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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Autoren: Mark Billingham
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Blickkontakt herzustellen, um sicherzugehen, dass er die tiefere Bedeutung verstand. »Vielleicht sollte ich etwas mehr Zeit im Languedoc verbringen. Was meinen Sie, Paul? Sie wissen doch so gut Bescheid.«
    »Kommt darauf an«, antwortete Paul.
    Das Taxi hielt plötzlich vor ein paar Läden in der Willesden Lane, um zwei Männer einsteigen zu lassen.
    »Das ist Nigel«, stellte Shepherd den Mann vor, der auf dem Klappsitz gegenüber Paul Platz nahm. Nigel war groß und kräftig, um die fünfzig und hatte nach hinten gekämmte, ölige graue Haare, die aussahen, als wären sie in Form gekickt. Paul knurrte eine Art Begrüßung. Nigel, der links und rechts über den Sitz quoll, sagte nichts. Shepherd klopfte auf den Platz neben ihm. »Und das« – er deutete auf den zweiten Mann, der nicht ganz so von sich überzeugt wirkte und einen scheißebraunen Mantel trug – »das ist Mr Anderson. Er ist etwas freundlicher als Nigel.«

    Anderson blinzelte hinter seinen dicken Brillengläsern Paul an. »Wer ist das?« Ein weicher irischer Akzent. Nicht recht viel freundlicher.
    Shepherd beugte sich vor und rief dem Fahrer zu: »Weiter, Ray.«
    Als das Taxi losfuhr, fingen sie an zu quatschen. Shep herd und Anderson unterhielten sich über die Fete in Abendkleidung, bei der sie beide neulich gewesen waren, und über einen schlüpfrigen Comedian aus dem Fernsehen, der seine besten Zeiten hinter sich hatte.
    »Einfach nur Dreck, verstehst du?« Shepherd verzog das Gesicht. Schmutzige Witze lagen offensichtlich auf einer Ebene mit französischem Essen. »Der niedrigste gemeinsame Nenner.«
    Er fragte Paul, ob er Familie habe. Das gehe ihn nichts an, meinte Paul, was Shepherd in Ordnung fand.
    »Macht eh nur Probleme«, sagte Anderson.
    Das Taxi schlängelte sich gekonnt durch den dichten Verkehr, während Kilburn den wohlhabenderen Straßen von Brondesbury Platz machte. Als sie nach Cricklewood kamen, wurden die Häuser wieder kleiner und rückten näher zusammen.
    »Woher kennt ihr beiden euch?«, fragte Anderson.
    Bevor Paul antworten konnte, bog das Taxi von der Hauptstraße ab, fuhr ein paar Minuten durch Seitenstraßen und gelangte schließlich auf eine von tiefen Spurrillen durchzogene Straße. Paul sah sich um. Sie fuhren jetzt wesentlich langsamer und näherten sich einem riesigen Gebäudekomplex, der sich dunkel vor einem Himmel abhob, an dem zum ersten Mal ein Anflug von Blau zu erkennen war. Er konnte die Graffiti und das Muster der zerborstenen Fensterscheiben sehen.
    Das aufgelassene Wasserwerk in Dollis Hill.

    Das Taxi fuhr vor dem mit einer schweren Kette und einem Vorhängeschloss gesicherten Tor vor. Ray stellte den Motor ab und griff nach der Zeitung auf dem Beifahrersitz. Nigel ließ sich nichts anmerken, und Andersons Kopf sackte nach vorn, als sein Blick auf das Stanley-Messer in der Hand des Dicken fiel.
    Der Ire klang vor allem müde. »Ach, Kevin, muss das sein?«
    Nigel war schon dabei, ein kleines quadratisches Brett unter Shepherds Sitz herauszuziehen. Shepherd rückte zur Seite, um Nigel Platz zu machen, als dieser Anderson packte und auf den Boden zerrte. Er riss seinen Arm zur Seite und fixierte den Handrücken des Iren mit seinem ganzen Gewicht. Dabei spreizte er die Finger auf dem Brett.
    »Scheiße, Kevin, jemand verarscht dich«, sagte Anderson.
    Nigel drückte Andersons Gesicht noch fester auf den Boden und sah auf, alles war bereit.
    »Zwei, drei Zentimeter sollten reichen«, sagte Shepherd.
    Es blutete nicht stark, und der Teppich tat das seine, dass es nicht zu laut wurde. Danach beugte sich Shepherd nach unten und reichte Anderson ein Taschentuch für seine Hand. Er drückte es dagegen und zog langsam die Knie an.
    »Mit dem Finger greifst du in der nächsten Zeit nicht mehr in die Kasse«, sagte Shepherd. Er zog die Beine an, um den Mann auf dem Boden nicht zu berühren, und sah zu Paul. »In den letzten eineinhalb Jahren hat er sich drei neue Autos gekauft. Blödmann.«
    »Die meisten wollen etwas mehr«, sagte Paul. »Das ist nur natürlich.«
    Shepherd dachte kurz darüber nach, bevor er auf seine Uhr sah. »Macht dir doch nichts aus, wenn du selbst schaust, wie du zurückkommst? Schließlich wollen wir nicht, dass du Rays Auto versaust.«

    Paul vermutete, dass er in zwanzig Minuten bis zur Willesden Junction laufen konnte. Wenigstens regnete es nicht. Er wartete.
    »Sehen Sie, Mr Hopwood, ich bin ehrlich zu Ihnen«, sagte Shepherd. »Hier liegt noch vieles im Dunkeln. Vieles, was Sie
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