Top Secret - Der Auftrag

einen säuberlich gemähten Rasen in ein gro ßes Gewächshaus voller Blumen.
    »Mr Falco?«, fragte John.
    Falco war Ende fünfzig, sah aber älter aus. Der graue Bart, das legere Hemd und die Hosenträger
passten zu Millies Beschreibung eines netten alten Herren.
    »Wunderschöne Pflanzen«, bewunderte John die Gewächse. »Das muss eine Menge Arbeit machen.«
    Falco lächelte. »Ich habe jede Menge Zeit, Mr …?«
    John ließ Ray seinen Dienstausweis zeigen. »Ich bin Inspector McLad von der Dienstaufsichtsbehörde. Mein Kollege ist Mr Jones.«
    »Dienstaufsichtsbehörde?« Falco lächelte. »War ich ein böser Junge?«
    »Zeugenaussagen bezüglich des Todes von Will Clarke«, kam McLad direkt zum Thema. »Erinnern Sie sich daran, sie aufgenommen zu haben?«
    »Oder daran, Bestechungsgelder von Leon Tarasov genommen zu haben, um besagte Aussagen zu verlieren?«, fügte John hinzu.
    Das Gesicht des alten Mannes verdüsterte sich. John zog einen Kassettenrecorder aus der Tasche und drückte auf Play.
    »Ich verstehe gar nicht, warum du dich so über das Auto aufregst, Michael. Aber was auch dahintersteckt, du wirst lernen müssen, dich zu beherrschen. Das letzte Mal, als du so ausgeflippt bist, hast du Will Clarke vom Dach gestoßen. Ich weiß nicht, wie du den Nerv haben kannst, mich danach so hereinlegen zu wollen. Wenn ich nicht Falco gebeten hätte, sich um die Zeugenaussagen zu kümmern, säßest du lebenslänglich hinter Gittern.«
    Falco wusste nicht, wo er hinsehen sollte.

    Ray lächelte wie ein Mann, der wusste, dass er sein Opfer an den Eiern hatte. »Mr Falco, wir haben ein paar ziemlich gute Beweise, dass Michael Patel Will Clarke getötet hat. Wahrscheinlich genug für eine Verhaftung. Aber wenn Sie vor Gericht aussagen, dass Sie von Leon Tarasov Geld genommen haben, um Michael Patel zu decken, dann ist unser Fall bombensicher.«
    Falco erkannte, dass er hier ein Angebot bekam, das es ihm ersparte, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Vorsichtig wählte er seine Worte für den Fall, dass John oder Ray das Gespräch heimlich aufzeichneten.
    »Hypothetisch gesehen würde ich vollständige Immunität verlangen, falls ich Ihnen irgendwie behilflich sein könnte. Nicht nur dafür, sondern auch für alles andere, was im Laufe der Ermittlungen einer Korruptionsuntersuchung im Polizeirevier von Palm Hill zutage käme.«
     
     
     
    16:18 Uhr
    Millie Kentner und Greg Jackson betraten das Polizeirevier von Palm Hill. Sie waren sicher, alle Beweise zu haben, die sie benötigten:
    1. Die Aussagen der beiden Jungen, die behaupteten, jemanden auf dem Dach gesehen zu haben.
    2. Die Aussage eines weiteren Jungen, den Michael Patel umgerannt hatte, als er die Treppe herunterkam.

    3. Michaels verdächtige Berührung von Wills offensichtlich leblosem Körper.
    4. Gesprächsaufzeichnungen, in denen Michael und Leon offen über den Mord sprachen.
    5. Und, was am wichtigsten war, Alan Falcos Einverständnis, auszusagen, dass Leon ihn dafür bezahlt hatte, die Zeugenaussagen der Jungen nach Wills Tod zu vernichten.
    Die beiden gingen hinauf zum Büro der Gemeindepolizei im zweiten Stock und sahen Michael vor dem Kopierer stehen.
    »Michael!«, rief Millie freundlich lächelnd. »Würdest du wohl einen Augenblick in mein Büro kommen? Hier ist Greg Jackson von der Dienstaufsichtsbehörde.«
    »James Holmes und die Dienstaufsichtsbehörde«, stöhnte Michael. »Die haben mir heute gerade noch gefehlt!«
    »Was ist mit deiner Nase?«, erkundigte sich Millie auf dem Weg zu ihrem Büro.
    »Bin vor eine Tür gelaufen.«
    Millie setzte sich auf ihren Stuhl, während Greg Handschellen aus dem Gürtel zog und sagte:
    »Michael Patel, ich verhafte Sie wegen des Verdachts des Mordes an Will Clarke. Sie müssen keine Aussage machen, aber wenn Sie es tun, kann alles, was Sie sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden …«
    Michael sah Millie entsetzt an, die auf ihre Uhr blickte.
In Palm Hill fuhren gerade zwei uniformierte Beamte auf Leon Tarasovs Gelände, um ihn zu verhaften.

36
    20:30 Uhr
    James’ und Daves Sachen wurden im grauen Überwachungswagen zum Campus von CHERUB zurückgebracht. John half James, alles nach unten zu bringen, als ihm Liza Tarasov auf dem Außengang begegnete.
    »Was ist denn los, James?«
    James trug einen Fernseher. »Die Bullen haben Dave mit Pete und Leon verhaftet, deshalb muss ich zurück ins Kinderheim.«
    »Für immer?« »Wahrscheinlich.« James nickte ernst. »Meine