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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi
Autoren: Eric Ambler
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Schlepper arbeiten und bei Gelegenheit Reiseschecks aus Hotelzimmern klauen. Unterzeichnen Sie sie selbst?«
    »Ja.«
    »Also Urkundenfälschung. Ich frage nochmals: Sind Sie je zuvor schon erwischt worden?«
    »Nein, Sir.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Gibt es eine Strafakte über Sie?«
    »Hier in Athen?«
    »In Athen fangen wir an.«
    Ich zögerte. »Meinen Sie Verkehrsvergehen?«
    »Sie wissen, was ich meine.«
    Ich schneuzte ganz instinktiv, und meine Nase begann wieder zu bluten. Er seufzte ungeduldig und warf mir ein paar Papierservietten von dem Tablett mit den Getränken zu.
    »Ich war mir schon am Flughafen ziemlich klar über Sie«, fuhr er fort; »aber ich hielt Sie nicht für ganz so dumm. Warum mußten Sie dieser Kira erzählen, Sie hätten noch nicht zu Abend gegessen?«
    Ich zuckte hilflos mit den Achseln. »Damit ich hierher konnte.«
    »Warum sagten Sie ihr nicht, Sie wollten den Wagen auftanken? Das hätte ich Ihnen vielleicht abgenommen.«
    »Das schien mir nicht wichtig. Warum sollten Sie mich verdächtigen?«
    Er lachte. »Bruder, Bruder! Ich weiß, was Ihr Wagen hier wert ist. Ich weiß, wie teuer das Benzin hier ist. Zu dem Preis, den Sie verlangen, könnten Sie es gar nicht machen. Okay, Sie bekommen Ihre Provision – im Restaurant, im Club und im Bordell –, aber das kann nicht sehr viel sein, also muß es sonst noch etwas geben. Kira weiß es auch nicht, aber sie hat einen Verdacht, weil Sie bei ihr schon mehrfach Reiseschecks umgewechselt haben.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt?« Das setzte mir wirklich zu; das mindeste, das man von einer Frau in ihrem Gewerbe erwarten kann, ist doch wohl Diskretion.
    »Warum nicht? Sie werden ihr wohl nicht gesagt haben, daß sie gestohlen waren, oder?« Er trank seinen Schnaps aus. »Ich bezahle sonst keine Mädchen, aber ich wollte etwas mehr über Sie in Erfahrung bringen. Als sie merkten, daß ich bereit war zu bezahlen, waren sie beide sehr entgegenkommend.«
    In nippte an meinem Glas. »Also schön. Ich bin dreimal verurteilt worden.«
    »Wofür?«
    »Weil ich mich als Fremdenführer ausgegeben habe. Im Grunde habe ich nichts anderes getan, als ein paar Touristen vor langweiligen archäologischen Litaneien bewahrt. Die offiziellen Führer müssen sie auswendig lernen, bevor sie die Prüfung ablegen.«
    »Waren Sie im Gefängnis?«
    »Natürlich nicht. Ich bekam eine Geldstrafe.«
    Er nickte befriedigt. »Wenn Sie so weitermachen, können wir vielleicht die Polizei heraushalten. Waren Sie sonst irgendwo im Gefängnis, ich meine, ob Sie eine Strafe abgesessen haben?«
    »Ich sehe nicht ein, weshalb …«
    »Klappe.« Er unterbrach mich. »Was ist mit der Türkei?«
    »Türkei? Warum wollen Sie das wissen?«
    »Sind Sie dort gewesen?«
    »Ja.«
    »Gibt es dort eine Strafakte?«
    »Ich mußte in Istanbul Strafe bezahlen, weil ich ein paar Leute durch ein Museum führte.«
    »Welches Museum?«
    »Das Topkapi.«
    »Gaben Sie sich als offizieller Führer aus?«
    »Führer müssen dort eine Lizenz haben. Ich hatte keine.«
    »Sind Sie schon einmal von hier nach Istanbul gefahren?«
    »Ist das ein Verbrechen?«
    »Antworten Sie. Ja oder nein?«
    »Gelegentlich. Manche Touristen reisen lieber mit dem Auto. Warum?«
    Er gab keine Antwort. Statt dessen nahm er einen Umschlag und begann mit Bleistift etwas zu schreiben. Ich hatte dringend eine Zigarette nötig, fürchtete mich aber, mir eine anzuzünden; das hätte aussehen können, als sei ich nicht mehr beunruhigt. Ich war beunruhigt und verwirrt dazu; aber ich wollte sichergehen, daß man es mir auch ansah. Also trank ich lieber den Schnaps.
    Endlich hörte er auf zu schreiben und blickte auf. »Schön, Arthur. Da liegt ein Briefblock und eine Feder. Ich werde diktieren. Sie schreiben. Tun Sie, was ich Ihnen sage.«
    Ich war völlig konsterniert. Ich nahm die Feder.
    »Fertig?«
    »Ja.«
    »An den Polizeipräsidenten, Athen. Haben Sie das? Schreiben Sie weiter: Ich, Arthur A. Simpson, wohnhaft – Ihre Adresse – gestehe hiermit, daß ich am fünfzehnten Juni mit Hilfe eines Nachschlüssels in das Appartement von Mr. Walter K. Harper im Hotel ›Grande Bretagne‹ eindrang und Reiseschecks im Werte von dreihundert Dollar gestohlen habe. Die Nummern der Schecks …«
    Als er nach den Schecks griff, fing ich an zu protestieren.
    »Das kann ich unmöglich schreiben. Damit wäre ich überführt. Ich könnte mich nicht verteidigen.«
    »Wollen Sie das lieber? Ich kann auf der Stelle die Polizei rufen.« Geduldiger
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