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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Autoren: Mark Billingham
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schnappte sich ein Papiertaschentuch, um das Blut von der Fistel auszuspucken.
    Er hatte schon vor einiger Zeit aufgehört, das zu tun, was man von ihm erwartete.

2
    »Vorn!«
    »Scheiße, was war das?«
    »Das gehört sich, dass man brüllt. Ich hab das Ding zum falschen Loch geballert.«

    »Dann brüll .« Er hob die Hände an den Mund und rief: »Vorn, Arsch löcher .« Selbstzufriedenes Nicken. »Wenn schon, denn schon, T.«
    Theo lachte über seinen Freund und über die Blicke des älteren Pärchens auf dem Green daneben. Sie nahmen ihre Schläger und machten sich auf den Weg. Es war zwecklos, den Schlag noch mal zu versuchen. Lieber beim Green. Sie hatten schon ein halbes Dutzend Bälle verloren.
    »Wozu braucht man den ganzen Scheiß überhaupt?«
    »Was?«
    Theo stach mit dem Finger auf die Tasche an der Schulter seines Freundes: weiches Leder mit jeder Menge Reißverschlüsse und Taschen; dunkelblau, mit der Aufschrift: PING, die auch auf jedem der neuen Schläger prangte. Mit Fell für die Holzschläger. »Das hier ist Pitch und Putt, Alter. Neun Löcher.«
    Sein Freund war einen Kopf kleiner als er, aber kräftig gebaut. Er zuckte die Schultern. »Ich muss gut aussehen, ist doch egal.« Und das tat er, wie immer. In beiden Ohren einen Diamanten und ein Jogginganzug, der zu der Tasche passte. Mit hellblauer Paspelierung und farblich abgestimmten Sportschuhen. Das weiße Käppi, mit dem er immer rumlief, kein Logo, das lehnte er ab. »Ich brauch keine Häkchen«, erklärte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit, »um zu wissen, dass ich gut aussehe.«
    Ezra Dennison, auch als »EZ« bekannt, für die meisten aber nur: »Easy«.
    Theo lief neben ihm, trug Jeans und eine hellgraue Jacke mit Reißverschluss. Weiter drüben lief das ältere Ehepaar parallel zu ihnen in dieselbe Richtung. Er nickte ihnen zu, woraufhin sich der Mann rasch abwandte und so tat, als hätte er nur Augen für seinen Ball.
    »Nett hier«, sagte Easy.
    »Yeah.«

    Der Kleinere der beiden winkte einem nicht vorhandenen Publikum zu. »Easy und The O, am achtzehnten Loch, wie Tiger Woods und … ein anderer Knacker, egal.«
    Theo fiel auch kein anderer Golfspieler ein.
    Theo Shirley, oder »The O« oder einfach nur »T«. Egal. »Theodore« bei seiner Mutter oder wenn seine Freunde ihn verarschen wollten.
    Wer schoss das Tor, Theo-dore?
    »So viele Namen, wie du hast«, hatte sein Vater mal gemeint und gelacht, wie immer, wenn er zum Tiefschlag ansetzte. »Und nichts zu unterschreiben.«
    Dann der Blick von seiner Mutter. Der Blick, den er immer sah, wenn sie darauf brannte, ihn zu fragen, warum er es nicht nötig hatte, sich eine ordentliche Arbeit zu besorgen.
    Easy kramte in seiner Tasche, holte einen neuen Ball heraus und warf ihn Theo vor die Füße. »Du bist dran, glaub ich.« Er hob die Hand. »Keine Fotos, bitte.«
    Theo zog seinen Schläger aus dem schäbigen Beutel, den er an der Hütte am Eingang bekommen hatte, und schlug den Ball bis kurz vors Green.
    Drei Meter weiter fand Easy seinen Ball. Er stand darübergebeugt, wackelte ewig mit dem Hintern, um ihn dann knappe sieben Meter über das Green hinaus in die Bäume zu dreschen. »Dieses Putten ist echt langweilig«, sagte er.
    Sie gingen zum Green. Es war hell, aber der Boden war noch schwer. Die Schnürsenkel an Theos Sportschuhen waren braun von der Nässe, und seine Jeans war an den Beinen unten ganz nass von dem langen Gras, durch das sie in der letzten halben Stunde gelaufen waren.
    Die ersten zwei Juliwochen waren bereits vorbei, und noch immer schien der Sommer irgendwo aufgehalten worden zu sein. Theo konnte es nicht erwarten, dass es richtig heiß wurde. Er hasste das nasskalte Wetter, spürte es in den Knochen.
    Seinem Vater war es genauso ergangen.
    Er saß draußen auf dem winzigen Balkon im zehnten Stock und ließ ihn an seinem Starkbier nippen, wenn seine Mutter nicht hersah.
    »Wir sind für diese Kälte nicht geschaffen, verstehst du. Für diesen beißenden Wind. Deshalb gibt es auch keine schwarzen Skiläufer.«
    Über solchen Kram konnte Theo immer lachen.
    »Wir kommen von einer Insel.« Da hatte er schon einiges Starkbier intus. »Sonne und Meer, das ist unsere Sache.«
    »Gibt aber auch nicht viele schwarze Schwimmer«, sagte Theo.
    »Nein …«
    »Das macht keinen Sinn.«
    Er nickte nachdenklich. »Das ist eine Frage der Vitalität.«
    Sein Vater hatte nicht mehr allzu viel dazu zu sagen. Auf alle Fälle brachte er das Thema nicht zur Sprache, als Theo
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