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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Autoren: Mark Billingham
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am besten bei ihren nächsten Verwandten aufgehoben.
    Sicher, jeder hatte Vorurteile und vorgefasste Meinungen. Und die machten aus guten wie schlechten Menschen Idioten. Und beruhten meist auf einfachen Erfahrungen. Dennoch …
    Wenn es um Fragen wie Schuld und Unschuld oder Vertrauen und Misstrauen ging, dann waren Annahmen gefährlich. Das wusste Thorne besser als jeder andere.
    Das war stinking thinking.
    Die Tür am anderen Ende ging auf, und Hendricks kam, sich die Hände abwischend, aus dem Bad.
    »Nettes Klo.«
    Hedley Grange war ein Privatkrankenhaus und eine Rehaklinik am Themseufer, nicht weit von Kingston. Die Met schickte ihre Beamten hierher, die sich im Dienst verletzt hatten. Thorne erholte sich hier von einer Rückenoperation wegen einer »Verletzung«, die er sich bei der Rettung Luke Mullens in einem Cottage in St Paul’s Waiden zugezogen hatte.
    »Dann haben Sie wenigstens was davon«, hatte Holland gemeint.
    Hendricks kam zum Bett. »Lass mich mal sehen, was sie angerichtet haben.«
    Thorne drehte sich auf die linke Seite. Er bewegte sich vorsichtig, um die frische Naht oder das Gewirr aus Schläuchen nicht zu stören, durch die er mit einer Tropfinfusion und einer Spritzenpumpe verbunden war. Damit er sich, wann immer er es brauchte, eine Ladung Morphium verabreichen konnte.
    Es war noch zu früh, um sagen zu können, ob die Bandscheibenoperation erfolgreich war. Es tat noch immer weh, auch wenn der Chirurg gemeint hatte, die Schmerzen kämen von der Operation. Wie auch immer, Thorne hatte in den drei Stunden, seit er aus der Narkose aufgewacht war, den Knopf auf seiner Spritzenpumpe schon mehrmals gedrückt.
    Hendricks hob die Bettdecke und holte tief Luft.
    »Was ist?«
    »War nur ein Scherz«, sagte Hendricks. »Es sieht gut aus. Und die Plastikunterhose und die Thrombosestrümpfe sind echt sexy.«
    »Verpiss dich.«
    Hendricks ging zu einem Stuhl am Bettende. Er begutachtete die Blumengeschenke auf dem Tisch: der übliche kleine Strauß vom Commander; und der etwas größere mit der Karte mit den vorgedruckten Genesungswünschen und der Unterschrift: Louise.
    »Du wolltest mir doch erzählen, wie es mit ihr gelaufen ist«, sagte Hendricks.
    »Bis jetzt ist noch gar nichts gelaufen«, sagte Thorne. »Aber wenn der Rücken in Ordnung ist …«
    »Immer mit der Ruhe, Tiger. Ich würde nicht gleich damit anfangen, mich vom Kronleuchter zu schwingen.«
    Thorne grinste. »Um die Wahrheit zu sagen, mir reicht eine Umarmung.« Das Grinsen wurde breiter. »Und vielleicht einen heruntergeholt zu bekommen.«
    »Glaubst du, das könnte klappen?«
    »Wär doch gut, oder?«
    »Sie ist nett«, sagte Hendricks. »Die weiß, wo’s langgeht.«
    Auf dem Gang draußen waren Stimmen zu hören. Ein Trolley schepperte entlang. Mit Tee oder Medikamenten.
    »Und was ist mir dir und Brendan?«
    Hendricks lehnte sich zurück in seinem Stuhl, balancierte ihn auf zwei Beinen. »Wir kommen gut miteinander aus.« Er sah aus dem Fenster. »Er hat nichts gesagt, aber ich glaube, er hat jemanden.«
    »Kommst du damit klar?«
    Hendricks sagte ja, und so wie er es sagte, nahm man es ihm auch ab. »Ich find schon jemanden, der dasselbe will wie ich. So schwer kann das nicht sein.«
    »Kinder, meinst du?«
    Der Stuhl fiel nach vorn und landete auf allen vieren. »Wie wär denn das?«, sagte Hendricks. »Du und ich. Warum dagegen ankämpfen? Adoptieren wir eins.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein guter Vater wär«, sagte Thorne.
    Hendricks antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken: »Du meinst »Mutter«. Der Kerl bin ich.«
    Thorne lachte auf und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Er drückte ein paar Mal die Spritzenpumpe, bis er wegtrieb vom Schmerz und von dem, was er so lustig gefunden hatte.
    Bis er sich an nichts mehr erinnern konnte.

Dank
    Es hat sehr gute Gründe, dass die Vorgehensweise bei Ermittlungen in Entführungsfällen hochsensibel behandelt wird. Weshalb ich tiefer als üblich nach Informationen graben und mir die eine oder andere literarische Freiheit nehmen musste. Doch das, was ich in Erfahrung brachte, überzeugte mich: Wer in Großbritannien auf Entführungen – in all ihren Formen – spezialisiert ist, hat alle Hände voll zu tun.
    Abgesehen von den Interna der Kidnap Investigation Unit gilt mein Dank natürlich einer Reihe von Polizeibeamten: Detective Chief Inspector Neil Hibberd war, wie immer, großzügig mit seiner Zeit und seinen Ratschlägen; die Beamten von der
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