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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Autoren: Mark Billingham
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Paul gesagt.
    Helen hatte nur spöttisch gemeint: »Ich glaub nicht, dass
du bis zu seinen Augen kommst.« Aber ihnen war beiden nicht wirklich nach Lachen zumute gewesen.
    Sie schob den Stuhl weg und legte sich aufs Bett. Sie versuchte, sich an bessere Zeiten zu erinnern. Vielleicht half das ja. Zwei- oder dreimal hatte es geklappt, aber inzwischen fiel es ihr schwer, sich an früher zu erinnern. An die drei Jahre, die sie zusammen gewesen waren, bevor es schiefzulaufen begann.
    An die Zeit vor den Streitereien und dieser saublöden Affäre.
    Sie konnte es ihm nicht vorwerfen, dass er fand, es gäbe Wichtigeres als sie, als eine Wohnung oder ein Haus für sie zu finden. Für sie beide und das Baby, das vielleicht nicht seines war.
    Sie beschloss, nach oben zu gehen und selbst mit dem Typen wegen der Musik zu reden. Aber sie schaffte es einfach nicht, aufzustehen. Sie musste ständig an Pauls Gesichtsausdruck denken.
    Die Blicke.
    So wütend, als habe sie keine Ahnung, wie verletzt er war, und so leer, als sei er gar nicht da. Da saß er ihr gegenüber am Tisch und starrte auf die Rückseite dieses blöden Müslikartons.

    Während der Fahrt versuchte Paul Hopwood, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, bei dem Gedudel auf Capital Gold mitzusingen und sich Gedanken über Meetings und unhöfliche Sergeants zu machen. Alles war ihm lieber, als über die Scheiße vorhin nachzudenken.
    Die Trinksprüche und das scheißfreundliche Getue. Glückliche Familien …
    Er bog nach rechts ab und wartete darauf, dass sein Navi ihm mitteilte, er sei falsch abgebogen, dass die Frau mit dem
schicken Akzent ihn aufforderte, bei der nächsten Gelegenheit zu wenden.
    Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Er musste an einen Typen vom Revier in Clapham denken, der meinte, man solle diese Dinger mit Stimmen ausstatten, wie sie Männer »mit speziellen Interessen« liebten.
    »Das wär phantastisch, Paul. Sie sagt ›Links abbiegen‹, du ignorierst sie, sie wird ein bisschen strenger. ›Ich sagte: Links abbiegen, du ungezogener Junge.‹ Das ginge weg wie warme Semmeln. Die Jungs, die auf einer Privatschule waren, und all diese Typen.«
    Er drehte das Radio lauter und schaltete die Scheibenwischer auf Intervall.
    Glückliche Familien. Am Arsch …
    Helen hatte jetzt schon seit Wochen diesen Blick drauf. Diese verletzten Rehaugen. Als hätte sie jetzt genug gelitten, und er solle Manns genug sein und vergessen, was passiert war, weil sie ihn brauchte. Alles schön und gut, aber offensichtlich war er nicht Manns genug gewesen, als es darauf ankam, oder?
    Mrs Plod, die Bullentussi.
    Dieser Blick, als ob sie ihn nicht mehr erkennen würde, dann die Tränen, und wie sie die Hände auf den Bauch legte, als ob das Kind rausfiele, wenn sie zu sehr weinte, oder was. Als sei das alles sein Fehler.
    Ihm war klar, was sie insgeheim dachte. Was sie ihrer Trantüte von Schwester jeden Abend am Telefon vorkaute. »Das wird anders, sobald er das Baby sieht.« Natürlich, alles würde wunderbar werden, sobald das verdammte Baby da war.
    Durch das Baby würde alles gut.
    Die Navifrau forderte ihn auf, links abzubiegen. Er ignorierte sie, schlug mit den Händen auf dem Lenkrad den Takt zu der Musik und biss auf die Fistel in seiner Unterlippe.
    Mein Gott, er hoffte es so sehr. Er hoffte so sehr, dass alles
gut würde. Aber er schaffte es einfach nicht, es Helen zu sagen. Er wünschte sich so sehr, das Baby anzuschauen und es einfach zu lieben – ohne groß nachzudenken. Einfach zu wissen, dass es seines war. Dann könnten sie weitermachen wie die anderen normalen Leute, die normalen Idioten, auch wenn es so aussah, als ob sie keine Chance hatten.
    Doch diese Blicke und dieser blöde, bittende Unterton in ihrer Stimme. Das machte seine Hoffnung scheibchenweise zunichte.
    Das Navi erklärte ihm, er solle im nächsten Kreisverkehr die erste Ausfahrt nehmen. Er biss kräftiger auf die Fistel und nahm die dritte Ausfahrt. Kennington war wie immer als Ziel einprogrammiert. Es spielte keine Rolle, dass er die Route in- und auswendig kannte, weil er gar nicht dorthin wollte.
    »Bitte bei der nächsten Gelegenheit wenden.«
    Diese Fahrten machten ihm Spaß, wenn die schnöselige Kuh ihm ständig sagte, was er zu tun habe, und er das Gegenteil tat. Ihr zwei Finger zeigte – das britische Zeichen für tiefste Verachtung. Und sich so in die richtige Stimmung brachte für den Ort, den er wirklich anpeilte.
    »Bitte wenden.«
    Er griff hinüber und
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