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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Autoren: Mark Billingham
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unmittelbare Umgebung. »Nett hier«, sagte er.
    Spike antwortete nichts darauf.
    Der Mann nickte in Richtung des großen Kartons an der Wand rechts von Spike. »Schläfst du da drin?«
    »Ist besser als so manches andere«, sagte Spike.
    Der Mann zog die Mundwinkel nach oben, brachte jedoch dadurch kein Lächeln zustande. »Erzähl mir, woher du die Kassette hast.« Nun war also Schluss mit dem Small Talk.
    »Hab ich Ihnen doch erzählt, als ich angerufen hab …«
    »Einen Scheißdreck hast du mir erzählt. Einen Haufen Mist. Und seither hatte ich ein paar Tage Zeit zum Nachdenken.«
    »Wassn los? Wollen Sie das Video nicht? Kein Problem für mich. Aber am Telefon schienen Sie ganz wild drauf  …«
    »Erzähl es mir.«
    Im Untergrund war es nie wirklich still. Immer war das gedämpfte Rauschen des Verkehrs von oben zu hören, das Surren der Neonlampen oder Tröpfeln, das einen wahnsinnig machte.
    Spike rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Durch die Haare. »Was möchten Sie hören?« Seine Stimme klang heiser; gebrochen von der Anspannung und der Sucht. »Möchten Sie hören, dass ich ein kaputter Junkie bin? Alles machen würde, um an den Stoff zu kommen? Verzweifelt genug bin, einen Kumpel anzuscheißen?«
    »Du fängst an, mich zu überzeugen«, sagte der Mann.
    »Thorne hat mir erzählt, dass er ein Bulle ist. Dass er wegen dieser Morde verdeckt ermittelt hat. Er hat mir von dem Fall erzählt. Warum die alle umgebracht worden sind.«
    Der Mann blinzelte nicht einmal.
    »Er hat mir alles erzählt«, sagte Spike. »Was damals in der Scheißwüste passiert ist. Er hat mir gesagt, was Sie gemacht haben. Und er hat mir von dem Video erzählt.«
    »Warum?«
    Spike zuckte die Achseln. »Weiß der Geier. Weil es seine letzte Nacht war, glaub ich. Und der Blödmann geglaubt hat, es wär egal. Er hat gesagt, der Typ, der die Morde begangen hat, wär abgehauen, und da könnte man nichts mehr machen …«
    Der Mann schob die Hände in die Taschen seines langen Ledermantels und drückte die Arme eng an den Körper. Nach Mitternacht wurde es kalt hier unten. »Du hast also nur da gesessen und zugehört. Und dann die Chance gewittert, ein paar Kröten mitzunehmen?«
    »Nicht nur ein paar …«
    »Jetzt versuch bloß nicht, das clevere Bürschchen zu spielen.« Eine einfache Anweisung, mit ruhiger Stimme gegeben. Und mit der kalten Zuversicht, die aus der Gewohnheit rührt, derartige Anweisungen befolgt zu sehen.
    »Hören Sie … mit dem Arsch bin ich fertig«, sagte Spike. »Der hat mich die ganze Zeit über gelinkt. Hat mich und meine Freundin und alle anderen als Idioten hingestellt. So hab ich’s ihm heimgezahlt.«
    Der Mann war noch immer argwöhnisch. »Und machst auch noch ordentlich Geld?«
    »Ja, klar. Nach dem, was er mir erzählt hat, hab ich gewusst, dass das Video ’ne Menge wert ist. Dass Sie wahrscheinlich ordentlich löhnen würden, um es wiederzubekommen. Als er dann noch gesagt hat, dass er es bei sich trägt, da fing ich echt an nachzudenken, verstehn Sie? Ich dachte an einen Riesenhaufen Stoff und so. Und an eine Wohnung für mich und meine Freundin.« Bei dem Gedanken daran grinste Spike und schlug sich mit der Faust an den Oberschenkel. »Sie möchte, dass wir zusammen in ’ne Wohnung ziehen, verstehn Sie?«
    »Du hast es dir also einfach genommen?«
    »Er hat geschlafen, da hab ich mir seinen Kram geschnappt und bin verschwunden. Mir ist klar, dass er mich sucht. Aber das hab ich drauf, Leuten aus dem Weg gehen, verstehn Sie?«
    »Hat er gesagt, das ist die einzige Kopie?«
    Spike riss die Augen auf. »Thorne ist ein Irrer. Hab ich Ihnen doch gesagt. Ich glaub, das Leben auf der Platte hat ihn kirre gemacht. Der sieht nicht mehr klar. Nach dem, was er gesagt hat, hat er die Kassette mehr oder weniger geklaut. Er hat ’nen anderen Bullen, den er gut kennt, dazu gebracht, sie ihm zu geben.«
    »Und warum das alles?«
    »Keine Ahnung. Er hat rumgebrüllt, dass er sie jemand zeigen will. Dass er sie für irgendwas braucht.«
    Das schien dem Mann zu denken zu geben.
    »Hören Sie«, sagte Spike. »Ich will echt nichts von der Sache wissen, okay? Wie Sie gesagt haben, mir geht’s nur ums Geld.«
    »Schon klar«, sagte der Mann. »Damit fing die ganze Sache ja an.«
    Spike wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Damit fängt alles an, Kumpel. Nur brauchen ein paar von uns ein bisschen mehr als andere …«
    Der Mann sah Spike mit einer Mischung aus Neugier und Ekel an, als sei
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