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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Autoren: Tami Hoag
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war. Stattdessen steckte das Ding nach wie vor in seinem Kopf, eine Operation war zu riskant.
    »Wenn es um ein Kind geht, ist es immer am schlimmsten.«
    »Da hast du recht. Was kann eine Vierjährige schon getan haben, um so etwas zu provozieren?«
    »Sie ist eine Zeugin.«
    »Sie kannte den Täter.«
    »Oder er ist einfach ein fieses Arschloch.«
    »Das ist er in jedem Fall«, sagte Mendez.
    Sie traten durch das kleine Tor in den Garten und folgten dem Schotterweg um das Haus herum, an einem alten betonierten Springbrunnen vorbei, der unbeeindruckt von dem grauenhaften Geschehen vor sich hin plätscherte.
    »Wer hat den Mord gemeldet?«
    »Ein Freund, der zufällig vorbeigekommen ist.«
    Leone blieb stehen und starrte ihn an. »Um diese Zeit? Es ist noch nicht mal richtig hell!«
    Genauer gesagt war es 7 Uhr 29. Die Sonne war gerade aufgegangen.
    »Stimmt«, sagte Mendez. »Aber warte erst mal ab, bis du ihn kennengelernt hast. Komischer Typ.«
    »Inwiefern komisch?«
    »Komisch im Sinne von verdächtig. Wer schneit schon um sechs Uhr morgens bei seiner Nachbarin rein?«
    »Ist er hier?«
    »Bill kümmert sich um ihn.«
    Detective Bill Hicks, Mendez’ Partner. Hicks wirkte beruhigend auf die Leute.
    »Kommt Cal auch?«, fragte Leone.
    Cal Dixon, der Sheriff und Vorgesetzte von Mendez.
    »Schon unterwegs.«
    »Ich möchte niemandem ins Gehege kommen.«
    »Ich habe ihn gefragt«, sagte Mendez. »Er ist einverstanden.«
    »Gut.«
    An der Küchentür blieben sie stehen. Mendez deutete zu dem Baum.
    »Da haben der Kollege und ich schon hingekotzt. Nur falls du plötzlich auch das Bedürfnis verspüren solltest.«
    »Gut zu wissen.«
    Der Tatort erschütterte Mendez beinahe ebenso sehr wie beim ersten Mal. Das lag an den Kontrasten, überlegte er – und am Geruch. Die Kontraste waren brutal. Die Küche wirkte wie aus einer anderen Epoche: altertümliche, bemalte Schränke, eine gusseiserne Spüle, karierte Vorhänge, Geräte wie aus den Fünfzigern.
    Eine Küche, in der eine tüchtige Farmersfrau den Kochlöffel schwingen sollte. Stattdessen machten sich Tatortermittler darin zu schaffen, stäubten hier etwas mit Rußpulver ein, machten dort ein Foto und bewegten sich mit den präzisen, knappen Bewegungen von Köchen um den aufgeblähten, wächsernen Leichnam der ermordeten Frau auf dem blutigen Fliesenboden.
    Leone betrachtete die Szenerie mit finsterer Miene, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Sie ist schon länger tot.«
    »Ein paar Tage, würde ich sagen.«
    »Da sind bereits Maden«, bemerkte Leone. »Ist sie bewegt worden?«
    »Nein. Ich habe den Sanitätern gesagt, dass sie sie nicht anfassen sollen. Dass sie tot ist, steht ja außer Frage.«
    Die Kehle der Frau war mit solcher Kraft aufgeschlitzt worden, dass der Täter sie beinahe enthauptet hätte. Jemand hatte ihr die Lippen mit ihrem eigenen Blut angemalt.
    »Und wo war das Mädchen?«
    »Sie lag neben ihr, den Kopf auf ihrer Schulter«, sagte Mendez.
    »Was ist mit ihr? Hat sie auch Stichwunden?«
    »Konnte ich nicht genau erkennen. Sie war über und über mit Blut beschmiert. Keine Ahnung, ob es ihres oder das der Mutter war. Sie könnte allerdings gewürgt worden sein. Da waren blutige Fingerabdrücke an ihrem Hals.«
    Leone zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, um es sich vor Mund und Nase zu halten, als er sich der Leiche näherte, wobei er darauf achtete, nicht in die Blutlachen zu treten. Er ging in die Hocke.
    Die Brüste der Frau waren abgeschnitten worden. Sie waren nirgends zu sehen. Der Mörder musste sie mitgenommen haben. Ein makabres Souvenir. In den klaffenden Wunden wimmelte es von Fliegenlarven.
    Die Frau lag mit weit ausgebreiteten Armen da und starrte mit offenen Augen an die Decke. Sie war nackt. Arme, Beine und Rumpf waren mit Wunden übersät. Ihr Bauch war so heftig mit einem Messer traktiert worden, dass er nur mehr eine blutige Masse war.
    Aus ihrer Vagina ragte die Klinge eines Tranchiermessers.
    Leone zog eine Augenbraue hoch. »Das nenne ich ein Statement.«
    »Hast du so was schon mal gesehen?«, fragte Mendez.
    »Nur mit der Messerklinge nach innen. Auf die Art noch nie. Fällt dir dazu etwas ein?«
    Leone sah ihn fragend an, einmal Lehrer, immer Lehrer. Bestimmt hatte er sich längst eine Meinung gebildet. Der Mann war eine Legende. Wahrscheinlich hatte er im Kopf bereits in Umrissen ein Täterprofil angelegt, und bis zur nächsten Kaffeepause würde er zu dem Schluss gekommen sein, dass der Täter stotterte und
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