte er mir die Flasche herüber.
    „ Das sind immer scheußliche Momente “ , sagte er. „ Hier. “
    Ich nickte. Ich trank auch einen Schluck.
    „ Daher wollte ich mit Ihnen reden, bevor ich mich en t schließe. “
    „ Es ist scheußlich, Entscheidungen treffen zu müssen “ , wiederholte er und nahm die Flasche wieder an sich. „ Wa r um mit mir? “
    „ Vor einiger Zeit, als ich in der Wüste gefoltert wurde, da dachte ich an die vielen Studienberater, die ich bisher gehabt habe. Da ging mir erst auf, warum einige besser und einige schlechter waren. Die besten, heute weiß ich das, waren immer die, die mich nicht zwingen wollten, vorgegebenen Routen zu folgen. Aber sie haben auch nicht einfach nur meine Karte unterschrieben. Sie haben sich immer eine We i le mit mir unterhalten. Nicht das übliche Geschwätz. Sie haben mich nie abgekanzelt, wie die Situation es erfordert hätte. Ich erinnere mich nur noch an die wenigsten Unterha l tungen. Über Dinge, die sie selbst gelernt hatten, die sie als wichtig ansahen, nehme ich an. Im großen und ganzen nichtakademische Dinge. Das waren diejenigen, die mir wirklich etwas gegeben haben, wahrscheinlich haben sie
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