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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi
Autoren: Eric Ambler
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fuhr er dann fort: »Passen Sie auf, Arthur. Vielleicht werden Sie und ich die einzigen sein, die das jemals lesen. Vielleicht wird es in einer Woche schon nicht mehr existieren. Ich gebe Ihnen damit eine Chance. Warum ergreifen Sie sie nicht und sind dankbar?«
    »Was muß ich dafür tun?«
    »Darauf kommen wir später. Schreiben Sie weiter:
    Die Nummern der Reiseschecks sind P 89.664.572 bis P 89.664.577 zu je fünfzig Dollar. Ich beabsichtigte, Mr. Harpers Unterschrift zu fälschen, um sie unrechtmäßig zu kassieren. Ich habe auf diese Weise bereits mehrfach Schecks gestohlen, gefälscht und kassiert. Aber jetzt weiß ich, daß ich es nicht durchführen kann. Mr. Harper hat mir bei seinem Besuch in Athen so viel Freundlichkeit und christliche Nächstenliebe erwiesen, daß ich ihn nicht bestehlen kann. Ich sende deshalb die Schecks, die ich ihm gestohlen habe, mit diesem Brief zurück. Ich will mit diesem Entschluß aus dem Dunkel ans Licht des Tages treten. Ich weiß jetzt, daß mir sündigem Mensch nur die eine Chance bleibt, das gestohlene Gut zurückzuerstatten, alles zu bekennen und die Strafe, die das Gesetz befiehlt, auf mich zu nehmen. Nur so kann ich auf Rettung in einer anderen Welt hoffen.
    Unterschreiben Sie.«
    Ich unterschrieb.
    »Datieren Sie es auf heute in einer Woche. Nein, sagen wir lieber auf den Dreiundzwanzigsten.«
    Ich datierte es.
    »Geben Sie es her.«
    Ich gab es ihm. Er überlas es zweimal. Dann blickte er mich an und grinste.
    »Sie sagen gar nichts mehr, Arthur? Sicher überlegen Sie sich jetzt, was passieren würde, wenn ich es der Polizei schicken würde.«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Schön, ich will Ihnen sagen, was passieren würde. Zuerst würden sie glauben, Sie wären verrückt. Sie würden mich wahrscheinlich auch für verrückt halten, aber an mir wären sie nicht weiter interessiert. Ich wäre ja auch gar nicht mehr da. Andererseits könnte die Polizei die Geschichte nicht ignorieren. Dreihundert Dollar! Das müßte sie ernst nehmen. Also würde sie bei American Express alle Scheckfälschungen untersuchen, deren Spuren zu Konten von Athener Banken führen. Dann würden sie Sie einsperren und bearbeiten. Was würden Sie tun, Arthur? Von mir erzählen und was sich wirklich abgespielt hat? Sie wären dumm, wenn Sie das täten, oder nicht? Man würde Ihnen kein Wort glauben. Nein, dazu sind Sie zu schlau. Sie würden weiter in Reue machen. Das wäre die einzig mögliche Verteidigung – freiwilliges Bekenntnis, Rückerstattung, ehrliche Reue. Wahrscheinlich kämen Sie mit einer minimalen Strafe davon, vielleicht mit einem Jahr.«
    »Danke.«
    Wieder grinste er. »Machen Sie sich keine Sorgen, Arthur. Sie werden überhaupt nicht eingesperrt.« Er deutete auf das Blatt und die Schecks. »Das ist nur eine kleine Rückversicherung.« Er nahm die Flasche und füllte mein Glas nach. »Ein Freund von mir wird Ihnen etwas Wertvolles anvertrauen.«
    »Was?«
    »Ein Auto. Sie werden es nach Istanbul fahren. Sie bekommen hundert Dollar und Spesen. Mehr ist nicht drin.«
    Ich brachte ein Lächeln zustande. »Wenn nicht mehr drin ist, dann verstehe ich nicht, warum Sie mich erpressen müssen. Für das Geld würde ich den Job jederzeit mit Vergnügen übernehmen.«
    Er blickte bekümmert auf. »Wer redet hier von Erpressung? Ich sagte Rückversicherung. Es handelt sich um einen Lincoln, Arthur, Anschaffungspreis siebentausend Dollar. Wissen Sie, was der jetzt wert ist in der Türkei?«
    »Vierzehntausend.«
    »Na, also. Angenommen, Sie fahren ihn in die erstbeste Garage und verkaufen ihn.«
    »Das wäre nicht so einfach.«
    »Arthur, Sie gingen heute nacht für lumpige dreihundert Dollar ein großes Risiko ein. Für vierzehntausend Dollar wären Sie doch zu allem imstande, oder etwa nicht? Machen Sie mir doch nichts vor. So wie die Dinge liegen, muß ich mir keine Sorgen machen und mein Freund auch nicht. Sowie ich weiß, daß der Wagen abgeliefert ist, wird dieses Geständnis hier zerrissen.«
    Ich schwieg. Ich glaubte ihm kein Wort, und er wußte es. Es war ihm egal. Er ließ mich nicht aus den Augen und hatte seinen Spaß daran.
    »Abgemacht«, sagte ich schließlich; »aber ich hätte noch ein paar Fragen.«
    Er nickte. »Sicher. Aber es gibt eine Bedingung bei dem Job – keine Fragen.«
    Es hätte mich sehr überrascht, wenn er etwas anderes gesagt hätte. »Gut. Wann soll ich aufbrechen?«
    »Morgen. Wie lange brauchen Sie bis Saloniki?«
    »Etwa sechs bis sieben
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