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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
Autoren: Barry Eisler
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Operation gewesen. Wie nicht anders zu erwarten behauptete die Regierung, das sei gelogen. Hilger wusste nicht, welche Version stimmte - die Informationen waren streng geheim, genau wie in seinem Fall -, aber er hatte den Verdacht, dass die Sache tatsächlich eine genehmigte Operation gewesen war. Wie will man denn sonst an einen Mann wie Gaddafi rankommen? Indem man ihm verkauft, was er haben will. Damals gab es Leute, die dieses Prinzip verstanden hatten, und genauso gab es auch heute noch Leute, Leute wie Hilger, die es verstanden.
    Wilson hatte allerdings den Fehler gemacht, keine Beweise zu sammeln, die seine Geldgeber belasteten. Da war Hilger weitaus besser vorbereitet. Die Leute, die aus reiner Gier ihr Geld bei ihm investiert hatten, waren auch dumm gewesen. Mitarbeiter des Sicherheitsrates würden niemals erklären können, warum sie auf derselben Liste standen wie so unappetitliche Zeitgenossen wie Manny. Sie würden Hilger decken müssen oder mit ihm untergehen.
    Die Agency wiederum würde sich bestimmt nicht schon wieder einen Wilson-Skandal einhandeln wollen. Selbst wenn sie jede Verbindung mit Hilger abstritt, die Presse würde die Sache ausschlachten und von einer Wilson-Neuauflage sprechen. Die Folge wären Untersuchungsausschüsse, Befragungen unter Eid, Finanzüberprüfungen, neue Kontrollmaßnahmen ... alles Dinge, die kein Mensch wollte. Schließlich gab es so viel wichtigere Arbeit zu erledigen. Außerdem verbreiteten Hilgers Kontakte bereits, dass er hinter Mannys Tod stecke. Und falls sich herausstellte, dass Al-Jib auch nicht mehr unter den Lebenden weilte, würde auch das Hilger zugeschrieben werden. Dabei verstand sich von selbst, dass der neue Direktor trotzdem für die Operation so viel Ruhm einheimsen konnte, wie er wollte. Angesichts einer solchen Verlockung waren Politiker etwa so widerstandsfähig wie ein Junkie beim Anblick einer Heroinspritze. Die Hongkonger Polizei und die Hongkonger Geheimdienstkollegen ließen sich auf die gleiche Weise kaufen. Mit der richtigen Mischung aus Vernunft und Anreizen konnte die ganze Sache still und leise unter den Teppich gekehrt werden.
    Klar, die Jim-Hilger-Tarnung war endgültig aufgeflogen, und er musste zumindest damit rechnen, dass die chinesischen Herren von Hongkong ihn zur unerwünschten Person erklärten und aus der Stadt verbannten. Hilger hatte beschlossen, ihnen die Mühe zu ersparen. Er hatte sich bereits eine neue Identität zugelegt, für die er auch schon ein einigermaßen solides Fundament gelegt hatte, und zwar in Shanghai. Wenn die Polizei seine Hongkonger Wohnung oder sein Büro stürmte, was sie vielleicht schon getan hatte, wäre er nicht mehr da, um sie zu begrüßen.
    Die Aussicht vom TWO IFC würde er allerdings vermissen. Na ja, in Shanghai gab es schließlich auch jede Menge Wolkenkratzer. Die Stadt wuchs so schnell, und es lebten so viele Ausländer dort, dass es ihm nicht schwerfallen dürfte, sich zu integrieren und seinen Laden wieder aufzubauen.
    Er dachte kurz an Rain und spürte tatsächlich, wie sich sein Gesicht dabei vor Wut verzerrte. Er war verblüfft über seine eigene Reaktion. Schließlich hatte Rain nicht wissentlich gehandelt. Er war für einen Auftrag engagiert worden, und den hatte er ausgeführt. Hilger griff ständig auf Leute wie Rain zurück; es war nichts Persönliches. Warum also nahm Hilger es jetzt so persönlich? Ja, der Mann hatte alles zerstört. Und dadurch Hilgers jahrelange Arbeit zunichte gemacht und, ohne es zu wissen, das Leben Millionen unschuldiger Menschen gefährdet. Aber er hatte es nicht beabsichtigt, nicht gewusst. Hilger sollte es einfach auf sich beruhen lassen.
    Oder er sollte den Mistkerl aufspüren und ihm einfach eine Kugel in den Kopf jagen. Es war nicht gerechtfertigt, es zeugte nicht einmal von Reife, aber wahrscheinlich würde er danach besser schlafen können.
    Und dann dieser verfluchte Dox. Jemand hatte ihn im China Club mit einem Stuhl zu Fall gebracht, als er gerade die Treppe runterrennen wollte, und er konnte sich denken, wer das gewesen war. Er hatte einen Schwellung auf dem Rücken von der Größe und Farbe einer Aubergine.
    Aber alles schön der Reihe nach. Zuerst Shanghai. Dann wahrscheinlich weitere Schadensbegrenzung. Dann von seiner Operation retten, was noch zu retten war.
    Danach wäre Zeit für Rain und Dox. Und dann stehe Gott ihnen bei.

23
    NACHDEM ICH MICH IM TSUTA von Kanezaki verabschiedet hatte, rief ich Tatsu an. Ich fragte ihn, ob er Lust auf
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