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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Autoren: Mark Billingham
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hören.«
    Thorne seufzte und setzte sich anders hin. »Klingt nach einer Menge Überstunden.«
    Porter brummte zustimmend. »Die schweren Jungs unter den Dealern werden ständig hochgenommen. Knastis, Russen, Albaner, was auch immer. Eine schnelle Möglichkeit, Geld zu machen oder an Stoff zu kommen – den Konkurrenten ordentlich einzuheizen. An Arbeit mangelt es uns wahrlich nicht, auch wenn die Mühlen bei unseren weniger gesetzestreuen Entführungsopfern vielleicht nicht ganz so schnell arbeiten.«
    Thorne wusste genau, wovon sie sprach. Vor einem Jahr hatte er an so einem Fall gearbeitet. Während der Ermittlungen war sein Vater gestorben. Die Squad, und vor allem Thorne, hatten sich in einem blutigen Mafiakrieg verfangen. Er erklärte Porter, dass eine Bande in Menschenschmuggel verwickelt war und dass, obwohl nicht wenige aus der Bande umgebracht worden waren, niemand sich daran besonders zu stören schien. Sondern die meisten vertraten eher die Meinung, dass die Stadt dadurch gewonnen hätte.
    »Damit schlagen wir uns auch ständig herum«, sagte Porter. »Wenn Menschen hier eingeschleust und anschließend für Sklavenarbeit missbraucht werden, sind sie letztlich Geiseln. Sie werden gegen ihren Willen festgehalten, und meistens werden ihre Familien zu Hause mehr oder weniger offen bedroht.« Sie bremste und parkte dreißig Meter von einer Einfahrt entfernt. »Das ist übrigens auch der Hauptgrund, warum die Leute bei unserer Unit Schlange stehen«, fuhr sie fort. »In diesem Jahr war ich bereits in China, der Türkei und der Ukraine. Immer Businessklasse, und die Meilen bekommen wir auch.«
    Holland sog die Luft ein. »Ich bin mal nach Aberdeen gefahren, um einen Vergewaltiger zu interviewen …«
    Porter musterte einen Jaguar, der an ihnen vorbeifuhr, wartete ein, zwei Minuten, bis er nicht mehr zu sehen war, bevor sie langsam mit dem Saab anfuhr und in die Einfahrt einbog.
    »So ein Fall ist also eher selten?«, fragte Thorne. »Dass Durchschnittsbürger gekidnappt werden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es kommt immer wieder mal vor, dass die Familie eines Bankangestellten entführt und festgehalten wird, bis der Safe offen ist. Aber das ist selten. In Spanien oder Italien gibt’s das vielleicht öfter, aber hier bei uns kommt das so gut wie nie vor. Gott sei Dank.«
    »Und warum gibt es für Luke Mullen keine Lösegeldforderung?«
    »Da bin ich überfragt.«
    »Ich versteh immer noch nicht, warum das eine Entführung sein soll.«
    »Muss es auch nicht. Es gibt andere Erklärungsmöglichkeiten.«
    »Zum Beispiel, dass Luke freiwillig zu der Frau ins blaue Auto stieg?«
    »Oder einfach abgehauen ist«, sagte Porter. »Aber Eltern geben nie gern zu, dass ihr kleiner Schatz zu so was fähig wäre.«
    Holland öffnete den Gurt. »So wie Eltern ihre Kinder nie dumm oder hässlich finden.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Ich habe ein kleines Mädchen.« Holland grinste breit. »Sie ist umwerfend und sehr intelligent.«
    »Vielleicht geht es hier überhaupt nicht um Geld«, sagte Thorne.
    Porter dachte darüber nach, als sie den Motor abwürgte. »Auf alle Fälle ist die Sache … ungewöhnlich.«
    »Wer weiß …« – Thorne öffnete die Tür und schwang die Beine hinaus. Er stöhnte auf vor Schmerzen, als er sich hochstemmte – »bei einer Lösegeldforderung hätten sich die Eltern vielleicht schneller ans Telefon bewegt.«
    Holland stieg aus und trat zu Thorne. Sie sahen zu dem Haus im nachgemachten Tudorstil, in dem Tony Mullen mit seiner Frau lebte. »Ganz schön groß, die Hütte«, sagte er.
    Porter sperrte den Wagen zu, und die drei gingen gemeinsam zum Eingang. »Und zur Zeit erscheint es ihnen wahrscheinlich noch einen Tick größer«, sagte sie.
     
    Ein paar Minuten zuvor hatte Thorne die Erleichterung über Tony Mullens Gesicht huschen sehen. Doch nun, als er Thorne in einem unbequem aussehenden Sessel gegenübersaß, hatte sich bereits wieder ölige Blässe über sein Gesicht gelegt. Er sah aus wie ein Mann, der sich aufs Schlimmste gefasst machte.
    Er war vor ihnen an der Haustür gewesen, hatte sie eindringlich gemustert, als wolle er ihrem Gang entnehmen, was sie ihm zu sagen hatten. Porter hatte leicht den Kopf geschüttelt, eine kaum wahrnehmbare Bewegung, aber sie hatte gereicht.
    Mullen hatte tief Luft geholt und für ein, zwei Sekunden die Augen geschlossen. Da war so etwas wie ein Lächeln, als er sie wieder öffnete, als er seine Hand, die flach und weiß an den Türrahmen gepresst war, hob
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