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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
Autoren: Mark Billingham
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dass ich dir nicht traue ?«
    Anna versuchte, sich an der Ehefrau vorbei zur Tür zu schieben. »Ich stehe Ihnen besser nicht im Weg.«
    Die Frau nickte kurz und trat zur Seite. »Das Geld habe ich bereits auf das Konto Ihrer Agentur überwiesen«, sagte sie.
    »Gut, danke …«
    »Du Miststück!«, schrie Kevin. Er kämpfte noch immer damit, in seine Hose zu schlüpfen, und wäre dabei fast hingefallen, wenn er sich nicht an einer Kommode abgestützt hätte.
    Anna öffnete die Tür.
    »Und bilde dir bloß nichts drauf ein, Schätzchen. Das habe ich nur gemacht, weil du so leicht zu haben warst.«
    Die Frau hatte Tränen in den Augen, brachte aber trotzdem einen Blick zustande, der irgendwo zwischen Mitleid und Wut lag. Anna kam es so vor, als sei beides ebenso sehr für sie wie für den Ehemann bestimmt gewesen.
    »Ich lasse Sie jetzt allein«, sagte Anna.
    Sie trat hastig in den Flur hinaus, da Kevin wieder anfing herumzuschreien, und zuckte zusammen, als die Tür hinter ihr zuschlug. Dann eilte sie am Aufzug vorbei und lief die Treppe zur Lobby hinunter, wobei sie immer zwei Stufen auf einmal nahm.
    Sie bemühte sich, nicht an sein Gesicht und an seinen blassen, unbehaarten Körper zu denken und an die Dinge, von denen er geglaubt haben musste, sie würden sie miteinander tun.
    An die Worte, die er ihr nachgerufen hatte.
    »Du machst dir was vor, Schätzchen«, hatte er gesagt, »wenn du denkst, du wärst keine Nutte.«
    In der U -Bahn zurück zur Victoria Station hob Anna eine zerfledderte Ausgabe der Metro auf und versuchte zu lesen. Gab sich größte Mühe, nicht über ihre Arbeit an diesem Nachmittag nachzudenken.
    Du machst dir was vor …
    Sie wusste, dass der Mann, dessen Ehe sie vermutlich zerstört hatte, den Nagel in mehr als einer Hinsicht auf den Kopf getroffen hatte; dass fast alles an dem, was sie tat, verkehrt war. Sie hatte einige der protzigeren Websites gesehen und wusste, wie die größeren und besseren Agenturen die radikalere Variante »spezialisierter ehelicher Nachforschungen« handhabten. Bei deren Sexfallen waren immer mindestens zwei Ermittler involviert. Das Wohl und die Sicherheit des Lockvogels standen stets an erster Stelle. Es gab versteckte Kameras und zuvor vereinbarte Geheimsignale.
    Pustekuchen.
    Sie konnte sich das höhnische Grinsen in Franks Gesicht genau vorstellen, konnte den Sarkasmus seiner barschen Stimme deutlich hören.
    »Und, warum hauen Sie dann nicht ab und arbeiten für eine der größeren und besseren Agenturen?«
    Sie stellte sich vor, wie sie in aller Ruhe konterte. Wie sie, ohne mit der Wimper zu zucken, verkündete, dass sie genau das womöglich eines Tages tun werde. In Wahrheit hätte sie sich allerdings auch dann kein bisschen besser gefühlt bei dem, was sie tat, wenn sie das Sushi-Restaurant mit bewaffneter Verstärkung, einem verborgenen Tonbandgerät und einem Kugelschreiber im Schlüpfer, der Säure verspritzt, betreten hätte.
    Wäre nicht glücklicher gewesen mit der Richtung, die ihr Leben einschlug.
    Geld hätte vielleicht ein wenig geholfen, hätte ihr Unbehagen möglicherweise gelindert, doch auch davon sprang bei dem Job nicht viel heraus. In einem jener seltenen Momente, in denen Frank Anderson nicht wütend oder betrunken oder grundlos sarkastisch gewesen war, hatte er Anna Platz nehmen lassen und versucht, ihr die finanzielle Situation zu erklären.
    »Ich würde Sie liebend gern ein bisschen besser bezahlen«, hatte er gesagt und dabei beinahe, nur für ein oder zwei Sekunden, so geklungen, als meine er es ernst. » Liebend gern, aber sehen Sie sich doch mal um. Unsere spezialisierte Branche geht den Bach runter, und diese Finanzkrise beißt uns alle in den Hintern. Verstehen Sie?«
    Anna hatte es in Erwägung gezogen, Frank daran zu erinnern, dass sie einen guten Studienabschluss in Wirtschaftswissenschaft hatte, konnte sich allerdings vorstellen, wohin das Gespräch dann geführt hätte.
    »Also, warum hauen Sie dann nicht ab und gehen zurück in Ihre schicke Bank?«
    Das war eine knifflige Frage, die sich nicht so leicht beantworten ließ.
    Weil Sie mir alles Mögliche versprochen haben. Weil ich dachte, das sei eine Herausforderung. Weil ich es stinklangweilig fand, mit dem Geld anderer Leute zu hantieren, und weil Sie mir sagten: Wenn es einen Job gibt, der nie vorhersehbar ist, der immer interessant ist, dann ist es dieser.
    Weil Zurückgehen einer Kapitulation gleichkäme.
    Anna erinnerte sich an den Tag, an dem sie die Anzeige in der
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