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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Autoren: Mark Billingham
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…«
    »Nicht dass wir Ihnen diese letzten Morde nicht auch ohne das Video hätten anhängen können, aber haben Sie wirklich gedacht, wir hätten nur eine Kopie?«
    Ward wandte sich wütend an Spike.
    »Seit wann sagen Junkies die Wahrheit?«, fragte Spike.
    Wards unheimliche Ruhe war wie weggeblasen. In dem Mann gegenüber kochte das Adrenalin, Thorne spürte seine Bereitschaft.
    Obwohl er sich nichts davon erwartete, stichelte Thorne weiter. Um sich in seinem Erfolg zu sonnen und Ward sehen zu lassen, wie er sich an dessen Ohnmacht freute.
    »Was war das nun an dem Tag, Glück oder Pech?«, fragte Thorne. »Als Sie auf diese Panzercrew stießen. Was meinen Sie, Alan?«
    Ward schien sich über die Frage zu amüsieren. Er antwortete mit einer Gegenfrage: »Für mich oder die Irakis?«
    Thorne antwortete mit einem Blick.
    »Für mich definitiv Glück«, sagte Ward. »Und für sein Glück ist man bis zu einem gewissen Grad selbst verantwortlich. Aber entscheidend ist, was man daraus macht.«
    »Was haben Sie dort eigentlich gesucht?«, fragte Thorne.
    »Ich bin herumgefahren und hab den Funk gecheckt. Auf Rufzeichen vierzig meldeten sie, dass ein Panzer Probleme mit einer Kette hat.« Ward musterte Thorne. Das hier war kein Schwelgen in Erinnerungen, es war Aufklärung. »Ich hab gehört, wie die Panzerinstandsetzungstruppe ihnen mitteilte, in den nächsten Stunden könnten keine Mechaniker rauskommen. Ich war grad in der Nähe und dachte, ich schau mal vorbei und seh mir das an. Als ich hinkomme, sind gerade die Männer in dem irakischen Panzer vorgefahren und haben sich ergeben. Haben ihre Büchsen aufgeklappt und mit den weißen Fähnchen gewinkt …«
    »Ziemlich dumm von denen.«
    »Hören Sie, das war meine Chance. Normalerweise wäre es das gewesen. Wenn es mir genügt hätte, meine kleine Kamera hinzuhalten und zuzusehen, wie ein paar von unseren Jungs ein paar von denen gefangen nehmen. Dann hätte alles wunderbar gepasst. Aber es war viel mehr. Weil ich viel mehr wollte als ein langweiliges Stück Film, mit dem ich bei der nächsten Gehaltsverhandlung womöglich einen kleinen Trumpf in der Hand hätte.«
    »Also … haben Sie ihnen zugeredet.«
    Ward war reglos, konzentriert. Er zwinkerte nicht in dem künstlichen Licht. Als er sprach, war Thorne klar, dass das, was er sagte, aus seinem tiefsten Inneren kam. Die Kälte und Verachtung für alles Leben, die das Wesen dieses Mannes ausmachten, wurden verschleiert durch die verquere Leidenschaft, mit der er sprach.
    »Waren Sie jemals in einer Situation, in der Sie dachten, Sie müssten sterben?«, fragte Ward. »Oder Sie wären derjenige, der einem anderen das Leben nimmt? Kennen Sie diese Erregung?«
    Thorne hatte wenig Lust, darauf zu antworten, aber Ward gab ihm gar keine Gelegenheit dazu.
    »Aus dem, was Sie tun, schließe ich, dass Sie dieses Gefühl besser kennen als die meisten. Und ich möchte Ihnen sagen, ich bewundere Sie für das, was Sie tun. Wirklich. Vielleicht kennen Sie die Situation, die ich beschrieben habe, aus eigener Erfahrung. Aber können Sie sich vorstellen, diese Gefühle über Tage, über Wochen hinweg zu empfinden? Ständig so zu fühlen. Damit zu leben ?« Er warf einen Seitenblick auf Spike, spuckte die Worte in seine Richtung. »Dieses … gesteigerte körperliche Gefühl wird stärker, als es jede Droge sein könnte. Und wenn das Hoch vorüber ist, fällt man lange und muss einen harten Aufprall hinnehmen.«
    »So ’ne Scheiße, was wissen Sie schon davon?«, sagte Spike.
    Ward grinste nur und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Thorne zu. »Diese Jungs waren dafür ausgebildet … Und sie waren Jungs, auf jeden Fall emotional. Man brachte ihnen bei, genau das zu erwarten. Peitschte sie jeden Tag auf, bis es weitaus schlimmer für sie war, nicht in eine Kampfhandlung verwickelt zu sein. Sie brauchten das Adrenalin, verstehen Sie? Sie wurden dorthin geschickt, um den Job zu machen, für den sie ausgebildet waren, und dann erhielten einige von ihnen keine Gelegenheit dazu. Da draußen gab es Burschen, die gingen aufeinander los. Die knallten Kamele ab. Alles, um nur annähernd was wie dieses Prickeln zu spüren.«
    »Sie wollten das auch, richtig?«
    Ward riss die Augen auf. »Ich war … frustriert, ja«, sagte er. »Und diese Situation war wie geschaffen für mich. Oder umgekehrt. Die Jungs dachten, nun wäre es so weit. Hadingham und Eales und die anderen. Man hatte ihnen gesagt, der Feind sei nah. Kampfhandlungen stünden kurz
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