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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Autoren: Mark Billingham
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weiteres Teammitglied aus dem Aufzug. Porter stellte Thorne und Holland die Frau vor, bevor die drei in den Aufzug stiegen. Porter wechselte noch schnell ein paar Worte mit ihrer Kollegin, drückte auf eine Taste und sah zu Thorne, als sich die Türen schlossen. »Sie ist eine von zwei Familienbeauftragten, die sich in der Familie abwechseln, seit wir hinzugezogen wurden. Den anderen Kollegen lernen Sie kennen, wenn wir dort sind.«
    »Okay.«
    Porters Blick wanderte zu der blinkenden Ziffernabfolge über den Türen. Thorne fragte sich, ob sie wohl immer so nervös und unter Druck war.
    »Ich möchte mich heute ein paar Stunden mit den Mullens unterhalten, wenn es geht. Die ersten Gespräche mit der Familie sind immer wichtig, das versteht sich von selbst.«
    Es dauerte etwas, bis es Thorne dämmerte. » Die ersten Gespräche?«
    Porter drehte sich zu ihm.
    »Das versteh ich nicht ganz …«
    »Wir wurden erst gestern Nachmittag hinzugezogen«, sagte sie. »Die Entführung wurde nicht sofort gemeldet.«
    Thorne fing Hollands Blick auf, der offensichtlich genauso verwirrt war. »Hat es eine Drohung gegeben? Wurde die Familie unter Druck gesetzt, die Polizei herauszuhalten?«
    »Wer immer Luke entführt hat, hat die Familie bislang noch nicht kontaktiert.«
    Der Aufzug kam unten an, und die Türen gingen auf, doch Thorne machte keine Anstalten, den Lift zu verlassen.
    »Im Augenblick spricht so viel für Ihre Theorie wie für meine«, sagte Porter.
    »Und die wäre?«
    »Was soll das Herumgerate? Fest steht, Luke Mullen wurde am Freitagnachmittag entführt. Doch aus Gründen, die nur ihnen bekannt sind, beschlossen die Eltern, ein paar Tage zu warten, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen.«

Conrad
    Angenommen, du wärst ein Zwerg, okay?
    Das heißt längst nicht, dass du nur auf Zwerge stehst. Dass es dich nicht anmacht, mit jemandem herumzuknutschen, bei dem du dich auf einen Stuhl stellen musst, um richtig ranzukommen. Einfach nur, um zu wissen, wie das so ist.
    Ihm war absolut klar, dass er dazu eigentlich mit einer Frau zusammen sein müsste, die an der Kasse im Supermarkt sitzt und nachgemachte Burberryklamotten und Billigparfüm trägt. Als aber Amanda auftauchte mit ihren Prollausdrücken und ihren Alkopops, die sie in sich hineinschüttete, als gäbe es kein Morgen, war er hin und weg wie die Ratte am Abflussrohr. Klar, oder? Er hatte schon immer von einer schicken Tussi geträumt, und obwohl er in seinem tiefsten Inneren wusste, dass das für sie nur ein Abenteuer in Prollland war, lief es anfangs super.
    In letzter Zeit aber hatte er das Gefühl, als ob etwas fehlte. Und damit war nicht nur der Sex gemeint, der nicht mehr ganz so war wie früher, was andererseits nach ein paar Monaten auch wieder normal war. Nein, es war mehr als das. Ihm erschien plötzlich alles so unwirklich. Sie konnte sich Mandy nennen und sich trashig anziehen, aber deshalb blieb sie doch eine »Amanda«, und er schaffte es nie in ihre Liga, was Herkunft oder Hirn anging. Nicht dass er dumm war, nein, das war es nicht. Er wusste schon, wo’s lang geht, zumindest meistens. Aber wenn es darauf ankam, etwas durchzuziehen, Kohle zu machen und das alles, dann gehörte er zu den Typen, die das machten, was die anderen ihnen sagten. Was völlig in Ordnung war, er kannte seine Grenzen. Und das zeigte, dass er nicht blöd war. Fand er.
    Jetzt aber fing er an, an andere Frauen zu denken. An keine bestimmte, einfach an einen anderen Frauentyp. Seinen Typ. Seine Tagträume gingen mit ihm durch, sogar bei entscheidendem Kram wie der Frage, was man mit dem Jungen machen soll und so. Er sah sich dann zusammen mit Frauen, die schmuddlige BHs trugen und Klatschzeitschriften lasen. Er dachte an Frauen, die laut im Bett waren und ihn anständig behandelten und ihm nicht ständig erklärten, wohin mit den Händen. Anfangs hatte er deshalb Schuldgefühle, aber später sagte er sich, dass es ihr bestimmt genauso ging. Wahrscheinlich träumte sie, wenn sie im Bett lagen, von harten Burschen, die Giles oder Nigel hießen. Und vielleicht ging ihr sein Akzent genauso auf die Nerven wie ihm der ihre …
    Gut möglich, dass diese Sache mit dem Jungen daran schuld war. Zunächst hatte sich das nach schnellem Geld angehört, und es hatte nicht viel Überredung gebraucht. Aber, Kacke, es war viel stressiger, als einer alten Lusche eins überzuziehen oder einer Rentnerin so lange was vorzuquasseln, bis sie einen in ihre Wohnung ließ. Sie benahmen sich beide ein
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