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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Autoren: Mark Billingham
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und sie ihnen – die Handfläche nach oben – entgegenstreckte.
    »Das Herz rutscht einem in die Hose«, sagte er, »wenn das Telefon oder die Türglocke läutet. Vor allem, wenn ihr es seid. Als spüre man die Faust im Nacken. Verstehen Sie?«
    Sie stellten sich einander an der Haustür vor.
    »Trevor Jesmond sagte, er würde noch ein paar zusätzliche Leute aussuchen«, sagte Mullen. Er berührte Thorne am Arm. »Sagen Sie ihm, dass ich mich bedanke, ja?«
    Thorne fragte sich, ob Jesmond Mullen gesagt hatte, was er wirklich über den Mann dachte, den er da für ihn ausgesucht hatte. Falls ja, dann war er wahrscheinlich nicht ganz ehrlich gewesen. Er wollte sicher nicht, dass sein alter Freund glaubte, er fertige ihn mit beschädigter Ware ab. Wahrscheinlich war es besser, das Thema nicht anzusprechen und die Stimmung damit nicht zu belasten. Solange dies möglich war.
    Mullen hatte weniger graue Haare als er selbst, fand Thorne. Und obwohl die Sache nicht spurlos an ihm vorübergegangen war, sah er auch sonst noch ziemlich fit aus. »Also entweder sind Sie um einiges älter, als Sie aussehen, oder Sie sind ziemlich früh in den Ruhestand gegangen«, sagte er.
    Mullen schien etwas vor den Kopf gestoßen, aber er klang nicht unfreundlich, als er antwortete: »Und beides geht nicht?«
    »Ich hab’s zumindest vor«, sagte Porter und hängte ihre Jacke auf.
    »Aber Sie haben recht, ich hab mich früh verabschiedet«, sagte Mullen. Er musterte Thorne von oben bis unten. »Wie alt sind Sie? Siebenundvierzig, achtundvierzig?«
    Thorne verzog keine Miene. »Ich werde in ein paar Monaten fünfundvierzig.«
    »Okay. Ich werde dieses Jahr fünfzig, und mir ist klar, ich würde um einiges älter aussehen, wenn ich in dem Job geblieben wäre. Sie wissen ja Bescheid. Ich hatte schon ganz vergessen, wie Maggie und die Kinder aussehen.«
    Thorne nickte. In den letzten paar Jahren hatte es niemanden mehr gegeben, dessen Aussehen er hätte vergessen können, aber er wusste, was Mullen meinte.
    »Ich schaffte es, mich ein bisschen zurückzuziehen, und dachte mir: Warum nicht? Ich wollte weg, und Maggie war auch ganz versessen darauf, dass ich aufhörte. Sie gewöhnte sich sogar daran, dass ich hier eine Weile ständig rumhing.«
    Als habe sie nur auf ihr Stichwort gewartet, kam Maggie Mullen die Treppe herunter. Und ihr war jedes ihrer vermutlich gut fünfzig Jahre anzumerken. Aus den Falten waren tiefe Furchen geworden. Das frisch aufgetragene Make-up hatte nur wenig gegen die geschwollenen und rotgeränderten Augen ausgerichtet. »Ich hab mich noch kurz etwas hingelegt«, erklärte sie.
    Es war Holland, der mit seiner Bemerkung verhinderte, dass eine längere Pause entstand. Mit einem kurzen Nicken zu Mullen griff er den Gesprächsfaden wieder auf. »Das sagen die Politiker immer.«
    Mullen sah ihn an. »Wie bitte?«
    »Wenn sie ihr Amt niederlegen. Egal, was der Grund dafür ist, sie sagen immer, sie möchten mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen.«
    Sie standen verlegen herum, nicht als ob sie die Eltern eines entführten Kindes und die Polizisten wären, die damit betraut waren, dieses Kind wiederzufinden. Sondern als ob sie höflich darauf warteten, dass jemand auftauche und verkündete, das Essen sei angerichtet.
    Jetzt, im Wohnzimmer, war diese Steifheit noch immer zu spüren. Die Anordnung der Sitzgelegenheiten trug dazu das ihre bei. Das Zimmer war groß, und die Sofas und Sessel waren um einen rechteckigen Teppich im chinesischen Stil gruppiert. Thorne und Porter saßen auf einer cremefarbenen Ledercouch, und Mullen und seine Frau saßen mindestens drei Meter entfernt in unbequem wirkenden Sesseln, die wiederum ein gutes Stück auseinander standen. Von oben war Musik zu hören, und aus der Küche drang etwas Lärm. Holland kochte dort mit DC Kenny Parsons – dem diensthabenden Familienbeauftragten – Kaffee.
    Thorne blickte durch die französischen Fenster in den Garten. Verglichen mit den briefmarkengroßen Grundstücken in London war er gigantisch. Er wandte sich wieder Mrs Mullen zu. »Ich kann verstehen, warum Sie hierhergezogen sind. Aber ich wär nicht wild darauf, den Rasen zu mähen.«
    Tony Mullen antwortete. »Das Haus war eigentlich ein Kompromiss. Ich war dafür, die Zelte vollkommen abzubrechen und aufs Land zu ziehen, aber Maggie wollte nicht wirklich weg aus London. Hier hat man das Gefühl, man lebe auf dem Land, aber die High-Barnet-U-Bahn ist nur ein paar Minuten weg, und mit dem Zug sind es zwanzig
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