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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Autoren: Mark Billingham
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Minuten bis King’s Cross.«
    Thorne machte die richtigen Geräusche und dachte insgeheim: Zwischen hier und King’s Cross liegen Welten.
    »Und die Schulen«, warf Maggie Mullen ein. »Wir zogen wegen der Schulen um.«
    Durch dieses eine bedeutungsschwere Wort war der entsetzliche Grund für ihre Anwesenheit plötzlich im Raum, und der Smalltalk hatte sich ein für alle Mal erledigt.
    Tony Mullen klatschte mit den Handflächen auf die Beine, was seine Frau zusammenzucken ließ. »Gut, Sie bringen keine schlechten Neuigkeiten, Dank sei Gott. Vermute ich richtig, dass Sie auch keine guten Nachrichten für uns haben?«
    Porter rutschte vor zur Sofakante. »Wir tun, was wir können, aber …«
    »Bitte!« Mullen hob die Hand. »Ich bin wirklich nicht interessiert an einer Trostrede. Vergessen Sie nicht, ich kenne das Spiel. Also verschwenden wir keine Zeit mit so was. In Ordnung, Louise.«
    Thorne entging nicht, dass dieser vertrauliche Ton bei Porter nicht gut ankam, aber wahrscheinlich war sie nicht der Typ, der deshalb gleich hochging. Zumindest nicht gleich beim ersten Mal. Stattdessen sah sie zu Mullens Frau und sagte leise zu ihr: »Das war keine Rede.«
    »Ich bin der Neue«, sagte Thorne. »Verzeihen Sie daher bitte, wenn wir das eine oder andere zum wiederholten Male durchkauen, aber mir war nicht klar, warum die Polizei erst so spät benachrichtigt wurde.«
    Mullen erwiderte seinen Blick. Eine widerstrebende Aufforderung für Thorne, etwas ins Detail zu gehen.
    »Luke verschwand am Freitag nach der Schule, aber der erste Anruf bei der Polizei ging gestern Morgen kurz nach neun Uhr ein. Warum haben Sie so lange gewartet?«
    »Das haben wir doch schon alles erklärt«, sagte Mullen. Sein gereizter Ton gab einen leichten Midlands-Akzent preis. Thorne erinnerte sich, dass Porter erwähnt hatte, Mullen stamme ursprünglich aus Wolverhampton. »Wir dachten einfach, Luke sei irgendwo unterwegs.«
    »Aber doch nur am Freitagabend?«
    »Er hätte in einen Club gehen und dann bei einem Freund übernachten können. Freitags sehen wir das nicht so eng.«
    »Das war ich.« Maggie Mullen räusperte sich. »Ich hab gedacht, wir müssten uns keine Sorgen machen. Ich habe Tony überredet, einfach zu warten, bis Luke nach Hause kommt.«
    »Warum haben Sie das gestern nicht erwähnt?«, fragte Porter.
    »Ist das wirklich wichtig?«, fragte sie zurück.
    »Das nicht, aber …«
    »Wir warteten. Nur das ist wichtig. Wir warteten, als wir längst nicht mehr hätten warten sollen. Und damit muss ich leben.«
    »Es hatte Streit gegeben«, sagte Mullen.
    Thorne beobachtete Maggie Mullen genau. Sie ließ den Kopf hängen und starrte auf ihre Füße.
    Mullen richtete sich in seinem Sessel auf und fuhr fort. »Luke und ich hatten uns am Morgen gestritten. Wir haben uns angebrüllt und beschimpft, das Übliche.«
    »Worum ging es bei dem Streit?«, fragte Thorne.
    »Um die Schule«, antwortete Mullen. »Wahrscheinlich haben wir ihn etwas unter Druck gesetzt. Ich habe ihn unter Druck gesetzt.«
    »Luke und sein Dad vertragen sich eigentlich wunderbar.« Maggie Mullen sah zu Porter und redete, als befinde sich ihr Mann nicht mehr im Zimmer. »Wirklich wunderbar. Es ist nicht normal, dass sie sich derart in die Haare kriegen.«
    Porter lächelte. »Wenn ich daran denke, wie ich mich mit meinen Eltern gezofft habe …«
    »Manchmal hab ich das Gefühl, Luke steht seinem Dad näher als mir, verstehen Sie?«
    »Sei nicht albern«, sagte Mullen.
    »Ich werde ehrlich gesagt richtiggehend eifersüchtig.«
    »Komm, Schatz …«
    Maggie Mullen starrte vor sich hin.
    Thorne folgte ihrem Blick zu dem aufwändig gearbeiteten Kamin, dem künstlichen Feuer darin und dem fast lebensgroßen Keramikgepard, der auf der Seite saß. »War dieser Streit wirklich ernst?«, fragte er. »So ernst, dass Luke ohne ein Wort verschwindet?«
    »Niemals«, sagte Mullen mit Nachdruck und wiederholte es, um ja keinen Zweifel offenzulassen.
    »Mrs Mullen?«
    Ein paar Sekunden schien der Drum and Bass von oben lauter zu werden. Den Blick noch immer auf den Kamin gerichtet, schüttelte Maggie Mullen den Kopf.
    »Ob Lukes Verschwinden nun mit diesem Streit zusammenhängt oder nicht, es kann dafür noch immer eine ganz einfache Erklärung geben.« Porter wartete, bis alle Augen auf sie gerichtet waren, bevor sie fortfuhr. »Diese Möglichkeit müssen wir zumindest in Betracht ziehen.«
    Maggie Mullen stand auf und strich sich den Rock hinten glatt. »Diese Möglichkeit ziehe
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