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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)
Autoren: Henry Fielding
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Jones, »es ist nicht einen Augenblick aus meinem Herzen gewesen. Die zarte Empfindsamkeit Ihres Geschlechts kann sich die grobartigere des unsrigen nicht vorstellen; ebensowenig, wie gewisse Liebschaften das geringste mit dem Herzen zu schaffen haben.« – »Ich werde mich niemals mit einem Manne verbinden,« erwiderte Sophie sehr ernsthaft, »der seine Empfindungen nicht bis zu dem Grade verfeinern lernt, daß es ihm ebensowohl, als mir selbst, unmöglich werde, einen solchen Unterschied zu machen.« – »Ich will es lernen,« [303] sagte Jones, »und hab' es bereits gelernt. Der erste Augenblick der Hoffnung, daß Sophie meine Gattin werden könnte, hat mich's auf einmal gelehrt, und alle übrigen ihres Geschlechts blieben von dem Augenblick an ebensowenig der Gegenstand der Begierden meiner Sinne, als der Leidenschaft meines Herzens.« – »Wohl!« sagte Sophie; »den Beweis hiervon muß mir die Zeit geben. Ihre Lage, Herr Jones, hat sich jetzt geändert, und ich versichre Sie, ich freue mich über diese Veränderung. Es wird Ihnen nunmehr nicht an Gelegenheiten fehlen, in der Nähe um mich zu sein und mich zu überzeugen, daß auch Ihr Gemüt geändert sei.« – »O, meine vortrefflichste Sophie,« rief Jones, »wie soll ich dir für diese Güte danken? Und sind Sie wirklich so gütig, zu gestehn, daß Sie sich über meine Glückseligkeit freuen. – Glauben Sie mir, gnädiges Fräulein, Sie allein haben mir diese Glückseligkeit erst recht schmackhaft gemacht, weil ich ihr die teuerste Hoffnung verdanke. O, meine Sophie, lassen Sie es keine entfernte Hoffnung sein. – Ich will Ihren Befehlen gar gern gehorsamen. Ich will es nicht wagen, auf etwas weiter zu dringen, als Sie mir erlauben. Aber lassen Sie sich erbitten, bestimmen Sie keine zu lange Prüfungszeit! O, sagen Sie mir, wann darf ich erwarten, daß Sie von dem, was so höchst feierlich wahr ist, überzeugt sein wollen?« – »Da ich einmal freiwillig mich so weit erklärt habe, Herr Jones,« sagte sie, »so erwart' ich, daß Sie nicht weiter in mich dringen. Einmal für allemal verlang' ich das.« – »O sehen Sie nicht so unfreundlich aus, meine Sophie,« rief er. »Nein, ich dringe nicht, ich unterstehe mich's nicht, in Sie zu dringen; aber erlauben Sie mir gütigst, daß ich noch einmal bitten darf, wenigstens eine Zeit zu bestimmen. O erwägen Sie doch die Ungeduld der Liebe.« – »Nun, vielleicht ein Jahr,« sagte sie. – »O meine Sophie,« rief er aus, »Sie sprechen von einer Ewigkeit.« – »Nun, vielleicht wird es etwas kürzer!« sagte sie; »Sie müssen mich aber nicht quälen. Wenn Ihre Liebe zu mir von der Beschaffenheit ist, wie Sie sagen, so, dächt' ich, könnten Sie nunmehr ruhig sein.« – »Ruhig, Sophie? Nennen Sie die jauchzende Fröhlichkeit über mein Glück mit keinem so kalten Namen! – O, entzückender Gedanke! bin ich nicht versichert, daß der selige Tag kommen wird, da ich Sie die Meinige nennen darf; wo keine Furcht mehr sein wird; wo ich das teure, unermeßliche, unaussprechliche, Seelen erhebende Vergnügen genießen werde, meine Sophie glücklich zu machen?« – »In der That, Herr Jones,« sagte sie, »dieser Tag steht in Ihrer eignen Macht.« – »O mein teuerstes, mein göttlichstes Mädchen,« schrie er, »diese Worte setzen mich außer mir vor Freuden! Aber ich muß, ich will diesen teuren Lippen danken, die mir ein so liebliches Urteil gesprochen haben.« Er faßte sie hierauf in seine Arme, und küßte sie mit einer Lebhaftigkeit, wie er's vorher noch niemals gewagt hatte.
    In diesem Augenblicke stürzte Western, der eine Zeitlang an der Thüre gelauscht hatte, ins Zimmer, und mit seiner Jägerstimme, und in seiner Weidmannssprache, hub er an zu schreien: »Frisch auf, Gesell! Frisch auf! huseh! So ist's recht, ihr Honigkinder! [304] O, so ist's recht! Nu, ist nun all's vorbei? Hat sie schon g'sagt, Junker, welch'n Tag? Was? Ist's morgen? Nicht? Ist's übermorgen?« »Nicht 'n Minute soll's länger aufg'schob'n sein, als übermorgen, d'rauf hab' ich mein'n Kopp gesetzt.« – »Ich muß Sie bitten, liebster Herr Western,« sagte Jones, »lassen Sie mich nicht Ursach sein, daß –« – »Ursach hin, Ursach her!« schrie Western. »Was Teufel, hast' d' zu wimmern! Ich meint' d' wärst 'n Kerl gewesen, der 'n besser Faust hätte, als dich so durch 'n paar tücksche Jungfernsprünge in'n Graben werfen zu lassen! Ich sag' dir's, 's ist alles pur Tanterlantant! D'r Donner! sie sieht'n Pfaffen mit'm
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