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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)
Autoren: Henry Fielding
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Buch noch ger'n heut' Abend! Thät's nicht, Fiekchen? Komm g'steh, sei nur einmal 'n ehrlich's Mädchen! Was? Hast' kein Maul? w'rum sprichst' nicht?« – »Was soll ich bekennen, lieber Papa, da es scheint, daß Sie mit meinen Gedanken so vertraulich bekannt sind.« – »Das is m'r nochmal 'n gut's Mädchen! Und sagst also Ja?« – »Nein, in der That, lieber Papa,« sagte Sophie, »ich habe noch nicht Ja gesagt.« – »Und willst 'n nicht morgen haben, oder übermorgen?« sagte Western. – »In der That, lieber Papa,« sagte sie, »das ist mein Wille gar nicht.« – »Aber ich will d'r wohl sagen,« erwidert' er, »w'rum's
dein
Will' gar nicht ist! 'S macht bloß, weil d' immer so gern ungehorsam bist, und dein'n Vater immer placken und plag'n magst.« – »Ich bitte Sie, lieber Herr Western,« sagte Jones, der sich dazwischen legte. – »Auch du bist auch 'n recht'r Märzhase!« schrie Western. »Als ich's ihr verbot, da war's 'n Geseufze, 'n Gewimmer, und 'n Geschmachte und 'n Geschreibe! Nu, nun ich vor dich stimme, nun stimmt sie konträr! Sie hat 'n Widerspruchsgeist, das ist's all's. Sie ist viel zu groß schon, sich von ihr'n Vater leiten zu lassen und regieren; das ist's Ende vom Lied! Wenn man's beim Licht besieht, s' thut's bloß mir weh' zu thun, und m'r konträr zu sein.« – »Was wollen denn mein lieber Papa, was soll ich thun?« sagte Sophie. – »Was 'ch will? was d' thun sollst?« sagte er. »D' Hand sollst 'n geben diesen augenblickl'chen Augenblick.« – »Nun Papa,« sagte Sophie, »ich will Ihnen gehorchen.« – »Da nehmen Sie meine Hand, Herr Jones.« – »Recht so! Und hast' nun noch was einzuwenden? Willst 'n hab'n morgen früh?« sagte Western. – »Ich will Ihnen gehorsam sein, lieber Papa.« – »Nu, so soll's denn morgen früh sein.« – »Weil Sie's denn so haben wollen, lieber Papa,« sagte Sophie, »so mag es morgen früh sein.« – Jones fiel hier auf seine Kniee, und küßte ihre Hand in Verzückungen der Freude, unterdessen daß Western im Zimmer hüpfte und tanzte, und bald darauf ausrief: »Wo Donner steckt denn nun der Alwerth? Da steckt er draußen bei dem Schuft vom Lurrendrayer, dem Dowling; und hätt' wohl ganz was andere zu thun.« Er machte sich auf die Fersen, ihn zu suchen, und gab den Verlobten Raum, ein paar Minuten allein zu genießen.
    Er kam aber mit Herrn Alwerth zurück und sagte: »Wenn S' mir nicht glaub'n woll'n, so könn'n S' ihr selb nur frag'n; da ist sie! – Hast 'n nicht dein Jawort g'geben, Fieke, daß dich [305] morgen trauen lass'n willst? Na, sprich!« – »Papa haben es so befohlen, und ich unterstehe mich nicht, ungehorsam zu sein.« – »Ich hoffe, mein Fräulein,« sagte Alwerth, »daß mein Neffe sich so vieler Güte würdig machen und allezeit, so gut als ich selbst die Ehre zu schätzen wissen werde, die Sie meiner Familie erzeigt haben. Eine Verbindung mit einem so liebenswürdigen, so vortrefflichen Frauenzimmer würde der größten Familie im Reiche wirklich Ehre machen.« – »Ja wohl!« rief Western. »Aberst, wenn ich das Funzeln so länger hätt' ansehen können: Näh, ich will nicht! näh, ich mag nicht! und das Schmeck'n und Lecken, wie die Katz' um 'n Brei, so konnt'n Sie auf die Ehr' lang' gewart't hab'n. Ich mußt' mein' ganze väterlich' Autorität herauskehren, um sie darzu zu kriegen.« – »Ich hoffe nicht, Herr Nachbar,« sagte Herr Alwerth. »Ich hoffe nicht, daß der geringste Zwang angewendet ist!« – »Nu ja, da hab'n wir's wieder!« schrie Western. »Meinethalben sag' ihr lieber, daß s'e wieder auf d' Hinterfüß' tritt! – Sag' nur dein' Zusage thut dir herzlich leid; thut's nicht, Fieke?« – »In der That, Papa, es reut mich nicht, und ich glaube auch nicht, daß mich irgend eine Zusage gereuen soll, die ich dem Herrn Jones gethan habe.« – »Dann, Neffe,« sagte Alwerth, »wünsch' ich dir von Herzen Glück; denn ich denke, du bist der glücklichste unter allen Menschen. Und Sie, liebstes Fräulein, werden mir erlauben, daß ich Ihnen bei dieser freudigen Gelegenheit gleichfalls meinen Glückwunsch abstatte. Ich glaube in der That, Sie haben Ihr Herz und Hand einem Manne geschenkt, der Ihren hohen Wert nie verkennen, und der sich zum wenigsten äußerst bestreben wird, sich Ihrer würdig zu machen.« – »Bestreben?« schrie Western, »ja, das, sollt' ich mein'n, wird er! – Hör' Alwerth! ich setz' dir funfhundert Pfund an 'n Viertel, wir haben dir morgen über neun Mond'n 'n fixen
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