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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Autoren: Mark Billingham
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wer er war, und den Kerl mit in die Wohnung zu nehmen. Selbst danach, als der Bulle von der Klinge glitt, wusste er, dass der andere unterwegs war. Dass er keine Zeit zu verlieren hatte.
    In ein paar Minuten hatte er gepackt und war draußen. Er war stolz darauf, wie er das hingekriegt hatte: in Windeseile, ohne dass ihm etwas entgangen wäre. Auf dem Weg durch das Schlafzimmer erstellte er im Kopf eine Liste, nahm nur mit, was absolut notwendig war. Pässe und Unterlagen, ein paar Klamotten und das ganze Bargeld. Solange er Geld hatte, konnte er sich immer behelfen.
    Natürlich hatte er nicht damit angefangen. Ihm war von Anfang an klar, dass er das Auto verschwinden lassen musste, um Zeit zu gewinnen. Er kramte in den Taschen des Bullen nach dem Schlüssel und stellte den Volvo in einer Seitenstraße ab, von wo er in die Wohnung zurücklief. Er hatte noch nicht fertig gepackt, als der zweite Bulle an die Tür klopfte. Er schlich sich zur Eingangstür und blieb dort stehen, bis er die Schritte auf der Treppe hörte.
    »Pass auf damit …«
    Eine Familie mit kleinen Kindern hatte sich auf der anderen Seite des Pools ausgebreitet. Er hörte einen Ball auf sich zuspringen und ein Kind über die Fliesen patschen, um den Ball wiederzuholen. Eales hob den Kopf, griff nach dem Ball und warf ihn zurück. Der Junge lächelte ihm zu. Und sagte »Danke«, als seine Mutter ihn dazu aufforderte.
    »Bitte, gern geschehen«, sagte Eales.
    Er begann sich wirklich zu entspannen …
    Etwas kitzelte ihn an der Schulter, und als er hinsah, sah er einen Schweißtropfen über die blauen Buchstaben auf seiner Schulter rollen. Er dachte wie so oft – schon lange bevor Ward wegen des Auftrags Kontakt zu ihm aufnahm – an die anderen drei, die dasselbe Tattoo trugen. An jenem Abend, als sie in das Tattoo-Studio stolperten und sich, betäubt von dem starken deutschen Bier, unter die Nadel begaben, konnten sie unmöglich wissen, wie unauflöslich ihr Schicksal miteinander verbunden war.
    Sie würden als Crew leben und sterben.
    Ein paar hatten damals in der Wüste nicht so weit gehen wollen, aber das spielte nie eine Rolle. Eigentlich traurig, weil diejenigen, die an diesem Tag keinen einzigen Schuss abgaben, dennoch denselben Preis bezahlten. Und das wegen der Dummheit und Gier eines Mannes.
    Was wiederum bewies, dass man manche Entscheidungen besser anderen überließ …
    Ryan Eales legte sich wieder hin und versuchte zu schlafen.
    Ein weißer Fleck – die auf der Netzhaut eingebrannte Erinnerung an die Sonne hoch über ihm – schoss hinter den Lidern hin und her wie ein Leuchtspurgeschoss. Wie der Lichtpunkt, den er vor zwei Wochen in den Augen des Polizisten hell leuchten sah, bevor er zusammenschnurrte.
    Er rollte die Augen und beobachtete, wie der Punkt im Dunkel tanzte.
     
    Der Fahrstuhl brachte ihn in den obersten Stock der Polizeiwache Colindale. Die Criminal Investigation Division, kurz CID, und das Einbruchdezernat befanden sich im ersten Stock, die Criminal Justice Unit und die Büros des Crown Prosecution Service im zweiten, doch da wollte Thorne nicht hin.
    Er ließ den leeren Pappkarton gegen sein Knie schlagen und stellte sich dabei Spike vor, wie er rhythmisch auf seinen Oberschenkeln oder mit den Fingern auf einem Tisch bei McDonald’s trommelte …
    Obwohl es ganz und gar nicht die offizielle Linie war, hatte Thorne Brigstocke überredet, etwas Geld für Spike locker zu machen. Schließlich gab es eine Kasse, um Informanten zu bezahlen und die Ausgaben der Leute zu begleichen, die ihre Zeit opferten, indem sie der Polizei halfen. Daher schien es durchaus vernünftig, Spike für seine Mühen Geld zukommen zu lassen. Er hatte es sich verdient da unten in der U-Bahn.
    Natürlich war da dieser Zwischenfall mit dem Blut, und nachdem die Operation im Tunnel abgeschlossen war, hatte es einiger Anstrengung bedurft, Spikes Festnahme zu verhindern. Thorne hatte sich schwer ins Zeug geworfen, bis er das Team davon überzeugt hatte, dass Spike provoziert worden sei. Und gleichzeitig musste er eingestehen, dass der Junge die festgelegten Grenzen überschritten habe …
    »Keine Ahnung, wo er das her hat«, hatte Brigstocke gemeint.
    Man konnte es nicht gerade ein Vermögen nennen, was Thorne für ihn herausgeschlagen hatte, aber es würde für die Kaution und eine erste Monatsmiete reichen. Er war nicht so naiv zu glauben, das wäre genug, um Spike die Schuldgefühle wegen des Todes seiner Schwester zu nehmen oder Caroline zu
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