Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire
Autoren: Florine Roth
Vom Netzwerk:
Sondervorstellung. Bestens.
    „Sollen wir hier bleiben?“, fragte meine Schwester vorsichtig.
    „Quatsch!“, blaffte ich sie an.
    Sie nickte langsam, aber ich erkannte den Zweifel in ihren Augen. Das würde morgen sicher ein unangenehmes Gespräch geben. Sie hatte mich immer schon behandelt wie ein rohes Ei. Das war total ätzend.
    „Komm schon!“ Ich setzte mich in Bewegung. „Ich will hier nicht fest frieren. Ich bin wirklich okay, mir geht’s gut.“
    Ich kletterte auf den Rücksitz und zwängte mich neben Lilyana und Andreas, genannt Ann. Dafür, dass der Wagen von außen so massig wirkte, war innen erstaunlich wenig Platz. Leo setzte sich auf den Beifahrersitz. Ich hätte dort auch gern gesessen. Mit Are allein im Auto. Dann hättest du ihm in aller Ruhe etwas vorstottern können, meldete sich eine boshafte Stimme in meinem Hinterkopf. Hach, das wäre so romantisch gewesen.
    Dieses Stottern ... Als ich 13 war, hatte ich sogar mal eine Psychotherapie angefangen. Aber der Therapeut hatte selbst einen Sprachfehler – er lispelte! Das ging mir auf den Keks. Ich wollte ja keine Selbsthilfegruppe für Sprachgestörte aufmachen!
    Der Weg zum TWILIGHT war zu kurz, um sich allzu viele Gedanken zu machen. Ich hatte im Grunde die ganze Zeit nur sinnlos nach draußen gestarrt.

    Ganz entgegen meiner Befürchtung kam ich unbesehen ins TWILIGHT hinein. Niemand fragte nach meinem Ausweis. Ich hatte sogar den Eindruck, als hätte mich niemand bemerkt. Was auch irgendwie frustrierend war.
    Das TWILIGHT war ein etwas größerer Club. Die erste Adresse für Leo und ihre Freunde. Und heute war, wie schon gesagt, Rabenschwarze Nacht. Nahezu alle Anwesenden waren schwarz gekleidet, schwarz geschminkt, gepierct und tätowiert. Das hatte zur Folge, dass ich Leo und ihre Gäste schnell aus dem Auge verlor. Ich sah mich ein wenig irritiert um. Im TWILIGHT war ich bisher noch nicht gewesen, ich musste mich erst mal orientieren. Es war ziemlich düster, ich brauchte ewig, bis sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
    Zum Glück rechtzeitig, denn sonst wäre ich die drei Stufen heruntergefallen, die zur Tanzfläche führten, auf der es kaum noch einen Stehplatz gab. Die Musik war laut, rockig, schwarz und irgendwie cool.
    Ich hielt mich links, da waren die Theke und einige Stehtische.
    Shit, ich hatte nicht mal daran gedacht, mein Geld mitzunehmen. Sonst hätte ich mir jetzt eine Cola kaufen können zum Dran-Festhalten.
    Aber so stand ich wie bestellt und nicht abgeholt herum und suchte vergeblich nach einem bekannten Gesicht. Und als ich endlich eines fand, da wäre ich froh gewesen, keines gefunden zu haben. Ich sah nämlich meine Schwester Leo – und Are. Die beiden standen eng umschlungen an einer der Säulen und sie schienen über das Stadium des Händchenhaltens bereits hinweg zu sein. Ich mochte ja nicht so genau hinschauen, aber es sah so aus, als würden die beiden sich auffressen. Dieser Anblick verursachte ein seltsames Durcheinander in meinen Eingeweiden. Scheiße, was war nur los mit mir? Leo konnte knutschen, mit wem sie wollte! Und auch Are ... nun, hm, na ja ... Es war nur so, dass ... Irgendwas störte mich. Warum zum Teufel war ich nicht zu Hause geblieben?
    Jemand stupste mich an – Lilyana. Wer auch sonst?
    „Der Song“, rief sie.
    „Song?“
    „Der Song, der gerade läuft ... ‚Killerlover’ ... der ist von Devil in Blood .“
    „Oh, cool“, sagte ich etwas lahm. Aber ich hörte noch einmal genauer hin. Der Song war echt klasse. Und dann nahm ich zum ersten Mal bewusst den Gesang wahr, hörte auf die Stimme des Sängers. Denn das war Ares Stimme. Oh Himmel! Vielleicht hätte ich das besser nicht getan?!
    Das war so eine Sache mit mir und den Stimmen. Eine tolle Stimme brachte mich immer ganz aus dem Konzept, und Ares Stimme war dunkel, samtig und verlockend. Und noch etwas anderes schwang in ihr mit – Schmerz. Wahrscheinlich durch meine eigene Beeinträchtigung hatte ich mich schon früh auf Stimmen fixiert. Ich war besessen von ihnen, musste ich zugeben. Und Ares Stimme ... ach scheiß auf Are! Der knutschte gerade mit Leo.
    „Was ist denn?“, fragte Lilyana. „Du bist heute irgendwie total schräg drauf.“
    Das Gefühl hatte ich auch. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Are bekannt war. Phew , meine Schwester grabbelte gerade am Hintern eines offensichtlich bekannten Sängers herum. Eines verdammt guten Sängers, der auch noch ziemlich lecker aussah.
    Und ich starrte die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher