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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)
Autoren: Henry Fielding
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Seegrimm, welche durch Sophiens Vermittlung vermutlich zustande kommen wird.
    Wir kehren nunmehr zurück, um von Herrn Jones und seiner Sophie Abschied zu nehmen, welche, innerhalb ein paar Tagen nach ihrer Verheiratung, Herrn Western und Herrn Alwerth aufs Land begleiteten. Western hat seinen Familiensitz und den größten Teil seiner Güter seinem Schwiegersohne übertragen und ein kleineres Haus, das er in einer andern Gegend hatte, bezogen, weil dabei eine bessere Jagd ist. Freilich ist er oft zum Besuch bei Herrn Jones, welcher, so gut als seine Tochter, ihre Herzensfreude dran finden, alles zu thun, was nur in ihrem Vermögen steht, um sein Leben angenehm zu machen. Und dieses ihr Verlangen glückte ihnen auch so wohl, daß der alte Herr erklärte, er sei in seinem Leben nicht glücklich gewesen, sondern sei es erst jetzt geworden. Er hat hier sein eignes Besuch- und sein Vorzimmer, wo er sich betrinkt, mit wem's ihm gefällt; und seine Tochter ist noch eben so bereitwillig, wie vordem, ihm auf dem Klavier vorzuspielen, so oft er's verlangt; denn Jones hat ihr versichert, eines seiner größten Vergnügen, nach demjenigen ihr zu gefallen, bestehe darin, zu der Glückseligkeit des alten Mannes beizutragen. Dergestalt also, daß die große kindliche Zuneigung, welche sie gegen ihren Vater durch Worte und Thaten bezeigt, ihm seine Gattin fast ebenso teuer und wert macht, als die Liebe und Zärtlichkeit, welche sie ihm selbst erweist.
    Sophie hat ihn schon mit zwei sehr schönen Kindern beschenkt; mit einem Knaben und mit einem Mädchen, in welches der alte Herr so verliebt ist, daß er einen großen Teil seiner Zeit auf der Ammenstube zubringt, wo ihm, wie er bezeugt, das Babbeln seiner kleinen Enkelin, die über anderthalb Jahr alt ist, eine angenehmere Musik mache, als das feinste Geläut der schönsten Koppel Jagdhunde.
    Alwerth war gleichfalls gegen Jones sehr freigebig bei seiner Vermählung und hat keine Gelegenheit vorbeigehen lassen, ihm und seiner Gattin seine Gewogenheit zu bezeigen, und er wird von ihnen geliebt, wie ein Vater. Alles, was in der Natur unsers Jones noch einen fehlerhaften Hang haben mochte, ist durch den beständigen guten Umgang mit diesem guten Manne und durch seine Verbindung mit der liebenswürdigen und tugendhaften Sophie völlig verbessert. Er hat auch durch fleißiges Nachdenken über seine vorigen Thorheiten eine solche Klugheit und Vorsicht erlangt, [311] wie sie bei Personen von seiner lebhaften Gemütsart sehr ungewöhnlich sind.
    Schließlich sagen wir noch dieses: So wie man keinen würdigern Mann und keine würdigere Frau finden kann, als dieses zärtliche Ehepaar, so kann man sich auch kein glücklicheres denken. Sie unterhalten gegen einander die zärtlichste und reinste Liebe; eine Liebe, welche täglich durch die gegenseitigen Beweise von Zärtlichkeit und Hochachtung an Lebhaftigkeit und Dauer zunimmt. Auch ist ihre Art gegen ihre Verwandte und Freunde nicht weniger liebenswürdig, als ihr Betragen gegen einander selbst. Und so groß ist die Herablassung ihrer Leutseligkeit und ihre Wohlthätigkeit gegen Menschen geringen Standes, daß sie keinen Nachbar, keinen Pächter oder Bedienten haben, der nicht mit gerührter Dankbarkeit den Tag segne, an welchem Herr Jones mit seiner Sophie verbunden worden.
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Impressum
    Henry Fielding: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings
    Buchausgabe:
Fielding, Henry: Tom Jones oder die Geschichte eines Findelkindes. 3 Bände, übers. v. J. J. Ch. Bode, mit einer Einleitung v. Prof. J. Schmidt, Stuttgart: W. Spemann, [1883].
Erstausgabe: London (A. Millar) 1749. Hier nach der Übers. v. J.J.Ch. Bode, mit einer Einleitung v. Prof. J. Schmidt, Stuttgart: W. Spemann, [1883].
    Editura Gesellschaft für Verlagsdienstleistungen mbH
    ISBN 978-3-86951-027-9
    http://www.editura.de/ebooks/
     
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