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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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1. Kapitel
    »Re-cycelt, re-duziert, re-generiert!«
    »Unsere Luft ist unser Leben!«
    »Rettet den Planeten, rettet den Baum  – ihr rettet unsren Lebensraum!«
    Die Sprechchöre wehen am Ende der letzten Stunde von der warmen Brise getragen zum Fenster herein. Ms. Lockhart geht rüber und sieht nach, wo der Lärm her kommt, der Rest der Klasse reckt indessen die Hälse, um ja nichts zu verpassen.
    Ich stopfe nur die Bücher in meine Tasche, danach hocke ich wartend auf der Stuhlkante.
    Beim letzten Läuten der Schulglocke an diesem Tag werde ich aktiv, flitze zu meinem Schließfach, schnappe mir schnell noch ein paar Sachen und renne aus dem Gebäude. Ich seh die Green Teens schon auf dem Grundstück hinter dem Sportplatz im Kreis marschieren, jenseits der mit Graffiti beschmierten Tribüne und den Baseball-Schlagkäfigen.
    Der Schulverwaltungsrat hat den Vorschlag gemacht, das Grundstück an ein Bauunternehmen zu verkaufen, und
schon zerfurchen Reifenspuren den matschigen Boden und ein Bauplatz nimmt Gestalt an. Aber lange wird das nicht dauern.
    »Ihr habt nicht gewartet!« Atemlos erreiche ich das letzte Stück Rasen. Ich kicke meine Ballerinas weg  – nicht gerade geländegängige Schuhe  – und zerre mir ein Paar Gummistiefel mit Blumenmuster über die Füße.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagt Olivia entschuldigend und schlittert die matschige Böschung herunter. Ihre Stiefel sind schon ganz dreckig. Sie schnappt sich ein paar von meinen Tüten und filzt sie voller Eifer. »Hast du die Transparente mitgebracht? Und die Listen für die Unterschriften?«
    »Alles da!« Ich ziehe ein Greenpeace Shirt über mein normales Tanktop. »Und Kekse auch.«
    »Perfekt!« Sie grinst. Für diesen besonderen Anlass hat sie sich blaue Fäden ins Haar geflochten, passend zu der Schrift auf den Plakaten, die wir die halbe Nacht gemalt haben. »Dann sind wir ja bestens ausgerüstet.«
    Wir nehmen unsere Plätze in der Mitte der Gruppe ein, entfalten ein drei Meter langes Spruchband und fallen in den Sprechchor ein. Nach sechs großen Demos und unserem samstäglichen Flugblattverteilen im Fairview-Einkaufszentrum sind Olivia und ich Experten in Sachen Protest. Uns bleibt auch nichts anderes übrig. Nun, wo die alte Leitung der Green Teens von der Schule abgeht, ist es an uns, an der North Ridge Highschool die Flamme des Umweltbewusstseins hell und stark am Leben zu erhalten.
    »Lauter, Leute! Die müssen uns auf dem Parkplatz noch
hören können!«, brüllt Olivia durch das Megafon, das wir uns  – äh  – aus dem Materialraum ›ausgeliehen‹ haben. Man muss zu hören und zu sehen sein, darauf kommt es bei einer guten Demo an, hab ich gelernt. Und auf reichlich Snacks. Einmal wollten wir mit einem Ganztags-Sit-in vor dem Rathaus mehr Recycling-Container fordern, und ich hatte vergessen, Proviant mitzunehmen. Die Gruppe hielt genau zwei Stunden durch, dann wehte der Duft von einem mobilen Brezelstand zu uns rüber – und das war zu viel. Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass wir nach wie vor mit unserem Papier und Plastik nach Maplewood stapfen müssen und ich seitdem die Snacks nie mehr vergessen habe.
    Angezogen von den Rufen und den Verlockungen des Gebäcks versammelt sich auch diesmal nach ein paar Minuten eine neugierige Menge. Leute aus meiner Lerngruppe schauen sich interessiert um, ein paar Cheerleader bleiben sogar stehen und wollen wissen, was los ist.
    »Die Anziehungskraft von kostenlosen Imbissen darf man nicht unterschätzen.« Ich grinse und klatsche Olivia mit der freien Hand ab. »Was meinst du, wird es Zeit für Phase zwei?«
    »Nur los.« Sie nickt.
    Ich überlasse meine Ecke des Spruchbandes einem eifrigen Rekruten aus dem ersten Oberstufenjahr, hole den Stapel Klemmbretter und lasse Unterschriftenlisten herumgehen.
    »Was ist es denn diesmal?« Ein Typ aus meinem Wirtschaftskurs drückt sich verdächtig nah bei der Gruppe
herum. Er hat den Hemdkragen hochgestellt und das ganze letzte Halbjahr total lässig von hinten gegen meinen Stuhl getreten, aber jede Unterschrift zählt. »Die Rettung der Wale?«
    »Das hatten wir letzte Woche.« Ich lächele ihn unverdrossen an, mein unfehlbares du-willst-mich-ganz-bestimmt-unterstützen-Lächeln. »Im Moment versuchen wir sie davon abzuhalten, dieses Feld zu bebauen.«
    »Soll hier ein kleines Einkaufszentrum errichtet werden?« Er guckt hoffnungsvoll. »Mann, ein Pizza Hut wäre toll. Oder ein Chili’s !«
    »Nein«, antworte ich dankbar. Ich
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