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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
Autoren: Barry Eisler
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geworden. Schwer zu verkraften war die völlige Auflösung seiner Operation. Er war so nah dran gewesen, so viel zu erreichen. Amerika befand sich in Todesgefahr und unternahm einfach nicht genug, um sich dagegen zu schützen. Jetzt, wo seine Operation lahmgelegt worden war, hielt er das Schlimmste für unvermeidlich.
    Er hatte einmal einen Artikel über die verheerenden Brände gelesen, von denen Südkalifornien alle paar Jahre heimgesucht wurde. Der Grund dafür, so die Erklärung eines Experten, war das Vordringen der Vorstadtsiedlungen ins Waldland, weshalb die kleineren Brände, mit der die Natur das Unterholz ausdünnte, nicht mehr geduldet werden konnten. Die Folge war, dass das Unterholz von Jahr zu Jahr dichter und trockener wurde und sich leichter entzündete. Früher oder später, so der Experte, setzt immer irgendetwas das Unterholz in Brand. Mit nahezu mathematisch berechenbarer Sicherheit.
    Genau das Gleiche galt seiner Meinung nach für einen Angriff mit Massenvernichtungswaffen auf Amerika. Es gab da draußen noch so viel Kriegsmaterial aus der Sowjetzeit und so viele Fanatiker, die es einsetzen wollten, dass es nur noch eine Frage der Zeit war. Aber niemand wollte das einsehen, so wie die Eigenheimbesitzer in den Vorstädten von Los Angeles nicht einsehen wollten, dass einmal im Jahr ein bisschen Ruß an der Hausfassade ein kleiner Preis wäre im Vergleich zu einem katastrophalen Flächenbrand. Aber so dachten die Leute nun mal. Dagegen war man so gut wie machtlos.
    Er schüttelte angewidert den Kopf. Das alles erinnerte ihn daran, wie in Stadtverwaltungen entschieden wird, wo Verkehrsampeln aufgestellt werden sollen. Erst wenn an einer Kreuzung ein gewisse Anzahl von tödlichen Unfällen passiert ist, sagen die Politiker: »Hmm, wir sollten dort eine Ampel installieren.« Und zu dem Schluss würden sie wohl auch kommen, wenn New York erst unter einer Pilzwolke verschwunden war.
    Aber vielleicht traute er diesen Idioten zu viel zu. Mensch, New York verlieren ... vielleicht würden sie bloß eine Minute stutzen und sich dann wieder darauf verlegen, zum Boykott gegen französischen Käse aufzurufen oder die Schwulenehe zu verbieten oder was sonst noch Dringendes auf der Tagesordnung stand.
    Ja, die Politiker waren dem Big Oil hörig oder hirntot oder beides. Wenn jemand eine Katastrophe verhindern würde, dann Hilger, zusammen mit dem Team, das er aufgebaut hatte.
    Er seufzte. Al-Jib war eine seiner Stützen gewesen. Wenn Hilger nur ein bisschen mehr über die Kontakte des Mannes hätte herausfinden können, wo er sein Wissen überall verbreitet hat, dann hätten sie den verdammten Geist zum Teil wieder zurück in die Flasche stopfen können. Aber jetzt ging das nicht mehr. Al-Jib würde Hilger nach dieser Sache wahrscheinlich nicht mehr mit der Zange anfassen. Das heißt, falls der Mann überhaupt noch am Leben war. Diese Blonde im China Club, wer immer sie sein mochte, war ja hinter ihm hergejagt wie eine Löwin hinter einer Gazelle.
    Na ja, ein paar klitzekleine Silberstreifen am Horizont gab es doch noch. Als sein mieser Kontaktmann beim Nationalen Sicherheitsrat plötzlich einen Rückzieher machen wollte bei der Frage, ob das Weiße Haus Hilger im Falle einer erneuten Pleite decken könnte, hatte Hilger kurzerhand gesagt, was für ein Jammer es doch wäre, wenn seine Kundenliste publik würde, auf der nicht nur der Kontaktmann stand, sondern auch etliche andere Prominente der politischen Bühne. Das hilflose Schweigen im Anschluss an die Drohung gehörte zu den befriedigendsten Geräuschen, die Hilger je gehört hatte. Der Plan des Kontaktmanns, einfach zu sagen: »Ich kann mich nicht an diesen Vorfall erinnern, Senator«, würde nämlich nicht mehr ausreichen, und das wusste der Scheißkerl.
    Dann hatte Hilger ihm erklärt, dass er kein zweiter Edwin Wilson war. Wenn er in den Knast wanderte, dann eine Menge anderer Leute auch, vorneweg der werte Kontaktmann vom NSC.
    Muss ich noch deutlicher werden?, hatte Hilger gefragt. Nein, hatte der Kontaktmann mit angespannter, schwacher Stimme erwidert. Er habe sich unmissverständlich ausgedrückt.
    Wilson war 1971 als CIA-Agent gefeuert worden, hatte danach aber seine Quasispionagetätigkeit fortgesetzt, Auftragsmorde ausgeführt, Geld gewaschen und Plastiksprengstoff an Länder wie Libyen verkauft, bis er 1983 zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde. Wilson behauptete, er habe die Agency nie verlassen und die ganze Sache sei eine genehmigte
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