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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Autoren: Mark Billingham
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weißt du?«
    »Hab’s kapiert, alles cool, okay?« Er trank sein Bier. »Reg dich nicht unnötig auf.« Es war nicht cool, nicht wirklich. Aber was hätte er sonst sagen sollen? Das Baby war vor fast sechs Monaten gekommen, und ihm war klar, dass der Park und die Spielgruppe die Highlights ihres Lebens waren. Gemma war die einzige Freundin, die sie hier kennengelernt hatte, nachdem er sie hierhergebracht hatte. Und er wusste, wie viel sie zurückgelassen hatte.
    Javine trug die Teller in die Küche. »Möchtest du einen Tee?«
    Theo und seine Familie waren vor fünf Jahren von Lewisham nach Kent gezogen. Damals war Theo zwölf Jahre alt gewesen. Der alte Herr hatte seinen Job bei der U-Bahn gegen einen bei den Bussen eingetauscht, und sie waren mit Sack und Pack nach Chatham gezogen, in eine Wohnung mit einem Extrazimmer für Theos kleine Schwester, Angela. Dort war auch die Luft besser für ihr Asthma. Alle waren glücklich. Es war nicht weit zum Meer, das der Alte gern mochte, und es gab Bingo und eine ordentliche Kneipe auf der anderen Straßenseite. Und auch wenn es anfangs Probleme in der Schule gab, lebten sich Theo und seine Schwester relativ schnell ein.
    Javine hatte er in einer der großen Malls kennengelernt. Sie und eine Freundin hatten zu kichern angefangen, als er sich über einen Pooltisch beugte. Später hatten sie draußen vor der Mall ein, zwei Joints geraucht und gequatscht, bis alle rausgeschmissen wurden.
    Letzten Sommer dann, als Javine im dritten Monat schwanger
war, hatten sie die Reise in die andere Richtung gemacht. Theos Großmutter väterlicherseits hatte sich geweigert, mit der Familie mitzuziehen, und als die sture alte Kuh dann einen Schlaganfall bekommen hatte, war niemand da gewesen, um sich um sie zu kümmern. An einem Tag roch die Luft nach Salz, am nächsten Tag saßen sie wieder in demselben beschissenen Loch wie vor fünf Jahren.
    Das Blödeste daran war, dass die Alte inzwischen wieder fit wie ein Turnschuh war. Sobald sie ihre Familie um sich versammelt hatte, war es mit ihr aufwärtsgegangen. Dafür wurde nun Theos alter Herr krank. Hustete im Wohnzimmer Blut und starb eines Nachmittags vor dem Pferderennen, während das Krankenhaus in Lewisham noch immer dabei war, ein Bett zu organisieren.
    »Theo?« Javine rief aus der Küche nach ihm.
    »Yeah, Tee klingt gut.«
    Javine war nicht die Einzige, die ihre Freunde zurückließ, als sie nach Südlondon zogen. Theo dachte nach wie vor viel an Ransford und Kenny und an Craig und Waheed aus dem Fußballteam. Sie waren nach dem Umzug noch eine Weile in Kontakt geblieben, aber nach der Geburt des Babys schien sich alles zu ändern. Seit er wieder mit Easy und den anderen zusammen war.
    Nicht dass er bei allem, was sie so machten, mit ihnen zusammen war.
    Das lag daran, dass er weg gewesen war, hatte Easy ihm erklärt. Deshalb hatte er seinen Platz in der Gruppe verloren. Deshalb hatte Easy eine bessere Position, obwohl Theo älter war. Pech, schlechtes Timing, wie immer man es nennen wollte.
    Theos Handy, das auf dem Tisch lag, meldete sich.
    Javine rief aus der Küche: »Das ist Easy oder deine Mum.«
    »Meinst du?«

    »Wer sonst?«
    Theo hatte Easy seit einer Woche oder so nicht gesehen, seit dem Nachmittag am Pitch und Putt nicht mehr. Zumindest nicht mehr richtig gesehen. Er hatte ihn in diesem kranken Audi A3 rumhängen sehen. Den hatte er seit einem Jahr in der Garage stehen. Er polierte die Karre jede Woche, wechselte den Wunderbaum-Lufterfrischer aus und so weiter. Aber er war so schlau und hatte gewartet, bis er nur noch ein Jahr unter dem Mindestalter war, bevor er sich hinter das Lenkrad setzte.
    Theo fuhr den alten Mazda seines Vaters, aber die Scheißkiste war am Auseinanderfallen. Sie zu reparieren lohnte sich nicht. Die Busse waren in Ordnung, und die Läden befanden sich um die Ecke.
    Er brauchte nicht wirklich ein Auto, wie die Dinge lagen.
    Aber dieser Audi war schon heftig.
    Javine streckte den Kopf durch den Türspalt und warf ihm einen Kuss zu. »Ich wette ein Pfund, das ist dein Freund.«
    Theo warf mit seiner leeren Bierdose nach ihr und griff nach dem Handy. Er sah auf das Display. »Kannst mir das Pfund schon mal rüberschieben.«
    Nach dem Gespräch mit seiner Mutter griff er nach seiner Jacke und sagte Javine, in ein paar Stunden wäre er wieder da und sie solle aufbleiben. Er kniff sie in den Po und gab ihr einen Abschiedskuss.
    »Das wird langsam lächerlich«, sagte sie.
    »Ich kann ihre Gefühle nicht
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