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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
Autoren: Barry Eisler
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alles freundlicherweise vom israelischen Geheimdienst zur Verfügung gestellt, meinem aktuellen Kunden. Dox, ein ehemaliger Scharfschütze bei den Marines und ein früherer Kriegskamerad von mir, hatte kurz zuvor auf fünf Millionen Dollar verzichtet, um mir in Hongkong das Leben zu retten. Dass ich ihn zu diesem Job dazugeholt hatte, war meine Art, mich dafür zu revanchieren.
    Dox wartete in der Lobby, als Manny ankam. Ich war in meinem Zimmer im fünften Stock, hatte einen winzigen drahtlosen Ohrhörer tief im Gehörgang und ein drahtloses Mikro unter dem linken Revers des marineblauen Blazers, den ich trug. Dox war ähnlich ausgerüstet.
    »Okay, Partner«, hörte ich ihn leise in seinem näselnden Südstaatentonfall sagen, »unser Freund ist eben eingetrudelt, zusammen mit dem dicksten, potthässlichsten Bodyguard der Welt. Sie checken gerade ein.«
    Ich nickte. Es war eine Weile her, seit ich zuletzt mit einem Partner gearbeitet hatte, und vor gar nicht so langer Zeit hatte sich Dox als ein verdammt guter erwiesen.
    »Gut. Sieh zu, ob du den Namen rauskriegst, den er benutzt, und seine Zimmernummer.«
    »Alles klar.«
    Dass wir selbst an diese Information rankommen mussten, war alles andere als ideal, aber die Philippinen waren wahrhaftig nicht das Wohnzimmer der Israelis, und sie hatten uns nicht gerade viel liefern können. Manny reiste von seiner Wahlheimat Johannesburg aus häufig nach Manila, an die zehn Mal im Jahr. Er blieb immer mindestens eine Woche, der längste Aufenthalt hatte zwei Monate gedauert. Das machte er seit rund zehn Jahren so: vermutlich, weil die Einreisekontrollen in Manila nicht so streng sind wie beispielsweise in Singapur, was die Philippinen ideal für Treffen mit der MNLF, Abu Sayyaf, Jemaah Islamiah und anderen Terrorgruppen in der Region macht; möglicherweise auch, weil ihm die Preise und die Vielfalt des berühmten Nachtlebens von Manila zusagten. Er wohnte stets im Peninsula. Es gab ein paar Fotos von Überwachungskameras. Das war alles.
    Aufgrund der ungewöhnlich dünnen Akte wusste ich, dass wir improvisieren mussten. Zum Beispiel bei der Frage, wo wir Manny ausschalten würden. Das Hotel war unsere einzige Verbindung zu ihm und bot sich daher geradezu an. Aber wenn Manny im Hotel starb, dann würde es absolut natürlich aussehen müssen. Ansonsten würden sich die polizeilichen Ermittlungen zu sehr auf die anderen Gäste richten, einschließlich Dox und mir. Ein anderes Hotel hätte nichts gebracht, dadurch wären wir zu weit vom Geschehen entfernt gewesen.
    Das überzeugende Maß an »Natürlichkeit« zu erreichen, das notwendig ist, wenn man in einem Hotel zuschlägt, ist schon nicht leicht, aber es gab auch noch andere Probleme. Die meisten Tricks, mit denen ich mir normalerweise Zugang zum Zimmer einer Zielperson verschaffe, hängen von der Anonymität der jeweiligen Person ab. Aber Manny war im Hotel bekannt wie ein bunter Hund. Und selbst wenn ich in das Zimmer hineinkäme, während Manny nicht da war, und auf seine Rückkehr warten würde - was, wenn der Bodyguard das Zimmer unmittelbar vor seiner Ankunft durchsuchen würde? Was, wenn Manny mit einem Barmädchen zurückkäme? Auf dem gegebenen Terrain konnte ich solche Eventualitäten nicht kontrollieren, und das gefiel mir nicht.
    Dennoch wollte ich die Zimmernummer haben. Zum einen für den Fall, dass sich keine bessere Gelegenheit ergab und wir die Hotelzimmer-Lösung als Plan B benutzen mussten, aber vor allem, um zu wissen, in welcher Etage wir die Videokamera installieren mussten, mit der wir seine Bewegungen überwachen würden. Wir hätten auch die Lobby mit einer Kamera überwachen können, das hätte uns die Mühe erspart herauszufinden, in welchem Stockwerk er wohnte. Aber es sprach auch einiges gegen die Lobby. Bei dem ständigen Kommen und Gehen dort hätten wir die grobkörnigen Aufnahmen permanent im Auge behalten müssen, um Manny aus der Menge herauszupicken. Und falls wir ihn immer erst in der Lobby sehen könnten, wenn er irgendwo hinwollte, müssten wir uns ganz schön sputen, um ihm aus dem Hotel zu folgen - ein Verhalten, das einem Bodyguard, der was taugte, sofort auffallen würde. Also hatte ich beschlossen, die Lobby nur dann zu benutzen, wenn es nicht anders ging.
    Nicht einmal billige Absteigen verraten einem die Zimmernummer eines Gastes, und das vornehme Peninsula Manila mit seiner großen, in Marmor gehaltenen Lobby und den weißuniformierten Pagen war alles andere als eine billige
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