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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Autoren: Tami Hoag
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ihr Gesicht mit den Händen und fing an zu weinen. Sie betrauerte nicht nur den Verlust einer Freundin, sondern auch den Verlust alles Schönen, das Marissa Fordham in ihrer Kunst zum Ausdruck gebracht hatte. Sie machte ein paar Schritte in die Scheune, vorsichtig, um auf nichts zu treten, ging in die Hocke und streckte die Hand nach einem kleinen impressionistisch anmutenden Gemälde aus, das praktisch in zwei Teile zerfetzt war. Ein kleines dunkelhaariges Mädchen in einem Feld mit gelben Blumen.
    Mendez berührte sie sanft an der Schulter. »Ma’am, bitte fassen Sie nichts an. Das hier scheint auch ein Tatort zu sein.«

7
    »Ich verstehe nicht, warum jemand so etwas tut«, sagte Sara Morgan leise. Sie klang niedergeschlagen, erschöpft.
    Mendez führte sie von der Scheune weg, als die Tatortermittler mit ihrer Arbeit begannen. Noch mehr Fotos mussten gemacht, noch mehr Fingerabdrücke gesammelt werden. Sie ging zu einer verwitterten Parkbank, die unter einer Eiche stand, und blieb davor stehen.
    »Können wir uns setzen?«, fragte sie. »Oder gehört das auch zum Tatort?«
    »Nein, Sie können sich ruhig setzen.«
    Zwischen dem Gemetzel im Haus und dem Gemetzel in der Scheune wirkte die Bank unter dem Baum wie eine kleine Oase. In einem alten Waschzuber waren Fuchsien angepflanzt worden, um die herum zarte Lobelien lila blühten. Eine Fee aus Holz baumelte von einem Ast und schwang lächelnd ihren Zauberstab über dem Blütenmeer.
    Sara Morgan berührte das funkelnde goldene Ende des Zauberstabs und wünschte sich zweifellos, dass dieser Tag und damit all das Grauen rückgängig gemacht werden könnte.
    Dass er noch einmal neu beginnen könnte.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie mit Fragen belästigen muss«, sagte Mendez und setzte sich ans andere Ende der Bank. Er stützte die Unterarme auf die Oberschenkel. Langsam ließ die Wirkung des Koffeins nach, und er spürte, wie sehr ihn die letzten Stunden ausgelaugt hatten.
    Sara Morgan sagte nichts. Sie saß da und schaute auf ihre bandagierten Hände in ihrem Schoß. Ein wenig Blut war durch den Verband gesickert.
    »Können Sie mir sagen, mit wem sie befreundet war?«, fragte er. »Leute, mit denen wir sprechen sollten?«
    »Die Acorn Gallery verkauft einen großen Teil ihrer Arbeiten. Die Leute dort müssten sie gut kennen.« Sie schaute noch immer auf ihre Handflächen, so als sähe sie darin Bilder von Marissa Fordham und den Menschen, die sie kannte.
    »Da ist dieser merkwürdige Nachbar«, sagte sie. »Er ist echt unheimlich. Ein paarmal ist er aufgetaucht, wenn ich einen Termin bei Marissa hatte. Sie begrüßte ihn, und er stand herum und beobachtete sie. Gesagt hat er nie besonders viel. Er stand nur eine Weile da, und dann ging er wieder.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass Miss Fordham Angst vor ihm hatte?«
    »Nein. Ich hatte Angst vor ihm«, bekannte sie. »Das ist doch seltsam – finden Sie nicht? Dass er nur … nur … dastand wie, ich weiß nicht, wie ein Perverser oder so.«
    »Aber Marissa störte es nicht?«
    »Nein. Wenn ich deswegen etwas sagte, zuckte sie nur mit den Schultern. ›Das ist doch bloß Zander‹, meinte sie dann. ›Der ist harmlos, nur ein bisschen komisch.‹ Dann sagte sie meistens noch, er sei ein Freund.« Sara Morgan sah ihn forschend an, so als suchte sie in seinem Gesicht nach einer Antwort. »Vielleicht ist er ja gar nicht so harmlos?«
    »Wir haben bereits mit Mr Zahn gesprochen«, sagte er.
    Sie richtete sich auf. »Und? Fanden Sie ihn nicht auch seltsam?«
    »Kennen Sie noch andere Freunde von ihr?«
    »Das geht mir wirklich auf die Nerven«, fuhr sie ihn an und schob sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr. »Nie antworten Sie auf eine Frage.«
    Er nickte mit einem verlegenen Lächeln, das seinen Schnurrbart auf einer Seite in die Höhe hob. »Berufskrankheit. Tut mir leid.«
    Sara Morgan seufzte. »Sie hatte mit Jane Thomas zu tun, als sie das Plakat für das Frauenhaus entworfen hat. Gina Kemmer. Gina ist die Besitzerin von Girl – das ist eine Boutique auf der Via Verde, um die Ecke vom College. Ich kenne sie eigentlich kaum, aber ich habe die beiden oft zusammen gesehen. Und sie hat einen Mäzen – besser gesagt, eine Mäzenin. Milo Bordain. Bruce Bordains Frau.«
    Mendez schrieb die Namen in sein Notizbuch. Bruce Bordain, der Parkplatz-König von Südkalifornien, war nicht nur in Oak Knoll eine große Nummer, sondern überall nördlich von Los Angeles. Den Grundstock für sein Vermögen hatte er mit dem
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