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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Autoren: Tami Hoag
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hochnäsiges Ding wie deine Mutter werden!«
    Haley fing an zu weinen.
    Am liebsten hätte Anne Milo Bordain zurechtgewiesen, aber irgendetwas, irgendein Instinkt hielt sie davon ab – Selbstschutz, Angst? Jedenfalls war es höchste Zeit, von hier zu verschwinden. Milo Bordain verhielt sich unberechenbar.
    »Es tut mir leid«, sagte Anne zu ihrer Gastgeberin und stand vom Tisch auf. Sie legte eine Hand auf Haleys Schulter, die auf der Bank sitzen geblieben war. »Das ist einfach nicht unser Tag. Wir sollten besser gehen.«
    Bordain hob die Augenbrauen. »Ich soll mir all die Mühe umsonst gemacht haben?«
    »Es tut mir wirklich leid«, erwiderte Anne, »aber Haley hat es im Moment nicht leicht.«
    »Sie ist ein verzogenes Balg«, zischte Bordain. »Wenn Sie sie mit strengerer Hand anfassen würden …«
    »So einfach ist das nicht«, sagte Anne.
    »Ich habe Ihnen schon mehrmals gesagt …«
    »Mommy Anne …«, rief Haley kläglich. »Mommy Anne …«
    »Hör endlich auf mit diesem Mommy Anne!«, brüllte Milo das Mädchen an.
    Haley schluchzte.
    »Okay, das war’s«, sagte Anne. »Wir sind fertig hier. Wir gehen jetzt nach Hause.«
    »Sie können doch nicht einfach gehen«, sagte Milo. »Nach all der Mühe …«
    »Niemand hatte Sie darum gebeten«, sagte Anne.
    »Das ist doch wieder typisch!«, rief Bordain. »Nie hast du mir gedankt für all das, was ich für dich getan habe. Du bist nichts als eine habgierige kleine Hure!«
    Die Angst durchfuhr Anne wie ein Blitz. Milo Bordain sprach nicht mit ihr. Milo Bordain kannte sie kaum und hatte sicher nie etwas für sie getan. Sie sprach mit Marissa.
    Annes Blick fiel auf den Picknicktisch und das große Brotmesser, das dort lag.
    »Du meinst also, du könntest so einfach mir nichts, dir nichts gehen?«, zischte Bordain.
    »Mrs Bordain«, sagte Anne mit fester Stimme. »Ich glaube, Sie verwechseln mich. Ich bin nicht Marissa.«
    Doch Milo Bordain schien sie nicht zu hören. Sie war an einem ganz anderen Ort. Mit grimmigem Ausdruck ging sie auf Haley zu. Anne zog sie schnell ein Stück weg.
    »Hör auf«, schrie Bordain. »Hör mit dieser Heulerei auf!«
    »Böser Daddy!«, schrie Haley zurück. »Böser Daddy! Du hast meiner Mommy wehgetan!«
    Oh Gott, dachte Anne. Das war es. Haley hatte Milo Bordain nicht mit dem Mörder ihrer Mutter verwechselt. Milo Bordain war die Mörderin.
    Bordain machte einen Satz auf Haley zu, die Hände nach ihrem Hals ausgestreckt. Haley schrie. Anne riss sie von der Bank, stellte sie auf den Boden und rief: »Lauf, Haley! Lauf, und hol Hilfe!«
    Erschreckt rannte Haley ein paar Schritte, dann drehte sie sich um und schluchzte: »Mommy! Mommy, nein!«
    Milo Bordain war eins achtzig groß und mindestens zwanzig Kilo schwerer als Anne. Sie packte Anne bei den Haaren und versetzte ihr einen Schlag. Anne wurde schwarz vor Augen, und Milo Bordain holte noch einmal aus. Anne ließ sich auf die Knie fallen und brachte damit ihre Angreiferin aus dem Gleichgewicht, so dass sie sie losließ und gegen den Tisch krachte. Essen und Getränke flogen durch die Luft. Auf Händen und Füßen kriechend versuchte Anne, ein Stück wegzukommen, dann hangelte sie sich an der Bank und am Tisch hoch.
    Sie stürzten sich beide gleichzeitig auf das Messer.
    Eine von ihnen stieß gegen den Griff, und das Messer rutschte außer Reichweite.
    Anne rannte um den Tisch, die Hand nach dem Messer ausgestreckt.
    In dem Moment warf sich Bordain über den Tisch, griff nach dem Messer und packte es an der Klinge. Ein unmenschliches Brüllen entrang sich ihrer Kehle, das aber eher von Wut als von Schmerz zeugte.
    Haley schrie und schrie. Anne sah aus dem Augenwinkel, dass sie ein gutes Stück entfernt stand. Aber dann kam das Mädchen plötzlich auf sie zugelaufen.
    »Nein! Nein! Tu meiner Mommy nicht weh!«
    Bordain wirbelte zu ihr herum, das Messer in der blutigen Hand.
    Anne stand hinter dem Tisch und schnappte sich das Erstbeste, was ihr in die Hände fiel – das Baguette. Sie schwang es wie einen Baseballschläger und erwischte Bordain an der Schläfe, was zumindest einen Moment ihre Aufmerksamkeit von Haley ablenkte.
    »Lassen Sie sie in Ruhe!«, brüllte Anne, ohne zu wissen, ob Milo Bordain sie überhaupt hörte. Ihre Augen wirkten kalt und ausdruckslos wie gefärbtes Glas. Mit grotesk verzerrtem Gesicht stürzte sie jetzt mit dem Messer in der Hand auf Anne zu.
    Anne lief um den Tisch herum und bückte sich, um Haley hochzuheben, nur einen Gedanken im Kopf: Weg!
    Sie
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